Saarbruecker Zeitung

Droht ein weiterer längerer Leerstand?

Nachdem die Wasgau AG die Schließung ihres Marktes in Friedrichs­thal bekanntgeg­eben hat, stellt sich die Frage, wie es mit dem Gebäude weitergeht.

- VON DIETER STEINMANN

FRIEDRICHS­THAL Das Gerücht, dass die Pirmasense­r Firma Wasgau Produktion­s & Handels AG ihren Markt in Friedrichs­thal schließen könnte, ging in der Stadt schon länger um. Zu Beginn des Jahres wurde es zur traurigen Gewissheit. Der Markt in der Straße Untere Hofwiesen wird schließen. Die Begründung: „Das Geschäft ist nicht so profitabel gelaufen wie erwartet.“So die WasgauPres­sesprecher­in Isolde Woll. Der Mietvertra­g wurde zum 31. Oktober gekündigt. Zu welchem Datum sich die Türen konkret schließen werden, ist noch nicht bekannt.

Abgesehen davon, dass damit eine weitere, bei vielen Friedrichs­thalern beliebte Einkaufsmö­glichkeit wegfällt, stellt sich die Frage, wer die Räume übernehmen könnte. Mehr noch: Wird sich überhaupt ein Interessen­t finden? Oder droht dem Gebäude ein ähnliches Schicksal wie dem alten Friedrichs­tahler Bahnhof? „Die angekündig­te Schließung des Wasgau-Markts ist eine weitere Hiobsbotsc­haft für die Nahversorg­ung unserer Stadt“, sagte Horst-Henning Jank, Fraktionsv­orsitzende­r der Partei Bündnis 90/Die Grünen, der SZ. Nach der Schließung des „Unverpackt-Ladens“in der Saarbrücke­r Straße und der Bäckerei Kappes in der Illinger Straße sei dies ein weiteres Alarmsigna­l für die Verantwort­lichen der Stadt. „Es gilt nun, dringend die Attraktivi­tät des Ortskerns zu steigern. Die Standortqu­alität für den Handel und die Lebensqual­ität für die Bürger muss verbessert werden“, so Jank. Das könne vor allem dadurch erreicht werden, Maßnahmen zur Verkehrsbe­ruhigung und ein sinnvolles Konzept für die Flächennut­zung im Bereich vorm Rathaus voranzutre­iben.

Daniel Jung, der Fraktionsv­orsitzende der CDU im Friedrichs­thaler

Stadtrat, möchte einen anderen Weg einschlage­n, um Gewerbetre­ibende ein Engagement in Friedrichs­thal schmackhaf­t zu machen. Die CDU erarbeitet einen Antrag, der darauf abzielt, den Gewerbeste­uersatz in Friedrichs­thal zu senken. „Wir werden in nächster Zeit einen entspreche­nden Antrag in den Stadtrat einbringen“, so Jung. „Wir denken, dass damit die Attraktivi­tät der Stadt für Gewerbeneu­ansiedlung­en gesteigert werden kann.“

Der Hebesatz für die Gewerbeste­uer liegt in Friedrichs­thal derzeit bei 455 von Hundert und ist damit der höchste im Sulzbach- und Fischbacht­al (zum Vergleich: Quierschie­d und Sulzbach: 430). In den zehn Städten und Gemeinden im Regionalve­rband haben lediglich die Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n (490) und die Stadt Völklingen (460) höhere Sätze. „Wir sollten bezüglich der weiteren Nutzung des WasgauGebä­udes zügig Kontakt mit dem

Eigentümer aufnehmen, entspreche­nde Gespräche führen und als Stadt auch aktiv neue Nutzer suchen und dabei eben auch positive Anreize setzen.“Von einer sogenannte­n „Leerstands­steuer“, wie sie einige

„Wir werden einen Antrag in den Stadtrat einbringen, der darauf abzielt, den Gewerbeste­uersatz zu senken.“Daniel Jung Fraktionsv­orsitzende­r der CDU im Stadtrat Friedrichs­thal

rheinland-pfälzische Kommunen, zuletzt etwa Landau und TrabenTrar­bach, ins Spiel gebracht haben, hält Jung dagegen eher wenig. „Abgesehen von verfassung­srechtlich­en Bedenken und dem zusätzlich­en bürokratis­chen Aufwand zur Erhebung der Steuer, setzen wir grundsätzl­ich auf die Vernunft der am Markt Beteiligte­n und nicht auf Zwangsmaßn­ahmen.“Ein Eigentümer, der seine Immobilie nicht vermietet, schneide sich am Ende schließlic­h selbst ins Fleisch. Eine „Leerstands­steuer“käme lediglich bei Einzelfäll­en infrage. Etwa dort, „wo aus objektiv nicht nachvollzi­ehbaren Gründen keine Anstalten gemacht werden, sich um eine sinnvolle neue Nutzung zu bemühen, sondern man die Immobilien leer stehen und verwahrlos­en lässt“, wie Jung hinzufügt.

Unterdesse­n sieht Nadine Klein von der Fraktion der Bürger für Friedrichs­thal, nicht die Höhe der Gewerbeste­uer als Beweggrund für ein Ja oder Nein der Ansiedlung eines größeren Handelsunt­ernehmens. „Generell standen wir bisher erhöhten Steuerbela­stungen immer sehr kritisch gegenüber. Im Fall des Wasgau-Markts denken wir jedoch nicht, dass eine Steuersenk­ung bei solch großen Handelsunt­ernehmen ausschlagg­ebend für eine Ansiedlung ist“, meint Klein. Die Attraktivi­tät des Standorts sowie die Einwohnerz­ahlen stünden ihrer Meinung nach bei solchen Entscheidu­ngen eher im Fokus. Laut der Wasgau AG sei ja eben die „fehlende Wirtschaft­lichkeit an einem schwierige­n Standort“der Grund für die Entscheidu­ng zur Schließung des Marktes gewesen. Nadine Klein setzt auf eine aktive Vorgehensw­eise der Stadt: „Da es in den letzten Jahren bereits Anfragen von Handelsket­ten zu eventuelle­n Ansiedlung­en gab, sollte die Stadt nun diese Interessen­ten aktiv angehen, um einen eventuelle­n, längeren Leerstand des jetzigen Wasgau-Gebäudes zu verhindern.“Was die kleineren Gewerbetre­ibenden im Ort angehe, solle die Stadt versuchen, es ihnen so angenehm und unkomplizi­ert wie möglich zu machen, und vor allem unterstütz­end tätig sein, um eine gewisse Attraktivi­tät zu bieten.

 ?? FOTO: DIETER STEINMANN ?? Wasgau wird den Einkaufsma­rkt in Friedrichs­thal spätestens zum 31. Oktober 2024 schließen.
FOTO: DIETER STEINMANN Wasgau wird den Einkaufsma­rkt in Friedrichs­thal spätestens zum 31. Oktober 2024 schließen.

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