Breitz-Affäre endet ohne Konsequenzen
Das „Aussitzen“von Skandalen pflegt die Politik als Erfolgsstrategie, und man erlebt: Auch in der CandiceBreitz-Affäre setzt Kultusministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) darauf. Acht Wochen ist es her, da Stiftungs-Vorständin Andrea Jahn eine Ausstellung in der Modernen Galerie mit Hinweis auf die anti-israelische Haltung von Breitz absagte, mit voller Rückendeckung durch ihre Ministerin. Danach brach ein beispielloser Kritiksturm los – außerhalb des Saarlandes. Hierzulande positionierte sich nur der Poprat mutig. Die saarländische Friedhofsruhe ist schnell erklärt – mit Abhängigkeiten. Kein Künstler möchte es sich mit der mächtigen Stiftungschefin verderben, kein Museumschef mit der Kultusministerin, die Subventionen verteilt. Streichert-Clivot versprach immerhin eine „Bewertung“der Vorgänge durch das Kuratorium der Stiftung. Lang ist's her, und wer wollte daran glauben? Denn auch die Mitglieder des Kuratoriums werden von der Ministerin berufen, sind ihr verpflichtet. So findet der Kehraus hinter verschlossenen Kuratoriumstüren statt, und es herrscht wieder harmonische Stille im saarländischen Kultur-Gärdchen.
Doch dort liegt zweifelsohne ein Trümmerhaufen. Unter ihm begraben: die Reputation der Stiftung, die Würde der Künstlerin, die Glaubwürdigkeit der Museumschefin, das Vertrauen in die Ministerin. Für letztere wäre es nicht nur Eigennutz, die hässlichen Reste der Breitz-Affäre wegzuräumen, es wäre ihre Verantwortung als Dienstherrin. Streichert-Clivot könnte Größe beweisen: aufklären, um Verständnis für eine voreilige Fehlentscheidung bitten, den öffentlichen Dialog mit Breitz suchen. Nur auf diesem Weg könnte sie der Chefin der wichtigsten KunstInstitution des Landes wieder zu Autorität verhelfen.