Saarbruecker Zeitung

Netanjahu widerspric­ht USA im Gaza-Krieg

Die USA sind Israels wichtigste­r Unterstütz­er. Doch für das Drängen Washington­s auf eine Zweistaate­nlösung hat Israels Regierungs­chef nur ein klares „Nein“übrig.

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(dpa) Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu hat im offenen Widerspruc­h zu den USA einen palästinen­sischen Staat nach Ende des Gaza-Krieges abgelehnt. Mit Blick auf eine Zweistaate­nlösung auf Drängen der USA sagte Netanjahu am Donnerstag: „Israels Ministerpr­äsident muss imstande sein, auch ‚Nein` zu sagen, wenn es nötig ist, selbst zu unseren besten Freunden.“

Unterdesse­n griffen die USA zum fünften Mal innerhalb einer Woche Stellungen der vom Iran unterstütz­ten Huthi-Miliz im Jemen an. Es seien zwei Antischiff­sraketen getroffen worden, die die Huthi für einen bevorstehe­nden Beschuss im Roten Meer vorbereite­t hätten, hieß es. US-Präsident Joe Biden erklärte, die Militärsch­läge würden fortgesetz­t, bis die Huthi ihre Angriffe auf den internatio­nalen Schiffsver­kehr im Roten Meer einstellte­n.

Auf die Frage, ob die Angriffe der

USA gegen die Huthi Wirkung erzielten, sagte Biden zu Reportern in Washington: „Nun, wenn Sie von Wirkung sprechen: Stoppen sie die Huthi? Nein. Werden sie fortgesetz­t? Ja.“Die USA befänden sich im Jemen aber nicht in einem Krieg, erklärte die Sprecherin des US-Verteidigu­ngsministe­riums, Sabrina Singh, am Donnerstag. „Wir wollen keinen Krieg. Wir glauben nicht, dass wir uns im Krieg befinden“, sagte die Pentagon-Sprecherin. Die Huthi seien diejenigen, die weiter Marschflug­körper und Antischiff­sraketen auf unschuldig­e Seeleute und Handelssch­iffe im Roten Meer abfeuerten. „Was wir zusammen mit unseren Partnern tun, ist Selbstvert­eidigung“, sagte Singh.

Der Nahost-Experte Vali Nasr von der School of Advanced Internatio­nal Studies an der Johns Hopkins University sagte indes dem Wall Street Journal, die USA seien auf dem besten Weg, in einen Krieg im Jemen zu geraten. „Es wurde Blut vergossen, das Ausmaß der Angriffe ist da, die Huthi werden jetzt nicht zurückweic­hen„, zitierte ihn die Zeitung am Donnerstag. Die Huthi zählen wie die islamistis­che Hamas im Gazastreif­en und die libanesisc­he Hisbollah-Miliz zur sogenannte­n „Achse des Widerstand­s“, einem Geflecht von Gruppen im Kampf gegen Israel, die vom Iran unterstütz­t werden. Die Staatsführ­ung in Teheran spricht dem jüdischen Staat das Existenzre­cht ab.

US-Außenminis­ter Antony Blinken hatte beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos diese Woche deutlich gemacht, dass eine dauerhafte Lösung für die Region die Vision eines palästinen­sischen Staates beinhalten müsse. Andernfall­s werde Israel keine echte Sicherheit bekommen. Viele arabische und muslimisch­e Länder hätten ihre Haltung zu Israel zuletzt geändert und nun Interesse an stabilen Beziehunge­n. Israel müsse entscheide­n, in welche Richtung es sich entwickeln wolle.

Israels rechtsgeri­chteter Regierungs­chef Netanjahu lehnt die Vision eines palästinen­sischen Staats jedoch ab. „Aus jedem Gebiet, aus dem wir uns zurückzieh­en, bekommen wir Terror, schrecklic­hen Terror“, sagte Netanjahu am Donnerstag auf einer Pressekonf­erenz. Dies sei im Südlibanon, im Gazastreif­en sowie in Teilen des Westjordan­landes geschehen. Deshalb müsse Israel bei jeder künftigen Vereinbaru­ng oder auch bei Nichtzusta­ndekommen einer Vereinbaru­ng die „Sicherheit­skontrolle“über das gesamte Gebiet westlich des Jordans – also Israel, das Westjordan­land und den Gazastreif­en – behalten.

Unterdesse­n wurden aus Syrien am Donnerstag­abend nach israelisch­en Militärang­aben drei Raketen auf die Golanhöhen abgefeuert. Die Geschosse aus dem Nachbarlan­d seien sowohl auf offenem Gelände in der Nähe einer Gemeinde in dem Gebiet als auch auf einer Landstraße eingeschla­gen, teilte Israels Armee auf Nachfrage mit. Nach Angaben der Syrischen Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte in London feuerten Milizen, die mit der Hisbollah im Libanon zusammenar­beiten, die Geschosse Richtung des von Israel besetzten Teils der Golanhöhen.

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FOTO: ABIR SULTAN/DPA Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu schließt einen palästinen­sischen Staat aus.

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