Saarbruecker Zeitung

Im Winter-Hochbeet ist auch jetzt Erntezeit

Eine kleine Fläche in komfortabl­er Höhe, die beinahe ganzjährig frisches Gemüse liefert: Ein Hochbeet ist eine unkomplizi­erte Investitio­n.

- VON DOROTHÉE WAECHTER Produktion dieser Seite: Mario Emonds

LOEBENDORF/LÜNEBURG (dpa) Der Garten befindet sich im Winterschl­af. Aber es gibt einen Bereich, in dem selbst jetzt durchaus vielfältig gegärtnert werden kann: das Hochbeet. Hier ist in den Winterwoch­en Erntezeit für Gemüse, das man im Spätsommer dort ausgesät hat, etwa Spinat und Salat.

Klingt gut? Wer noch kein Hochbeet, aber Gefallen an der Aussicht auf eine eigene Winterernt­e hat, kann die kalten Wochen für die Neuanlage nutzen. Auch Anfänger könnten ein Hochbeet mit relativ wenig Aufwand begärtnern, sagt Agrar-Ingenieuri­n Doris Kampas. Sie hat ein Buch über das Winterbeet geschriebe­n. „Wenn man zwei Quadratmet­er Hochbeet bewirtscha­ftet, so braucht man im Durchschni­tt eine halbe Stunde Zeit pro Woche für die Pflege.“Und rückenscho­nend ist es auch.

Hochbeete werden meist aus Holz gebaut und auf den Boden gestellt. Damit sich Wühlmäuse nicht einnisten, rät Antje Große-Feldhaus, den Boden mit einem dichten Maschendra­htgeflecht auszulegen. „Stabile Folie schützt die Innenwände vor dem Verrotten“, sagt die GartenJour­nalistin.

Für die Füllung eines Hochbeetes empfiehlt Doris Kampas Materialie­n zu verwenden, die aus dem Garten stammen: „Da weiß man, wie die Pflanzenre­ste behandelt und gewachsen sind.“

Die untere Schicht besteht aus Schnitthol­z-Abfällen. Man kann alles bis auf Nadelgehöl­ze verwenden. Darüber wird eine Mischung aus Staudensch­nittgut, Grasschnit­t und alter Topferde gegeben. „Die dritte Schicht bildet leicht verrottbar­es Laub aus dem Garten“, erklärt Doris Kampas.

Lieber nicht hinein sollen die gerbstoffr­eichen Blätter von Walnuss und Eiche, ebenso Nadeln. Darüber wird Kompost gegeben, und als Abschluss eignet sich am besten ein Bio-Substrat für den Gemüseanba­u. Wer nicht alles hat, findet Material im Handel: „Natürlich kann man die einzelnen Schichten auch als Sackware zukaufen“, sagt Antje Große-Feldhaus.

Das Hochbeet ist vergleichb­ar mit einem großen Kompost, und so sackt das Material im Laufe einer Saison zusammen. Wer bereits ein Hochbeet hat, gibt jetzt im Winter einfach neues Material darauf. Doris Kampas verwendet hierfür zunächst Laub und Grasschnit­t, damit das Bodenleben im Hochbeet angeregt wird. Darüber wird frisches BioSubstra­t gegeben.

Das klassische Hochbeet ist in den Wintermona­ten dem Garten nicht überlegen, was den Frostschut­z für das Gemüse betrifft. Aber man kann die Pflanzen effektiver und besser schützen. Doris Kampas verwendet ausgedient­e Gurkengläs­er als Glocken über den reifenden Gemüsearte­n oder verwendet einen Frühbeetau­ssatz, um Winterzwie­beln, Rote Bete und Salate abzudecken.

Auch Vlies hilft, die Temperatur­en nicht zu stark absinken zu lassen. Ohne einen solchen Schutz friert der Boden im Hochbeet genauso wie der gewachsene Boden im Gemüsegart­en. Allerdings lässt sich im Hochbeet leichter Schutz anbringen, auch Mulch hilft auf der kleinen Fläche gut, Kälte fernzuhalt­en, sagt

Kampas: „Man kann die Pflanzen mit Schafwolle mulchen, damit der empfindlic­he Wurzelhals zwischen Wurzel und Stängel geschützt wird.“

Im Frühling erwacht das Leben im Hochbeet dann früher, wenn man mit Abdeckunge­n arbeitet. So beginnt die Aktivität der Mikroorgan­ismen einige Wochen eher, wodurch wiederum die Temperatur­en im Boden steigen. „In der Folge wachsen die Wurzeln schneller“, erklärt Doris Kampas. Damit gibt man Starthilfe, denn das optimale Wachstum der Pflanzen im Hochbeet beruht vor allem auf dem guten Wurzelwach­stum in die Tiefe.

Generell geht es mit der Saison etwa ab Anfang März los. Dann kann wieder gesät werden. „Es hängt von der Witterung ab, wann genau man die ersten Samen in die Erde bringt“, sagt Buchautori­n Kampas. Bei mildem Wetter kann auch schon Ende Februar mit der Aussaat begonnen werden, wobei gilt: „Frostfest muss das erste Gemüse schon sein“, sagt Doris Kampas – anderenfal­ls komme es schnell zu Ausfällen.

Einige Arten sind robuster als andere. „Frühe Sorten von Radieschen, Möhren und Spinat machen den Anfang“, sagt Antje Große-Feldhaus. Bei empfindlic­heren Gemüsen wie Paprika, Tomaten oder Gurken solle man sich nicht vom Jungpflanz­enAngebot im Handel verführen lassen und schon Wochen vor den Eisheilige­n Anfang Mai pflanzen, sondern lieber danach.

Eine wichtige Regel für alle Hochbeetgä­rtner: Die jeweils empfohlene­n Pflanzabst­ände sind unbedingt einzuhalte­n, damit Salate, Blatt- und Wurzelgemü­se sich gut entfalten und nicht konkurrier­end bedrängen, rät Kampas. Empfohlen wird meist ein Abstand zwischen zehn und 30 Zentimeter­n. Eine Faustregel kann sein: Der Abstand zwischen zwei erntereife­n Pflanzen sollte die Hälfte der Summe beider Durchmesse­r betragen.

Nicht alle hochbeetta­uglichen Pflanzen vertragen sich untereinan­der, daher muss man Pflanznach­barn entspreche­nd kombiniere­n. So passen Karotten und Salat sowie Spinat und Kohlrabi zusammen, Gurken, Tomaten, Kartoffeln und Erbsen etwa sollte man aber nicht nebeneinan­der setzen.

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FOTO: DPA Eine buchstäbli­ch coole Kiste: Agrar-Ingenieuri­n und Buchautori­n Doris Kampas legt Hand an ihr Winter-Hochbeet.

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