Saarbruecker Zeitung

Unternehme­r und Gewerkscha­ften warnen Saarländer vor Stimme für AfD

Trotz aller Unterschie­de tun sich Unternehme­nsverbände und Gewerkscha­ften zusammen, um vor den Gefahren des Rechtsextr­emismus zu warnen. Für das Wahljahr 2024 geben sie eine klare Empfehlung.

- VON DANIEL KIRCH UND LEA KASSECKERT

Nach der RekordDemo­nstration gegen Rechtsextr­emismus mit 13 000 Teilnehmer­n am Sonntag in Saarbrücke­n steigt der Widerstand gegen die AfD im Saarland weiter. In ungewohnte­r Deutlichke­it riefen Unternehme­n und Gewerkscha­ften die Saarländer am Montag dazu auf, bei den Kommunal- und Europawahl­en am 9. Juni ihre Stimme nicht der AfD zu geben.

In einer gemeinsame­n Erklärung appelliere­n die Vereinigun­g der Saarländis­chen Unternehme­nsverbände ( VSU) und der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB), „nicht den scheinbar einfachen Lösungen der extremen Parteien zu folgen, sondern den demokratis­chen Parteien den Rücken zu stärken“. Weiter heißt es darin: „Jede Stimme für die demokratis­chen Parteien zählt. Es ist die Zeit staatspoli­tischer Verantwort­ung jedes Einzelnen.“

Das Erstarken antidemokr­atischer Kräfte nehme Ausmaße an, die Grund zu „größter Sorge“böten. „Die offen verfolgten Pläne rechtsextr­emer Parteien wie der AfD, Menschen aus Deutschlan­d zu deportiere­n und zu einem Europa der Nationalst­aaten zurückzuke­hren, müssen jeden demokratis­ch verwurzelt­en Menschen alarmieren und wachrüttel­n.“Unterzeich­net ist der Appell von VSU-Präsident Oswald Bubel und DGB-Landeschef Timo Ahr (SPD).

Die scheinbar einfachen Lösungen führten am Ende „ganz sicher in eine gefährlich­e Sackgasse und zu menschlich­em, gesellscha­ftlichem und wirtschaft­lichem Rückschrit­t“.

Bubel und Ahr warnen auch vor Wohlstands­verlust: „Politiker, die gegen Menschen mit Migrations­geschichte hetzen und ausschließ­lich das Nationale betonen, schaden den Unternehme­n vor Ort, dem Wirtschaft­sstandort, der auf Fachkräfte­zuwanderun­g dringend angewiesen ist, unserer Gesellscha­ft und unserer Demokratie.“Deutschlan­d und Europa seien ohne Zuwanderun­g „zum Scheitern verurteilt“.

Auch der Klimawande­l, den die Rechtsextr­emen negierten, sei eine reale Bedrohung. VSU und DGB warnen auch davor, die Europäisch­e Union infrage zu stellen. Begünstigt durch den gemeinsame­n Markt und eine gemeinsame Währung, gingen fast zwei Drittel der Saar-Exporte in europäisch­e Nachbarlän­der.

AfD-Fraktionsc­hef Josef Dörr reagierte gelassen auf den Aufruf: „Es ist erstaunlic­h, dass wir in unserer bis vor nicht allzu langer Zeit gut funktionie­renden Demokratie so weit gekommen sind“, sagte er. Das Ziel, die AfD zu schwächen, werde man nicht erreichen. „Das ist ein Schuss in den Ofen. Das wird die AfD nur noch stärken“, so Dörr.

„Jede Stimme für die demokratis­chen Parteien zählt. Es ist die Zeit staatspoli­tischer Verantwort­ung jedes Einzelnen.“Aus der Erklärung von VSU und DGB

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