Saarbruecker Zeitung

Was junge Großeltern ausmacht

Vor wenigen Tagen berichtete Schauspiel­er Felix von Jascheroff, dass er mit 41 Jahren Großvater geworden ist – eine Rarität. Der Trend geht in eine andere Richtung.

- VON SABINA CRISAN

(dpa) Auf dem Spielplatz mit den Enkeln haben sie ordentlich Ausdauer, müssen aber auch noch richtig zur Arbeit: Junge Großeltern mit Anfang 40, die noch lange nicht das Rentenalte­r erreicht haben, gibt es mittlerwei­le selten. So selten, dass Schauspiel­er Felix von Jascheroff („Gute Zeiten, schlechte Zeiten“), der in der neuen Staffel des RTL-Dschungelc­amps dabei ist, damit sogar Schlagzeil­en machte. Er ist mit 41 Jahren Großvater geworden. Wie häufig gibt es junge Großeltern noch – und was zeichnet sie aus?

Fest steht: Junge Großeltern sind in Deutschlan­d ein seltenes Phänomen, der Trend geht in eine andere Richtung. „Großeltern werden eigentlich immer älter, wenn sie Großeltern werden, was daran liegt, dass sich das Alter bei der Geburt des ersten Kindes auf ein immer höheres Lebensalte­r verschoben hat“, sagt Karsten Hank, der am Institut für Soziologie und Sozialpsyc­hologie der Universitä­t zu Köln über Familie, Generation­enbeziehun­gen, Alter und Gesundheit forscht.

Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamts aus dem Jahr 2022 liegt das Durchschni­ttsalter der Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes in Deutschlan­d bei etwa 30 Jahren – bei Vätern bei rund 33. Der Anteil junger Mütter sei gesunken. Betrachtet man alle Lebendgebu­rten im Jahr 2022, hatten nur zehn Prozent (etwa 77 000 Neugeboren­e) eine Mutter, die unter 25 Jahre alt war.

Im „Deutschen Alterssurv­ey“des Deutschen Zentrums für Altersfrag­en gab fast die Hälfte der befragten Menschen im Alter von 46 bis 90 Jahren an, mindestens ein Enkelkind zu haben. Den Befunden zufolge sind Männer bei der Geburt ihres ersten Enkelkinde­s im Durchschni­tt fast 56 Jahre alt, während Frauen fast 53 Jahre alt sind. Dass werdende Großeltern tendenziel­l immer älter werden, hält Hank nicht für dramatisch. „Da Großeltern heute im Durchschni­tt länger leben als unsere, hat sich die Zeit, die sie mit ihren Enkeln verbringen können, tatsächlic­h verlängert.“Dabei rede man von einer gemeinsame­n Lebenszeit von bundesweit mindestens 20 Jahren, Großmütter kom

„Junge Großeltern sind näher an der Lebenswirk­lichkeit der Kinder und der Enkelkinde­r.“Andreas Reidl Vorstandsm­itglied der Webseite grosselter­n.de

men demnach durchschni­ttlich sogar auf deutlich mehr Jahre.

Gibt es ein ideales Alter, um Oma oder Opa zu werden? „Junge Großeltern sind näher an der Lebenswirk­lichkeit der Kinder und der Enkelkinde­r. Anderersei­ts haben ältere Großeltern mehr zeitliche Ressourcen, mehr Lebenserfa­hrung und können andere Dinge vermitteln – ältere Großeltern sind Zeitzeugen“, sagt Andreas Reidl,

Vorstandsm­itglied der Webseite grosselter­n.de.

Karsten Hank von der Universitä­t zu Köln beobachtet darüber hinaus auch einen Trend zum aktiven Altern: „Man sitzt nicht den ganzen Tag zu Hause und schält Kartoffeln oder pflanzt Blümchen im Garten.“Zudem würden Großeltern dazu neigen, ihre Zeit aktiver mit den Enkeln zu verbringen, indem sie ausgehen oder Sport treiben. Deswegen sei es nicht problemati­sch, wenn die Großeltern­schaft heute später einsetzt als in der Vergangenh­eit, so Hank. Der Anteil der Großeltern, die Enkelkinde­r betreuen, sei weiterhin sehr hoch, betont Hank. „Mehr als die Hälfte übernimmt mehr oder weniger regelmäßig Betreuungs­aufgaben.“Sich um Enkel zu kümmern, könne sinnstifte­nd sein, besonders nach dem Ausscheide­n aus dem Erwerbsleb­en.

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FOTO: GETTY IMAGES/ISTOCK Junge Großeltern sind in Deutschlan­d ein seltenes Phänomen.

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