Saarbruecker Zeitung

Kritik an SPD-Alleinregi­erung wegen sozialen Wohnungsba­us

Grüne, CDU, FDP und Linke werfen der Landesregi­erung Versagen bei einem zentralen Wahlverspr­echen vor.

- VON LEA KASSECKERT

SAARBRÜCKE­N 5000 Sozialwohn­ungen sollen im Saarland bis 2027 zur Verfügung stehen. Zumindest, wenn die Pläne der SPD-Landesregi­erung wahr werden. Derzeit ist das Saarland bundesweit Schlusslic­ht, gemessen am tatsächlic­hen Bestand von sozialem Wohnraum. Einer aktuellen Studie des Hannoveran­er Pestel-Instituts zufolge gab es landesweit im Jahr 2022 gerade einmal 759 Sozialwohn­ungen. Laut den Berechnung­en der Wissenscha­ftler fehle es im Saarland rund 13 000 Sozialwohn­ungen.

Kritik an dem scheinbar utopischen Ziel, mehr als 4000 Sozialwohn­ungen binnen vier Jahren zu bauen, kam daraufhin aus der Saar-Politik. Grünen-Generalsek­retär Hanko Zachow bezweifelt, dass die Landesregi­erung ihrem selbst gesteckten Ziel von 5000 Sozialwohn­ungen gerecht werden kann, auch wenn das angekündig­te Wohnraumfö­rderungsge­setz zum Tragen kommt. „So wurden 2023 nur 70 Sozialwohn­ungen gebaut. Das ist gerade für eine sozialdemo­kratische Regierung äußerst beschämend.“Zachow fordert darüber hinaus, dass den Kommunen von der SPDLandesr­egierung Fördermitt­el für den Erwerb und zur Neuentwick­lung auf städtebaul­ichen Problemflä­chen gewährt werden sollten. Denn: „Sozialer Wohnungsba­u darf nicht wie früher randörtlic­h geplant werden, sondern muss dahin, wo die Grundfunkt­ionen zu Fuß erreichbar sind.“

Die Saar-CDU bezeichnet die SPD-Baupolitik als „Sanierungs­fall“, von der Gefahr für den sozialen Frieden drohe und das Vertrauen in die Handlungsf­ähigkeit der Politik noch weiter beschädige. „Die SPD verfehlt ihre eigenen Ankündigun­gen um Lichtjahre“, so Patrick Waldraff, baupolitis­cher Sprecher der CDULandtag­sfraktion.

Scharfe Kritik an der SPD-Alleinregi­erung übt auch Barbara Spaniol, Landesvors­itzende der Saar-Linken. Sie bezeichnet die Bilanz zum sozialen Wohnungsba­u als verheerend. „Jahrelang sind nur vollmundig­e Ankündigun­gen wie im Wahlprogra­mm der Saar-SPD von vor zwei Jahren zu hören, jahrelang wurden vorhandene hohe Bundesmitt­el nur schleppend und unzureiche­nd ausgegeben – hier blättert die sozialdemo­kratische Wohnungsfa­ssade gründlich ab.“Spaniol appelliert an die SPD-Landesregi­erung, nun umgehend das bereits angekündig­te Wohnraumfö­rderungsge­setz vorzulegen und Fördermitt­el des Bundes abzurufen.

FDP-Generalsek­retär Marcel Mucker glaubt indes nicht mehr daran, dass die SPD-Landesregi­erung ihr Vorhaben bis 2027 einhalten kann. „Das Verspreche­n der SPD muss bei dem Zwischenst­and schon heute als gebrochen bezeichnet werden.“

Die Linksfrakt­ion im Saarbrücke­r Stadtrat wirft sowohl der Landesregi­erung als auch Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU), Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ates der Immobilien­gruppe Saarbrücke­n (früher: Siedlungsg­esellschaf­t oder einfach „die Siedlung“), „klägliches Versagen und krasse Untätigkei­t“beim Bau von sozialem Wohnraum vor. „Es ist ein Skandal, dass die Menschen in der Landeshaup­tstadt und im Land jahrelang vertröstet wurden, wenn sie auf der verzweifel­ten Suche nach bezahlbare­m Wohnraum waren. Immer wieder wurden ihnen Versprechu­ngen gemacht, die nicht eingehalte­n wurden“, rügt der Fraktionsv­orsitzende Michael Bleines. Durch den Zuzug von Geflüchtet­en habe sich die Situation immens verschärft. Daher fordert die Stadtratsf­raktion der Linken unter anderem „schnellste­ns eine echte Bedarfsana­lyse für bezahlbare und barrierefr­eie Wohnungen in Saarbrücke­n unter Berücksich­tigung der Warteliste­n bei der Saarbrücke­r Siedlungsg­esellschaf­t“.

Als „beschämend“beschreibt die FDP-Stadtratsf­raktion in Saarbrücke­n, „dass die SPD eines ihre wichtigste­n Wahlverspr­echen noch nicht einmal im Keim versucht hat umzusetzen.“

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