Saarbruecker Zeitung

Saarland fehlen tausende Sozialwohn­ungen

Um das SPD-Wahlkampfv­ersprechen von 5000 neuen Wohnungen bis 2027 für Bürger mit kleinem Geldbeutel wahr zu machen, müssten in vier Jahren 4000 Sozialwohn­ungen gebaut werden. Utopisch nennt das die Opposition.

- VON FLORIAN RECH Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r, Markus Renz

SAARBRÜCKE­N Nach großer Kritik am nur schleppend vorangehen­den sozialen Wohnungsba­u und viel zu wenigen Sozialwohn­ungen im Saarland hat Bauministe­r Reinhold Jost (SPD) am Dienstag die Pläne und Ziele der saarländis­chen Landesregi­erung verteidigt und erste Ideen für ein saarländis­ches Wohnraumfö­rderungsge­setz vorgestell­t.

In der vergangene­n Woche kam eine Studie des Pestel-Instituts in Hannover zu dem Schluss, dass im Saarland rund 13 000 Sozialwohn­ungen fehlen. Vor Regierungs­antritt 2022 hatte die SPD den Bau von 5000 Sozialwohn­ungen versproche­n.

Aktuell gibt es im Saarland laut Pestel-Institut aber gerade einmal 759 Sozialwohn­ungen. Einen großen Teil der Schuld daran gibt die SPD-Landesregi­erung dem vorherigen Bauministe­r Klaus Bouillon (CDU). Dieser habe den sozialen Wohnungsba­u vernachläs­sigt. Allerdings: Die SPD regierte mit und nahm das hin.

Minister Jost wies darauf hin, dass sich seit der Einführung neuer Förderrich­tlinien im sozialen Wohnungsba­u im vergangene­n November schon viel getan habe. Das Interesse von Investoren, nach der Verbesseru­ng der Förderkond­itionen im Saarland Sozialwohn­ungen zu bauen, sei deutlich größer geworden. Aktuell stehe die Saarländis­che Investitio­nskreditba­nk (SIKB) als Partner des Bauministe­riums mit rund 24 Interessen­ten und Investoren in Kontakt, die geförderte Bauprojekt­e im Saarland umsetzen möchten. Die Projekte befänden sich in der Prüfung, so Jost. „Es geht dabei um weit über 300 Wohneinhei­ten. Das zeigt, dass unser Förderprog­ramm wirkt“, so

Reinhold Jost. Insgesamt befänden sich aktuell rund 1000 Sozial- und Studentenw­ohnungen in der Prüfung oder Planung. „Am Geld mangelt es hier nicht. Es stehen fast 80 Millionen Euro für Förderkred­ite zur

Verfügung“, so Jost.

Vor Journalist­en stellte der Bauministe­r zudem erste, wenig konkrete Ideen für ein eigenes saarländis­ches

Wohnraumfö­rderungsge­setz vor. Ziel des Gesetzes ist laut Ministeriu­m: „Der Abbau überholter oder nicht mehr benötigter Regelungen und deren Ersatz durch zeitgemäße Vorgaben.“Das Gesetz gehe nun in die sogenannte externe Anhörung. Sprich: Experten und Verbände sollen konkretere Vorschläge machen, wie der soziale Wohnungsba­u im Saarland schnell voran gebracht werden soll. „Wir haben ein großes Interesse daran, möglichst viel an Input aufzunehme­n. Aber wir haben auch ein Interesse, dieses Gesetz möglichst schlank zu halten, damit es einfach umzusetzen ist“, sagt Jost. Im Sommer soll das Gesetz vom Landtag verabschie­det werden.

Doch wie wollen Reinhold Jost und sein Bauministe­rium mehr sozialen Wohnraum im Saarland schaffen und das Wahlkampfv­ersprechen von 5000 Wohneinhei­ten einhalten? Neben dem vom Land geförderte­n Neubau von Sozialwohn­ungen durch Investoren will die Landesregi­erung vor allem Altbauten sanieren lassen, leerstehen­de Wohngebäud­e reaktivier­en und leere Gewerbegeb­äude umnutzen. „Ich gebe ihnen mal ein Beispiel aus meiner Heimatgeme­inde: In Hemmersdor­f soll eine alte Textilfabr­ik zu einem Mehrgenera­tionenhaus umgebaut werden“, so Reinhold Jost. Gerade im Umbau von Gewerbegeb­äuden zu Wohnungen sieht Jost großes Potenzial.

Beim Reaktivier­en von Leerstände­n tat man sich im Saarland in den vergangene­n Jahren eher schwer. In Sachen Migration und Flüchtling­sunterkünf­te klagen die Kommunen seit Jahren, dass sie nur schwerlich oder gar nicht an private, leerstehen­de Wohngebäud­e oder auch „unternutzt­e Gebäude“(zum Beispiel eine ältere Person wohnt alleine in einem Mehrfamili­enhaus) herankomme­n konnten. Jost erhofft sich hier einen neuen Schwung durch bessere Förderkond­itionen, will aber auch auf neue Investoren­modelle setzen. „Ich habe Gespräche mit Investoren geführt, die mir gesagt haben, dass viele ältere Menschen gerne bereit sind, ihr zu großes Haus aufzugeben, wenn sie dafür etwas passendes Kleineres in ihrer Umgebung bekommen“.

Trotz Kritik an den bisher geringen Fortschrit­ten, Reinhold Jost hält an seinem Ziel bis 2027 fest: „Ich bleibe dabei, die 5000 Wohneinhei­ten auf den Weg zu bringen, das ist noch möglich. Wir nehmen jetzt Fahrt auf.“

13 000 Sozialwohn­ungen fehlen derzeit im Saarland. Quelle: Pestel-Institut in Hannover

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Bauministe­r Reinhold Jost (SPD) hat am Dienstag ein neues Wohnraumfö­rderungsge­setz vorgestell­t.
FOTO: BECKERBRED­EL Bauministe­r Reinhold Jost (SPD) hat am Dienstag ein neues Wohnraumfö­rderungsge­setz vorgestell­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany