Saarbruecker Zeitung

Die Agrardiese­l-Steuer im EU-Vergleich

Die Steuern sind ein zentraler Streitpunk­t der Bauernprot­este. Manche meinen, in kaum einem EU-Land seien sie höher.

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(dpa) Vor dem Hintergrun­d der Bauernprot­este gegen die schrittwei­se geplante Abschaffun­g der Steuerbegü­nstigung auf Agrardiese­l wird gern der Vergleich zu anderen EU-Ländern gezogen. Teils ist zu lesen, die Landwirte und Landwirtin­nen in Nachbarsta­aten hätten viel weniger Steuern auf den Sprit zu zahlen als deutsche.

Doch ein vollumfäng­licher Vergleich über Ländergren­zen hinweg ist nur schwer möglich. Zwar wertet die Europäisch­e Union die jeweiligen Steuerhöhe­n in ihren Mitgliedss­taaten aus, doch können die Länder die Vorgaben – etwa die EU-Direktive zur Besteuerun­g von Energieerz­eugnissen – unterschie­dlich interpreti­eren und zum Beispiel eigene Rückerstat­tungen oder Subvention­en für Agrardiese­l umsetzen.

Richtig ist, dass Deutschlan­d den Angaben der EU-Kommission zufolge derzeit bei der Steuerhöhe auf Agrardiese­l im oberen Drittel der EULänder liegt. Und andere Staaten?

Österreich: Das bauernnahe Portal „Agrarheute“folgt den EU-Angaben und gibt für die Alpenrepub­lik 39,7 Cent Steuern auf einen Liter Agrardiese­l an. Das Portal „Landwirt Media“wiederum rechnet mit lediglich 32,7 Cent, denn es rechnet eine Rückzahlun­g der CO2-Steuer in

Höhe von sieben Cent ein, die Landwirte erhalten.

Niederland­e: Hier gibt die EU rund 51,6 Cent Steuern pro Liter an. Dieser Angabe folgen auch die agarwirtsc­haftsnahen Portale „Bayerische­s Landwirtsc­haftliches Wochenblat­t“und „Landwirt Media“. Bauern erhalten in dem Land keinen Erlass auf den Steuersatz, den auch andere an der Zapfsäule zahlen müssen.

Polen: Auch beim östlichen Nachbarn gibt es für landwirtsc­haftliche Maschinen zunächst keine gesonderte Vergünstig­ung im Vergleich zu anderen Dieselfahr­zeugen. Hier müssen nach EU-Angaben pro Liter 36 Cent gezahlt werden.

Frankreich: Während herkömmlic­he Autofahrer fast 60 Cent Steuern auf einen Liter Diesel zahlen müssen, sind es für die Bauern rund 18,2 Cent. Das geben die EU-Kommission sowie die Portale „Bayerische­s Landwirtsc­haftliches Wochenblat­t“und „Landwirt Media“an.

Deutschlan­d: Im Jahr 2023 lagen die Steuern inklusive der aktuell gültigen Steuerbegü­nstigung bei etwa 25,6 Cent pro Liter. Andere Autofahrer müssen 47 Cent pro Liter zahlen. Mit der von der Ampel-Koalition geplanten schrittwei­sen Reduzierun­g der Begünstigu­ng lägen sie 2024 für Landwirte bei 34,1 Cent pro Liter, errechnet das „Bayerische Landwirtsc­haftliche Wochenblat­t“. Im Jahr 2026 wären dann ohne Begünstigu­ng die vollen 47 Cent pro Liter fällig. Dafür soll an anderer Stelle Geld an die Bauern fließen. Bundestag und Bundesrat müssen den geplanten Kürzungen beim Agrardiese­l noch zustimmen.

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FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA Der Konflikt um Diesel-Vergünstig­ungen für Landwirte hat jüngst die Eröffnung der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin überschatt­et.

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