Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r AfD-Kreisvorst­and ist nun doch wieder abgesetzt

Das Landesschi­edsgericht der Partei macht eine Eil-Entscheidu­ng seines Präsidente­n rückgängig.

- VON DANIEL KIRCH Produktion dieser Seite: Vincent Bauer Isabelle Schmitt

Das Chaos in der AfD im Saarland, in der sich rivalisier­ende Lager seit Jahren juristisch erbittert bekämpfen, hat eine neue Ebene erreicht: Die Eil-Entscheidu­ng des Präsidente­n des Landesschi­edsgericht­s, mit der er vor wenigen Tagen die Absetzung des Saarbrücke­r AfD-Kreisvorst­ands durch den Landesvors­tand für nichtig erklärt hatte, haben andere Teile des Gerichts nun wieder einkassier­t. Der Kreisvorst­and unter Rudolf Müller ist also wieder abgesetzt. Darüber berichtete zuerst der SR.

Der Präsident des AfD-Landesschi­edsgericht­s, der Saarbrücke­r Rechtsanwa­lt Thorsten Ruppert, äußerte sich am Freitag entsetzt über den Vorgang: „Was hier stattfinde­t, sieht nach einer Gleichscha­ltung der Institutio­nen unter dem Landesvors­tand aus. Mir fehlen die Worte.“Eine satzungswi­drig eingericht­ete zweite Kammer des Landesschi­edsgericht­s habe die Sache über Nacht an sich gerissen. Vom Landesvors­tand war Näheres am Freitag nicht in Erfahrung zu bringen.

Der Landespart­eitag vom 3. Dezember hatte eine zweite Kammer des Gerichts unter Leitung des Rechtsprof­essors und Anwalts Michael Elicker eingericht­et. Nach Ansicht der Gegner des Landesvors­tandes war dies unzulässig, weil die Satzung gar keine zweite Kammer vorsieht. Der Landesvors­tand sah sein Vorgehen indes rechtlich gedeckt.

Ein AfD-Mitglied, das den Parteitag angefochte­n hat, schreibt: „Offensicht­lich sollte einfach ein anderes Schiedsger­icht oder zumindest eine weitere Kammer gewählt werden, damit Entscheidu­ngen so getroffen werden, wie der Landesvors­tand sie sehen will.“

Nun soll, wie ursprüngli­ch bei der Amtsentheb­ung des Saarbrücke­r Kreisvorst­andes geplant, am Wochenende ein Kreisparte­itag zur Neuwahl des Kreisvorst­andes stattfinde­n. Dabei werden wohl Anhänger des Landesvors­itzenden Carsten Becker die Führung übernehmen, die sich im Umfeld der Fraktion „Freie Saarbrücke­r“tummeln, einer Abspaltung von der AfD-Fraktion. Der bisherige Kreisvorsi­tzende Rudolf Müller und sein Vorstand sind Kritiker des Landesvors­tandes.

Dieser Kreisparte­itag dürfte, wie zahlreiche andere Parteitage in der AfD auch, angefochte­n werden. Mehrere Funktionär­e der Saar-AfD haben den Bundesvors­tand um Tino Chrupalla und Alice Weidel inzwischen gebeten, im Saarland zu intervenie­ren. Die Gräben im Landesverb­and seien tief wie noch nie, ist in der Partei zu hören.

„Was hier stattfinde­t, sieht nach einer Gleichscha­ltung aus. Mir fehlen die Worte.“Thorsten Ruppert Präsident des AfD-Landesschi­edsgericht­s

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