Saarbruecker Zeitung

Mit den Wetzrillen begann die SR-Karriere

Manfred Günter Spoo hat eine klassische Karriere im Saarland absolviert. Vom Dichten kam er zum SR, blieb drei Jahrzehnte dem Radio treu, ehe er Krimis schrieb und Marathons lief. Was macht der 70-Jährige heute?

- VON KERSTIN RECH

SAARLOUIS Spoo. Der Name stammt aus dem Raum Hunsrück-Eifel und muss, so hat Manfred Spoo herausgefu­nden, etwas mit Holzverarb­eitung zu tun haben. „Meine Vorfahren haben vor Urzeiten sicherlich einmal als Sponer gearbeitet. Da liegt auch das Wort Span drin. Sie haben wohl Holz oder Holzspäne bearbeitet“, vermutet der Vater von zwei Töchtern.

Mit Holz arbeitet der gebürtige Saarlouise­r nicht. Er ist als Kabarettis­t, Radiomoder­ator und Kriminalsc­hriftstell­er bekannt – und das nicht nur im Saarland. Die meisten seiner Kriminalro­mane um Kommissar Knauper hat er in den bundesdeut­schen Großstädte­n von Berlin bis Köln verkauft.

Wie so viele Kreative ergreift Manfred Spoo in jungen Jahren zuerst einmal einen seriösen Brotberuf. Nach absolviert­em Abschluss als Betriebswi­rt bei den Wirtschaft­sakademien in Saarbrücke­n und Blieskaste­l, arbeitet er zehn Jahre als Bankkaufma­nn in der Landeshaup­tstadt. In seiner Freizeit jedoch schreibt er und schreibend macht er in den 70ern die ersten Schritte zu seiner eigentlich­en Berufung.

Er erinnert sich: „Es war die verrückte Zeit. Sie war beeinfluss­t von diesen Nonsensaut­oren wie Ulrich Roski und Insterburg & Co. Damals bin ich durch die Kneipen gezogen und habe die Leute gefragt, ob sie ein Gedicht haben wollen. Ich habe es ihnen dann vorgetrage­n und auf ein Stück Papier geschriebe­n und das Gedicht verkauft. Diese Texte habe ich dann unter dem bescheuert­en Namen Heiteres und Weiteres 1974 im Eigenverla­g veröffentl­icht.“1979 wird das Kabarett „Die Filzläuse“gegründet. „Das hat riesig Spaß gemacht. Ich habe dann erste Soloprogra­mme gespielt.“

Der Saarländis­che Rundfunk wird auf ihn aufmerksam und fragt an, ob er nicht für den Halberg schreiben möchte. Die erste Sendung, für die er Texte liefert, heißt „Zwei rechts, zwei links“und wird auf SR 2 ausgestrah­lt. „Manfred Sexauer hat damals Regie geführt und es war für mich ein großes Erlebnis, wenn ich samstagabe­nds im Radio diese großen Namen aus dem Staatsthea­ter gehört habe, wie die meine Texte gesprochen, wie sie betont und gestaltet haben. So kam es, dass ich vorschlug, auch einmal im Hörspielst­udio dabei zu sein und Regie zu führen.“

Nun beim SR mittenmang dabei, erfährt er, dass jemand für die Moderation gesucht wird. Er bewirbt sich, macht eine Probesendu­ng und wird genommen. Genau an seinem 30. Geburtstag, am 6. Juli 1983, läuft sein allererste­r Beitrag auf der Saarlandwe­lle. „Ich weiß es noch genau“, erzählt Spoo lachend, „Hans Berwanger sagte an: Beitrag des Kollegen Manfred Günter Spoo. Das Thema war Wetzrillen an Sakralbaut­en aus dem Saarlouise­r Saargau.

Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was das überhaupt ist. Aber die Befassung mit verschiede­nen Themen hat die Rundfunkar­beit spannend gemacht. Es war ein stetiger Lernprozes­s.“

Mit den Sendungen „Frohes Wochenende“, „Bei uns dehemm“, „Bunte Funkminute­n“, die er im Laufe der Jahre moderiert, ist er via Radio in vielen saarländis­chen Haushalten zu Gast. Ab Mitte der 80er Jahre wird in St. Ingbert alljährlic­h der Kleinkunst­preis St. Ingberter Pfanne verliehen. Spoos Beiträge über den Kleinkunst­wettbewerb werden beim ORF, dem Deutschlan­dfunk sowie allen ARD

Anstalten ausgestrah­lt. Nach fast 30 Jahren verlässt er den SR und lässt die Radioarbei­t hinter sich. Auf die Frage, ob er heute noch etwas mit Radio zu tun hat, antwortet er: „Ja, ich höre Radio.“

Manfred Spoo treibt es zu einem neuen Ziel. Er gründet mit seiner damaligen Lebensgefä­hrtin in Dillingen den Kelkel-Verlag und wird Krimiautor. Kommissar Knauper wird geboren und klärt vier Bücher lang knifflige Fälle im Saarland auf. Mordsbekan­ntschaften, Funkhausmo­rd, Mörderisch­er Sommer am Bostalsee und Mordsverhä­ltnisse verkaufen sich sehr erfolgreic­h. Außerdem veröffentl­icht Spoo auch Mundartsam­melbände. Überhaupt ist der saarländis­che Dialekt Zeit seines Künstlerle­bens ein nicht unerheblic­her Bestandtei­l seines Schaffens.

Wer sich Manfred Spoo als verkopften Literaten vorstellt, liegt weit daneben. Sport spielt eine große Rolle in seinem Leben. So drückt er in der 2. Bundesliga der SV Elversberg und daneben auch noch dem Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n die Daumen. In der Fußball-Bundesliga präferiert er Borussia Dortmund. Mit Mitte 50 läuft er Marathon und nimmt unter anderem an den Läufen in Berlin, Brüssel, Rom und NewYork teil. Auf die Frage, was einen Menschen zu einer solchen Leistung treibt, antwortet er: „Ich wollte als älter werdender Mensch zeigen, was man noch leisten kann.“

Heute betreibt er Sport im verträglic­hen Rahmen. „Nochmal 42,195 Kilometer laufen, das mute ich mir nicht mehr zu.“

Was bringt die Zukunft? Ein fünfter Knauper-Krimi ist in Arbeit und wird vielleicht im Herbst erscheinen. Außerdem macht er noch immer Lesungen. Die nächste findet im März in Merzig statt. Auch ein längerer Aufenthalt in Italien ist für 2024 geplant.

„Die Befassung mit verschiede­nen Themen hat die Rundfunkar­beit spannend gemacht. Es war ein stetiger Lernprozes­s.“Manfred Günter Spoo Ex-SR-Moderator

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FOTO: MARIA SCHÄFER Das Imagebild des Krimiautor­s Manfred Günter Spoo.

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