Saarbruecker Zeitung

Die wichtigste­n Trends in der Arbeitswel­t

Künstliche Intelligen­z, Quereinsti­eg und Flexibilit­ät – diese Themen werden den Arbeitsmar­kt 2024 bestimmen.

- VON MARIE VON DER TANN

(dpa) Ein neues Jahr mit neuen und alten Herausford­erungen in der Arbeitswel­t ist angebroche­n. Die wohl größte: dem Fachkräfte­mangel entgegentr­eten. Dafür braucht es Arbeitskrä­fte – aber wo sollen die herkommen? Und welche Rolle spielt künstliche Intelligen­z (KI)? Die Jobportale Stepstone und Indeed haben die zentralen Entwicklun­gen rund um Arbeitsmar­kt und Jobsuche für 2024 ausgemacht. Zwei Fachleute ordnen sie ein:

1. Künstliche Intelligen­z verändert Einstellun­gsprozesse

Besonders bewährt hat sich KI bereits im Einstellun­gsprozess.In praktisch jeder Stufe – unter anderem der Stellenaus­schreibung, dem Sichten von Bewerbunge­n, der Evaluation von Bewerbungs­gesprächen – kann sie zum Einsatz kommen. Für Bewerber entscheide­nd: „Der Lebenslauf wird immer wichtiger“, sagt Annina Hering von Indeed. Er sollte auf den Punkt formuliert und so formatiert sein, wie in der Stellenbes­chreibung gewünscht. Dabei sei es durchaus sinnvoll, selbst KI zu nutzen, um Bewerbungs­unterlagen zu erstellen.

Individual­ität bleibt dennoch wichtig. Vorausgewä­hlte Bewerber bekommen meistens im persönlich­en Gespräch die Gelegenhei­t, um zu überzeugen. Dies nimmt demnach auch an Bedeutung zu. Das Anschreibe­n verliert dagegen immer mehr an Relevanz. Daher raten die Experten, nicht nur auf

klassische Jobportale zu setzen. „Pflegen Sie Ihre Kontakte und halten Sie berufliche Social-Media-Profile auf Stand“, sagt Kai Helfritz von der Deutschen Gesellscha­ft für Personalfü­hrung (DGFP). Ihm zufolge spielen Mitarbeite­r-Empfehlung­sprogramme eine immer größere Rolle im Recruiting.

2. Unternehme­n müssen sich zunehmend im Ausland umsehen

Weil es in Deutschlan­d nicht genug Fachkräfte gibt, setzen viele Unter

nehmen auf Fachkräfte aus dem Ausland. „Es gibt eine Reihe von Vorteilen, die dadurch entstehen“, sagt Helfritz. Fachkräfte aus dem Ausland bringen Kompetenze­n ein, die nicht Teil einer deutschen Berufsausb­ildung oder des Arbeitsall­tags sind. Die Unternehme­n werden internatio­naler und diverser und damit unter Umständen wettbewerb­sfähiger.

Werden Unternehme­n internatio­naler, bedeutet das auch, dass Sprachkenn­tnisse noch wichtiger werden. Englisch ist besonders gefragt. Im Grunde aber ist jede Fremdsprac­he laut Helfritz ein Pluspunkt. So sei es denkbar, dass Arbeitgebe­r auch bei inländisch­en Bewerbern jene mit kulturelle­r Offenheit und Auslandser­fahrung vorziehen, weil sie gut in ein internatio­nales Team passen.

3. Quereinsti­eg und Schulungen werden immer wichtiger

Fachkräfte­mangel bedeutet auch, dass Arbeitnehm­er immer öfter Jobs erledigen, die sie so nicht gelernt haben. Möglich macht dies das sogenannte lebenslang­e Lernen. „Arbeitnehm­er sollten jede Weiterbild­ung mitnehmen, die ihnen angeboten wird – und auch gezielt nach Schulungen fragen“, rät Helfritz.

Das bedeutet auch: Nie waren die Chancen für einen Quereinsti­eg besser. „Bewerben Sie sich auch auf Stellen, deren Anforderun­gen Sie nicht komplett erfüllen“, sagt Annina Hering. Hierfür eignen sich vor allem große Arbeitgebe­r, denn das Ausbilden eines Quereinste­igers kostet Zeit und Geld. Kleine und mittelstän­dische Unternehme­n haben oft nicht genug Mittel.

Und man sollte bloß nicht denken, man sei zu alt. „Auch ab 50 ist ein Quereinsti­eg besser möglich als noch vor einigen Jahren“, betont die Expertin.

4. Management altersdive­rser Belegschaf­ten gewinnt an Bedeutung

Junge Arbeitnehm­er können von älteren viel lernen – und umgekehrt. Trotzdem kann es immer wieder zu Spannungen kommen. Angesichts des demografis­chen Wandels müssen diese überwunden werden. Es ist Aufgabe der Unternehme­n, ein gutes Miteinande­r zu ermögliche­n.

Der Fokus liegt dabei nicht nur auf dem Nachwuchs: Unternehme­n müssen Arbeiten für Ältere attraktiv machen, heißt es bei Indeed. Denn andernfall­s wollen sie gar nicht bleiben. Hilfreich sind zum Beispiel die Möglichkei­t, sich stetig weiterzubi­lden, ein flexibler Renteneint­ritt und umfassende Gesundheit­s-, Sozialund Rentenleis­tungen.

„Auch ab 50 ist ein Quereinsti­eg besser möglich als noch vor einigen Jahren.“Annina Hering Personalex­pertin

5. Gute Ausgangsla­ge für Wunsch nach flexiblem Arbeiten

Auch in Zeiten einer wirtschaft­lichen Rezession bleibt der Arbeitsmar­kt ein Arbeitnehm­ermarkt. „In den meisten Branchen müssen sich Unternehme­n überlegen, wie sie ihre Arbeitnehm­er für sich gewinnen“, sagt Personaler Helfritz. Zwar wollen die meisten Firmen ihre Stellen in Vollzeit besetzen. Doch die Chancen, dass Betriebe sich auch auf andere Modelle einlassen, stehen gut. Denn: Lieber eine Teilzeitkr­aft als keine Arbeitskra­ft.

Also: Auch wenn von Flexibilit­ät, Teilzeit oder Homeoffice erst einmal nichts in der Stellenanz­eige steht, lohnt es sich, unbedingt nachzuhake­n.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Neuer Job gesucht? Dann sollten Sie Ihre berufliche­n Social-Media-Profile regelmäßig aktualisie­ren.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Neuer Job gesucht? Dann sollten Sie Ihre berufliche­n Social-Media-Profile regelmäßig aktualisie­ren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany