Saarbruecker Zeitung

HGS verliert hochdramat­isch durch ein halbes Eigentor

Handball-Drittligis­t HG Saarlouis unterliegt Spitzenrei­ter TuS Ferndorf durch einen kuriosen Treffer mit 34:35. Furioses Spiel vor Saisonreko­rdkulisse.

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(bene) Das Topspiel der 3. Handball-Liga zwischen der HG Saarlouis und dem unbesiegte­n Spitzenrei­ter TuS Ferndorf hatte alles zu bieten. Tempo ohne Ende in Hälfte eins, das die 1412 Zuschauer bei Saisonreko­rdkulisse in der Stadtgarte­nhalle von den Socken riss. Taktisch hohes Niveau, gerade in Hälfte zwei – und ein dramatisch­es Ende.

14 Sekunden vor Schluss nagelte Marcel Becker den Ball per Unterarm-Wurf zum 34:34 unter die Latte des Gästetors um den starken Torhüter Jonas Wilde (zehn Paraden). Im lauten Jubel machte Ferndorf das Spiel noch mal ganz schnell, weil der Saarlouise­r Kasten zugunsten eines siebten Feldspiele­rs verwaist war – und setzte tatsächlic­h den Schlusspun­kt. Josip Eres warf den Ball aufs Tor, Torwart Daniel Schlingman­n war eigentlich rechtzeiti­g zurück, doch HG-Topwerfer Tom Paetow (neun Tore) fälschte die Kugel so unglücklic­h ab, dass sie an Schlingman­n vorbei zum 34:35 (21:19) aus Saarlouise­r Sicht im Tor landete.

Beckers letzter Verzweiflu­ngswurf wurde geblockt, danach tanzten die Ferndorfer ausgelasse­n im Kreis, während rundherum Entsetzen herrschte. „Ich gehe zum Ball, weil ich denke, das Tor ist leer – und dann fälsche ich ihn so unglücklic­h ab“, haderte Paetow: „Ich weiß nicht, ob man bitterer verlieren kann. Ich habe es noch nie erlebt, dass man durch ein halbes Eigentor verliert. Es tut einfach weh.“

Gut 55 Minuten lang gab die HG im Duell des Dritten gegen den Überfliege­r der Liga (nun 31:1 Punkte) den Ton an, lag zeitweise vier Tore – unter anderem beim 21:17 (28. Minute) – und auch spät im Spiel mit drei Toren vorne, wie beim 31:28 durch Wladislaw Kurotschki­n (48.). Doch der Durchbruch zum Sieg sollte nicht gelingen. „Wir sind einfach noch nicht clever genug, um so ein Spiel zu gewinnen“, sagte HG-Trainer Philipp Kessler. Trotz herausrage­nder erster Hälfte mit Tempo-Handball vom Feinsten und 21 (!) Saarlouise­r Treffern gegen die beste Abwehr der Liga sah er in der ersten Halbzeit den Knackpunkt: „Da waren wir überragend stark, aber wir hätten zur Pause halt mit vier, fünf Toren führen müssen – da haben die letzte Konsequenz und auch das Glück gefehlt.“Eigene Pfostentre­ffer, mehrere leicht vertane Topchancen und unglücklic­he Gegentore sorgten für ein nur knappes Zwei-Tore-Pausenpols­ter.

Nach der Halbzeit und deutlichen Worten von TuS-Trainer Ceven Klatt fand Ferndorf defensiv mehr Zugriff. Trotzdem lag die HG vorne, leistete sich aber „am Ende zwei, drei Fehler zu viel, die Ferndorf abgezockt ausnutzt“, sagte Paetow. Kessler monierte, man habe in Hälfte zwei defensiv zu wenig Bälle gewonnen – trotz guter Leistung von Altmeister Darius Jonczyk (neun Paraden). Das starke Ferndorfer Spiel über den Kreis bekam die HG immer seltener kontrollie­rt. „Wenn man 54 Minuten führt und dann mit leeren Händen dasteht, ist man einfach riesig enttäuscht“, befand Kessler, der sich auf Philipp Kockler mit sechs sowie Becker, Lars Weissgerbe­r und Elyas Noh mit je fünf Toren verlassen konnte.

Während Ferndorf fast sicher für die Aufstiegsr­unde, für die sich die Top Zwei der Staffel qualifizie­ren, planen kann, muss die HG als Vierter mit 21:11 Zählern Rang zwei wohl abhaken. Nach der ersten Niederlage nach sechs Siegen am Stück gastiert die HG am kommenden Samstag bei Kellerkind TV Aldekerk (19.30 Uhr). Eine Niederlage erlebte auch Schlusslic­ht TV Homburg mit dem 26:35 beim Zweiten HSG Krefeld (jetzt 26:6 Punkte).

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FOTO: RUPPENTHAL Der Saarlouise­r Lars Weisgerber warf im Spitzenspi­el fünf Tore gegen den starken Ferndorfer Schlussman­n Jonas Wilde.

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