Saarbruecker Zeitung

Sollen sich Profi-Clubs an Kosten für Polizei-Einsätze beteiligen?

Die CDU will eine saarländis­che Lösung, die Vereine bei Hochrisiko­spielen finanziell zur Kasse bitten soll. Innenminis­ter Jost und die SPD sind jedoch dagegen.

- VON DANIEL KIRCH UND LEA KASSECKERT Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Lukas Ciya Taskiran, Markus Renz

Innenminis­ter Reinhold Jost (SPD) hat einen Alleingang des Saarlandes bei der Erhebung von Gebühren für Polizei-Einsätze bei Hochrisiko­spielen im Profi-Fußball ausgeschlo­ssen. „Wenn man so etwas macht, geht das nur im Kontext mit anderen“, sagte er der SZ. „Insellösun­gen lehnen wir ab.“Derzeit warteten alle auf das Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts zu dem Thema.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hatte in Karlsruhe Verfassung­sbeschwerd­e eingelegt, nachdem Bremen als erstes Bundesland eine Kostenbete­iligung eingeführt hatte. Wenn das Urteil vorliege, müsse es analysiert werden, sagte Jost. Er warnte vor einer Regelung, die am Ende auch andere treffen würde als diejenigen, für die sie gedacht ist.

Auch die SPD-Fraktion ist skeptisch, wäre allenfalls für eine bundeseinh­eitliche Regelung und nicht für eine „saarländis­che Lösung“, die der CDU-Abgeordnet­e Raphael Schäfer notfalls für gerechtfer­tigt hält. SPDFraktio­nsvize Pascal Arweiler bezeichnet­e Schäfers Vorstoß als voreilig, auch wenn er sagte: „Natürlich sehen wir als SPD-Fraktion auch die Mehrbelast­ung für die saarländis­che Polizei.“

Schäfer, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der CDU-Landtagsfr­aktion, war am Wochenende mit der Forderung vorgepresc­ht, dass das Saarland notfalls alleine dem Beispiel Bremens folgen und eine Rechtsgrun­dlage schaffen soll, damit das Land bei „kommerziel­len Großverans­taltungen mit erwartetem erhöhtem Ausschreit­ungsrisiko und übermäßige­r Beanspruch­ung des staatliche­n Sicherheit­sapparates“die Polizeikos­ten teilweise dem Veranstalt­er in Rechnung stellen darf. Dies sei „ein Gebot der Lastengere­chtigkeit“. Fußballspi­ele ohne gesteigert­es Gefahrenpo­tenzial sollten gebührenfr­ei bleiben, genauso wie alle nicht-kommerziel­len und friedliche­n Veranstalt­ungen.

Jost sagte dazu: „Gut meinen ist das eine, gut machen das andere.“Am Ende gehe es nur um einen Verein, nämlich den 1. FC Saarbrücke­n. Auch Arweiler warf der CDU vor, ihre Forderung sei „ein Angriff ganz klar gegen den 1. FC Saarbrücke­n“. Bei dessen Heimspiele­n in der 3. Liga sind bis zu 800 Polizisten aus dem Saarland und aus anderen Ländern im Einsatz. Der Zweitligis­t SV Elversberg verfügt nicht über eine vergleichb­are Fan-Szene.

Er könne, sagte Jost, den „opposition­ellen Reflex“gut verstehen, man dürfe es sich aber nicht so leicht machen wie die CDU, die es nach 23 Jahren an der Regierung eigentlich besser wissen müsse. Er ergänzte, man müsse sich über das Fanverhalt­en als solches Gedanken machen: „Selbst wenn wir Gebühren erheben, ändert das nichts an der Asozialitä­t einiger weniger, die das missbrauch­en und sich selbst und vor allem andere in Gefahr bringen.“

Die Deutsche Polizei-Gewerkscha­ft (DPolG) stellte sich hingegen deutlich hinter den Vorstoß der CDU: „Wenn die Polizei so viel

Personal und Geld für Fußballspi­ele investiere­n muss, während die DFL etliche Millionen verdient, muss das ein Haushaltsn­otlageland wie das Saarland erkennen und gegensteue­rn“, sagte der Landesvors­itzende Markus Sehn (wobei die 3. Liga mit dem FCS nicht von der DFL veranstalt­et und vermarktet wird, sondern vom Deutschen FußballBun­d).

„Bremen hat es vorgemacht, jetzt muss das Saarland nachziehen“, sagte Sehn. „Man kann hier nicht auf eine bundeseinh­eitliche Regelung warten. Die Kosten- und Gebührener­hebung ist Landessach­e, genau wie der Polizeihau­shalt. Bei der Bezahlung meiner Kolleginne­n und Kollegen orientiert man sich ja auch nicht am Bund, also warum hier abwarten?“

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FOTO: THOMAS WIECK Bei Heimspiele­n des Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n sind oft mehrere Hundert Polizisten im Einsatz.

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