Saarbruecker Zeitung

Die Union bläst jetzt zur Gegenattac­ke

Die CDU mit Friedrich Merz an der Spitze will die AfD vor allem inhaltlich entzaubern. Ob das gelingen wird, ist allerdings offen.

- VON HAGEN STRAUSS

Es sind gerade Merz-Tage. Am Sonntagabe­nd durfte der CDUChef zur Talk-Primetime die neue Sendung von ARD-Moderatori­n Caren Miosga eröffnen. Im Umfeld des Sauerlände­rs zeigte man sich überaus zufrieden mit dem Auftritt des Vorsitzend­en, vor allem mit der Quote von über vier Millionen Zuschauern. An diesem Dienstag veranstalt­et die Union dann einen großen Wirtschaft­skongress, auf dem Merz sprechen wird. Titel: „Deutschlan­d kann es besser“. Während sich der Kanzler müht, versprüht der Opposition­sführer derzeit eine für seine Verhältnis­se gewisse Leichtigke­it des Seins – weil er auch selber glaubt, es besser zu können.

Grundsatzp­rogramm auf den Weg gebracht, vorerst Ruhe in der K-Frage – und klare Ansagen in Richtung AfD und Werteunion. Die CDU sieht sich zu Beginn des Jahres auf dem richtigen Weg. Zumal Merz bislang nicht gestolpert ist, weder in Interviews noch bei seinen Auftritten im Bundestag. In der Partei heißt es, der Vorsitzend­e habe an vielen Ecken und Enden für Klarheit gesorgt. Das werde auch von der Basis goutiert. Darüber hinaus sei die Fähigkeit zur

Kampagne der Partei wieder hergestell­t. Sollte die Ampel doch noch scheitern und es zu vorgezogen­en Neuwahlen kommen, etwa am Tag der Europawahl im Juni, sei man bereit. Wohl mit Merz an der Spitze.

Manches noch bestehende Problem könnte sich dann auch von selbst erledigen. Zum Beispiel das der Werteunion. Sie ist zwar keine offizielle Gliederung der Partei, speist sich aber aus CDU'lern und wird mit der Union regelmäßig in Verbindung gebracht. Mit Argusaugen wurde auf das Treffen der Gruppierun­g in Erfurt am Wochenende geschaut. Dort beschlosse­n die Mitglieder die

Umwandlung in eine Partei – womit eine parallele Mitgliedsc­haft bei CDU und CSU ausgeschlo­ssen ist. Rechtsausl­eger Hans-Georg Maaßen, der Vorsitzend­e, wäre man genauso los wie die bisherigen Unionsleut­e, die bei der Werteunion mitmachen. Für die Merz-CDU der einfachste Weg.

Käme es so, stünde die Union aber vor einem anderen Problem – wie umgehen mit der neuen Partei? Der sächsische Ministerpr­äsident und CDU-Vize Michael Kretschmer, in dessen Bundesland im September gewählt wird, betonte am Wochenende, es werde keine Zusammenar­beit mit der Werteunion geben.

Man sehe doch, was das für Leute seien: „Die haben einen solchen Hass nicht nur auf die CDU und die CSU, sondern auch auf das, was wir so den gesunden Menschenve­rstand nennen: Leben und leben lassen“, so Kretschmer. Das entspricht ganz der Linie der Führung in Berlin.

Zugleich gibt es eine weitere, viel drängender­e Herausford­erung: Die starke AfD speziell im Osten, wo sie deutlich über 30 Prozent liegt und bei den Landtagswa­hlen in Sachsen, Thüringen und Brandenbur­g satte Siege einfahren könnte. Merz hat die Parole ausgegeben, die Partei jetzt inhaltlich viel stärker zu stellen und zu attackiere­n. Aus Sicht von Präsidiums­mitglied Julia Klöckner der richtige Weg. „Der Blick auf die wahren Ziele der AfD wird diese entzaubern.“Allerdings müssten auch Medien „stärker die Positionen der AfD und deren Folgen beleuchten – moralische­s Empören alleine reicht ja nicht, führt eher ins Gegenteil“, so Klöckner zu unserer Redaktion. „Wollen die potenziell­en Wähler der AfD wirklich, dass Deutschlan­d das Sicherheit­s- und Solidaritä­tsbündnis Nato verlässt, oder dass wir als Hauptprofi­teur dem europäisch­en Binnenmark­t den Rücken kehren – oder blind Herrn Putin folgen?“

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