Die wichtigsten Trends in der Arbeitswelt
Künstliche Intelligenz, Quereinstieg und Flexibilität – diese Themen werden den Arbeitsmarkt 2024 bestimmen.
(dpa) Ein neues Jahr mit neuen und alten Herausforderungen in der Arbeitswelt ist angebrochen. Die wohl größte: dem Fachkräftemangel entgegentreten. Dafür braucht es Arbeitskräfte – aber wo sollen die herkommen? Und welche Rolle spielt künstliche Intelligenz (KI)? Die Jobportale Stepstone und Indeed haben die zentralen Entwicklungen rund um Arbeitsmarkt und Jobsuche für 2024 ausgemacht. Zwei Fachleute ordnen sie ein:
1. Künstliche Intelligenz verändert Einstellungsprozesse
Besonders bewährt hat sich KI bereits im Einstellungsprozess.In praktisch jeder Stufe – unter anderem der Stellenausschreibung, dem Sichten von Bewerbungen, der Evaluation von Bewerbungsgesprächen – kann sie zum Einsatz kommen. Für Bewerber entscheidend: „Der Lebenslauf wird immer wichtiger“, sagt Annina Hering von Indeed. Er sollte auf den Punkt formuliert und so formatiert sein, wie in der Stellenbeschreibung gewünscht. Dabei sei es durchaus sinnvoll, selbst KI zu nutzen, um Bewerbungsunterlagen zu erstellen.
Individualität bleibt dennoch wichtig. Vorausgewählte Bewerber bekommen meistens im persönlichen Gespräch die Gelegenheit, um zu überzeugen. Dies nimmt demnach auch an Bedeutung zu. Das Anschreiben verliert dagegen immer mehr an Relevanz. Daher raten die Experten, nicht nur auf
klassische Jobportale zu setzen. „Pflegen Sie Ihre Kontakte und halten Sie berufliche Social-Media-Profile auf Stand“, sagt Kai Helfritz von der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP). Ihm zufolge spielen Mitarbeiter-Empfehlungsprogramme eine immer größere Rolle im Recruiting.
2. Unternehmen müssen sich zunehmend im Ausland umsehen
Weil es in Deutschland nicht genug Fachkräfte gibt, setzen viele Unter
nehmen auf Fachkräfte aus dem Ausland. „Es gibt eine Reihe von Vorteilen, die dadurch entstehen“, sagt Helfritz. Fachkräfte aus dem Ausland bringen Kompetenzen ein, die nicht Teil einer deutschen Berufsausbildung oder des Arbeitsalltags sind. Die Unternehmen werden internationaler und diverser und damit unter Umständen wettbewerbsfähiger.
Werden Unternehmen internationaler, bedeutet das auch, dass Sprachkenntnisse noch wichtiger werden. Englisch ist besonders gefragt. Im Grunde aber ist jede Fremdsprache laut Helfritz ein Pluspunkt. So sei es denkbar, dass Arbeitgeber auch bei inländischen Bewerbern jene mit kultureller Offenheit und Auslandserfahrung vorziehen, weil sie gut in ein internationales Team passen.
3. Quereinstieg und Schulungen werden immer wichtiger
Fachkräftemangel bedeutet auch, dass Arbeitnehmer immer öfter Jobs erledigen, die sie so nicht gelernt haben. Möglich macht dies das sogenannte lebenslange Lernen. „Arbeitnehmer sollten jede Weiterbildung mitnehmen, die ihnen angeboten wird – und auch gezielt nach Schulungen fragen“, rät Helfritz.
Das bedeutet auch: Nie waren die Chancen für einen Quereinstieg besser. „Bewerben Sie sich auch auf Stellen, deren Anforderungen Sie nicht komplett erfüllen“, sagt Annina Hering. Hierfür eignen sich vor allem große Arbeitgeber, denn das Ausbilden eines Quereinsteigers kostet Zeit und Geld. Kleine und mittelständische Unternehmen haben oft nicht genug Mittel.
Und man sollte bloß nicht denken, man sei zu alt. „Auch ab 50 ist ein Quereinstieg besser möglich als noch vor einigen Jahren“, betont die Expertin.
4. Management altersdiverser Belegschaften gewinnt an Bedeutung
Junge Arbeitnehmer können von älteren viel lernen – und umgekehrt. Trotzdem kann es immer wieder zu Spannungen kommen. Angesichts des demografischen Wandels müssen diese überwunden werden. Es ist Aufgabe der Unternehmen, ein gutes Miteinander zu ermöglichen.
Der Fokus liegt dabei nicht nur auf dem Nachwuchs: Unternehmen müssen Arbeiten für Ältere attraktiv machen, heißt es bei Indeed. Denn andernfalls wollen sie gar nicht bleiben. Hilfreich sind zum Beispiel die Möglichkeit, sich stetig weiterzubilden, ein flexibler Renteneintritt und umfassende Gesundheits-, Sozialund Rentenleistungen.
„Auch ab 50 ist ein Quereinstieg besser möglich als noch vor einigen Jahren.“Annina Hering Personalexpertin
5. Gute Ausgangslage für Wunsch nach flexiblem Arbeiten
Auch in Zeiten einer wirtschaftlichen Rezession bleibt der Arbeitsmarkt ein Arbeitnehmermarkt. „In den meisten Branchen müssen sich Unternehmen überlegen, wie sie ihre Arbeitnehmer für sich gewinnen“, sagt Personaler Helfritz. Zwar wollen die meisten Firmen ihre Stellen in Vollzeit besetzen. Doch die Chancen, dass Betriebe sich auch auf andere Modelle einlassen, stehen gut. Denn: Lieber eine Teilzeitkraft als keine Arbeitskraft.
Also: Auch wenn von Flexibilität, Teilzeit oder Homeoffice erst einmal nichts in der Stellenanzeige steht, lohnt es sich, unbedingt nachzuhaken.