Vielseitigkeit als Fluch und Segen zugleich
Der Elversberger Robin Fellhauer kann defensiv fast jede Position bekleiden. Das sorgt allerdings auch für Probleme.
Mit einem 40-MeterFlugball aus der eigenen Hälfte leitete Robin Fellhauer am vergangenen Samstag den 1:1-Ausgleich gegen Hannover 96 ein. Mit einer Kopfballvorlage bereitete er das 2:1 für Fußball-Zweitligist SV Elversberg direkt vor (Endstand: 2:2). Bei gefährlichen Offensivaktionen war Robin Fellhauer immer dabei – als einer von drei Innenverteidigern.
„Es war der Plan, dass ich mich immer wieder mal in die Offensive einschalte, von daher ist das jetzt nicht überraschend“, sagt Fellhauer. Er ist einer der besten Elversberger und hat als einziger in dieser Saison schon auf drei Positionen gespielt (Rechtsverteidiger, Innenverteidiger, defensives Mittelfeld). Er wird dort aufgestellt, wo es gerade Probleme gibt. Doch ist das das beste für die Mannschaft? In der vergangenen Saison spielte Fellhauer als rechter Verteidiger überragend und hatte zur Winterpause in der 3. Fußball-Liga schon zwei Tore erzielt und vier Tore vorbereitet.
„Das kann man nicht vergleichen, das war eine andere Liga. Wir haben zu Beginn der Saison viele Gegentore bekommen und wollten in der Abwehr stabiler stehen. Robin hat im Defensivverhalten noch die ein oder andere Schwäche“, sagt SVE-Trainer Horst Steffen. Fellhauer macht aus seinen Schwächen kein Geheimnis. „Ich spekuliere noch zu oft, anstatt sicher zu spielen. Und mir laufen auch ab und an noch Spieler im Rücken weg“, gesteht er, der am Sonntag seinen 26. Geburtstag feierte.
Elversberg verpflichtete zum Ende der Transferperiode im vergangenen August Rechtsverteidiger Hugo Vandermersch vom französischen Zweitligisten SM Caen auf Leihbasis bis zum Saisonende. Vandermerschs Bilanz bislang: keine Torvorbereitung und kein Tor in 13 Spielen. „Wir wollten auf der rechten Seite defensiv stabiler stehen, und das ist uns mit Hugo gelungen“, sagt Horst Steffen. In den ersten fünf Saisonspielen kassierte die SVE 13 Gegentore. In den vergangenen fünf Saisonspielen waren es zwölf Gegentore. Was bei den gegnerischen Trainern scheinbar komplett vom Tisch ist, ist die Angst vor der rechten Elversberger Seite. Es ist in dieser Saison sogar so, dass die linke Seite der SVE deutlich gefährlicher ist. Linksverteidiger Maurice Neubauer hat bereits zwei Tore und eine Torvorlage und kommt oft zu Flanken und Torabschlüssen.
Zudem ist durch den Positionswechsel Fellhauers ein Spieler derzeit außen vor: Thore Jacobsen sitzt fast nur noch auf der Bank und kommt nur zu Kurzeinsätzen. In der vergangenen Saison, wäre ein Spiel ohne Dauerläufer, Torschütze und Vorbereiter Jacobsen undenkbar gewesen. In dieser Saison hat Jacobsen schon zwei Tore erzielt und eins vorbereitet. Das Jacobsen-Problem: Wenn Vandermersch für Fellhauer rechts spielt, rückt Fellhauer in die Dreierkette oder als zweiter Sechser neben Semih Sahin. Wäre die SVE mit Jacobsen im Zentrum und Fellhauer auf rechts stärker? „Das ist Spekulation. Thore hatte zu Beginn der Saison ein paar Probleme und nicht mehr so
gespielt wie noch in der vergangenen Saison“, sagt Horst Steffen. Anfang Oktober hatte Jacobsen beim 1:1 bei Holstein Kiel deutliche Fehlpässe gespielt und war seit dem weg vom Fenster. Er sagte gegen Ende der Hinrunde, dass die Ausgeglichenheit im SVE-Kader ein Vorteil für die ganze Mannschaft sei, und dass Spieler, die
gerade vielleicht nicht bei 100 Prozent seien, problemlos von anderen Spielern ersetzt werden könnten.
Fellhauer ist es relativ egal, wo er spielt. „Ich spiele dort, wo mich der Trainer aufstellt“, sagt der 26-Jährige, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung ist nicht in Sicht. Fellhauer ist
so stark, dass er längst für Bundesligavereine interessant geworden ist.
Eine Entscheidung, wo Fellhauer in der kommenden Saison spielt, soll nicht vor April bis Mai fallen. Bis dahin könnte aber geklärt sein, ob Jacobsen das Zeug zum ZweitligaSpieler hat und ob von der rechten Seite doch Torgefahr ausgehen kann.