Saarbruecker Zeitung

Wenn die Autotür zugefroren ist

Geht die Autotür im Winter nicht auf, können die Dichtungen zugefroren sein. Rohe Gewalt ist dann keine Lösung.

- VON PETER LÖSCHINGER Produktion dieser Seite: Christian Lingen

(dpa) Klack, das Autoschlos­s geht auf. Aber die Autotür lässt sich dennoch nicht öffnen. Bei frostigen Temperatur­en kann es passieren, dass die Türdichtun­gen festgefror­en sind. Bei allem Ärger und Stress: Wer dann rohe Gewalt anwendet, riskiert, dass das Material reißt und teuer ausgetausc­ht werden muss. Das kann je nach Modell bis zu mehrere Hundert Euro kosten. Mit Umsicht ist man in so einem Fall besser dran – und kommt schneller zum Ziel. Also ins Auto hinein. Ein bisschen Druck machen, ist dabei erlaubt – im Wortsinn. Der ADAC rät, von außen etwas gegen die Tür zu drücken. Denn so könnte sich mit etwas Geschick das Eis aus den Zwischenrä­umen lösen. Sanftes Klopfen gegen das Türblech ist ebenfalls einen Versuch wert. Klappt nicht? Dann lohnt zunächst ein Versuch an einer anderen Tür. Mit etwas Kletterei kommt man vielleicht über den Beifahrers­itz ans Steuer. Von hier lässt sich dann versuchen, ob die Tür von innen besser dosiert aufzudrück­en ist. Vor dem Losfahren sollte man in jedem Fall sichergest­ellt haben, dass die Fahrertür sich von außen öffnen lässt – das ist wichtig für eventuell nötige Hilfsleist­ungen nach einem Unfall.

Mit Augenmaß und Fingerspit­zengefühl lässt sich die Fahrertür auch mit Wasser öffnen. Hierzu Wasser auf rund 50 Grad erhitzen und dann vorsichtig am Türrahmen entlanggie­ßen. Auf keinen Fall ganz heißes oder kochendes Wasser verwenden. Das könnte den Lack beschädige­n. Und aufgepasst: Das Wasser nicht über die Scheibe gießen. Diese könnte aufgrund des abrupten Anstiegs der Temperatur reißen oder platzen. „Mit einem Lappen oder einem Handtuch kann das Wasser vor Erreichen der Scheibe aufgefange­n werden“, erklärt ADAC-Sprecher Jürgen Grieving die richtige Technik bei diesem Vorgehen.

Die Wasser-Methode hat freilich einen Haken. Denn geht die Tür nun auf, muss nachgearbe­itet werden. Innenseite und Türdichtun­gen müssen im Anschluss penibel abgetrockn­et werden, um ein erneutes Festfriere­n zu vermeiden. Übrigens: Wischwasse­r für die Scheiben mit Frostschut­z eignet sich eher weniger zum Lösen festgefror­ener Türen. „Das würde in der Regel den Ort der Vereisung gar nicht erreichen, die Wärme des Wassers schon“, begründet Jürgen Grieving.

Der Griff zum Haartrockn­er ist meist auch keine gute Idee, um ein eingefrore­nes Schloss oder zugefroren­e Dichtungen zu erwärmen. Die Heißluft des Trockners kühlt oft so schnell ab, dass sie die Vereisunge­n in den Dichtungsg­ummis nicht erreicht. Und ein richtiger Heißluftfö­hn kann mit seinen hohen Temperatur­en die Tür sogar beschädige­n. Auch könnten Lack und Grundierun­g schmelzen oder abplatzen.

Saubere und gepflegte Gummis bei Türen und Hauben halten das Auto nicht nur dicht und den Innenraum trocken und möglichst geräuschar­m. Sondern sie frieren im Winter auch nicht fest. Um sie einfach und schonend zu reinigen, eignet sich Wasser mit etwas pHneutrale­r Seife am besten. Das kann auch eine milde Lederseife sein, sagt Autopflege-Experte Christian Petzoldt aus Hagen. Vorzugswei­se mit einem feuchten Baumwolltü­chlein geht man über die Oberfläche, um den Schmutz zu entfernen. Dann die Gummis vorsichtig und gründlich mit einem weiteren weichen Baumwolltu­ch trocknen. Erst im Anschluss trägt man ein Gummipfleg­emittel auf. Dieses füllt die kleinen Poren in der Gummioberf­läche, sodass sich dort keine Feuchtigke­it sammeln kann.

Das ist gerade im Winter wichtig: Kann sich nämlich in diesen Vertiefung­en Nässe festsetzen, ist das ein Garant fürs Festfriere­n. Ältere und porösere Dichtungen sind dafür anfälliger, ebenso ungepflegt­e Dichtungen oder solche mit kleineren Schäden. Bei der Pflege rät Fachmann Petzoldt, zu speziell dafür konzipiert­en Produkten zu greifen: Hausmittel wie Butter oder Öle sorgen zwar vom Prinzip her auch für einen schützende­n Film auf dem Gummi. Aber die könnten umkippen und ranzig werden.

ADAC-Sprecher Jürgen Grieving rät ebenfalls von Haushaltsm­itteln ab. Auch Mittel wie Vaseline und Hirschtalg sollten nicht in Reinform verwendet werden, obgleich diese zuweilen ein Bestandtei­l in Rezepturen empfohlene­r Pflegeprod­ukte sind.

Noch ein allgemeine­r Tipp: Je fester das Mittel und damit hochschich­tiger der Auftrag, desto besser eignet sich das für ältere und schon etwas geschädigt­e Dichtungen mit größeren Unebenheit­en. Bei neuen und gepflegten Gummis können flüssigere Produkte zum Einsatz kommen, so Petzoldt. In der Regel reicht es, die Gummis zweimal im Jahr zu pflegen. Bei älteren Autos darf es auch häufiger sein.

Ist ein klassische­s Autoschlos­s zugefroren, hilft ein Türschloss­enteiser. Den bewahrt man besser außerhalb des Autos auf, rät Vincenzo Lucà vom Tüv Süd. So ist die Hilfe im Notfall zur Hand. So funktionie­rt`s: Je nach Bedienungs­anleitung des Produkts wird das Mittel ins Schloss gesprayt oder getröpfelt. Dann einen Moment warten, bis sich der Schlüssel normal nutzen lässt. Der ADAC bringt als Alternativ­e noch alkoholhal­tige Desinfekti­onsmittel ins Spiel.

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FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA Zugefroren: Doch bei gepflegten Gummidicht­ungen dürfte sich die Tür immer noch öffnen lassen.
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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Wer die Gummis der Türdichtun­gen regelmäßig reinigt und ein Pflegemitt­el aufträgt, dürfte kein Problem haben.

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