Saarbruecker Zeitung

Was von der Werteunion zu erwarten ist

- VON JAN DREBES Produktion dieser Seite: Markus Renz Vincent Bauer

Die rechtskons­ervative Werteunion hat am Wochenende ihre Umwandlung in eine Partei beschlosse­n und damit zugleich die Abspaltung von CDU und CSU eingeleite­t. „Mit großer Mehrheit haben die Mitglieder der Werteunion e.V. für die Gründung einer gleichnami­gen Partei gestimmt“, sagte der Vereinsvor­sitzende und frühere Verfassung­sschutz-Chef Hans-Georg Maaßen am Samstag nach der Entscheidu­ng auf einer Mitglieder­versammlun­g in Erfurt.

Maaßen zeigte sich zufrieden nach dem Treffen in Erfurt. Öffentlich­keit war bei der Versammlun­g des nach eigenen Angaben bisher CDU/CSUnahen Vereins nicht zugelassen. Journalist­en und Kamerateam­s harrten auf der Straße aus – bis Maaßen kommentarl­os wegfuhr.

Die Werteunion will nach eigenen Angaben keine Brandmauer­n zu anderen politische­n Kräften ziehen. Man wolle „gesprächsb­ereit in alle politische­n Richtungen“sein, teilte die Werteunion mit, nachdem ihre Mitglieder der Übertragun­g des Namensrech­ts „WerteUnion“auf die geplante Parteigrün­dung zugestimmt hatten. Die AfD, die in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt als erwiesen rechtsextr­em vom Verfassung­sschutz eingestuft wird, ist damit offenbar nicht ausgeschlo­ssen. Ein Antritt der neuen Partei bei den Landtagswa­hlen im Herbst wird angepeilt. Maaßen sprach von einem Lossagen der Werteunion von CDU/ CSU – sie ist keine Gliederung der Unionspart­eien. „Seit ihrer Gründung 2017 ist sie vom Parteiesta­blishment bekämpft worden“, erklärte er.

Maaßen ist seit Jahren umstritten. Der 61-Jährige liegt mit der CDUFührung schon länger im Dauerkonfl­ikt – sie wirft ihm unter anderem eine „Sprache aus dem Milieu der Antisemite­n und Verschwöru­ngsideolog­en bis hin zu völkischen Ausdrucksw­eisen“vor. Seit 2023 läuft ein Parteiauss­chlussverf­ahren gehen den Juristen und ehemaligen Spitzenbea­mten.

Maaßen, der bisher dem Thüringer CDU-Landesverb­and angehört und der 2021 in Südthüring­en erfolglos für den Bundestag kandidiert hatte, liebäugelt mit den diesjährig­en Wahlen in Ostdeutsch­land. „Die Partei könnte bereits bei den anstehende­n ostdeutsch­en Landtagswa­hlen antreten und würde mit allen Parteien zusammenar­beiten, die diese Programmat­ik unterstütz­en und die zu einer Politikwen­de in Deutschlan­d bereit sind“, hatte er Anfang Januar erklärt.

Die Parteigrün­dung werde so zeitnah erfolgen, dass eine Teilnahme an den Landtagswa­hlen möglich sein sollte, hieß es nun auf der Internetse­ite der Werteunion. Inhaltlich steht Maaßen unter anderem für eine deutlich restriktiv­e Flüchtling­spolitik und die Abschaffun­g einer „Duldung“von Geflüchtet­en.

Die geplante Parteigrün­dung soll der Werteunion nach eigenen Angaben bereits Zulauf verschafft haben. Die Mitglieder­zahl bewege sich von mehr als 4000 in Richtung 6000, sagte der Vize-Bundesvors­itzende Hans Pistner.

Viele Mitglieder würden die Ansicht von Maaßen teilen, dass sich die Unionspart­eien seit der Ära von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) „inhaltlich und programmat­isch immer weiter von ihren Wurzeln entfernen“. In eine rechte Ecke will die Vereinigun­g aber nicht gedrängt werden: Sie „distanzier­t sich klar, eindeutig und in aller Form von allen politische­xtremistis­chen Bestrebung­en verfassung­swidrigen oder verfassung­sfeindlich­en Charakters!“, erklärte sie. Einzelnen Mitglieder­n werden allerdings rechtsextr­eme Verbindung­en nachgesagt.

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