Diese Subventionen erhalten Saar-Bauern
Die Bauern-Proteste haben die Frage nach den Subventionen aufgeworfen, die die Landwirte erhalten. Ein Überblick fürs Saarland.
SAARBRÜCKEN Die saarländischen Bauern erhalten – ebenso wie ihre Kollegen im Rest der Republik – Subventionen, um ihre Betriebe am Laufen zu halten. „Wenn die Höfe extensiv und naturnah bewirtschaftet werden, erhalten sie mehr Geld. Wenn sie eine intensive Landwirtschaft betreiben, zum Beispiel Milchproduktion, fallen die Zuschüsse je Hektar spürbar geringer aus.“Auf diese Formel bringt Alexander Welsch, Hauptgeschäftsführer des Bauernverbands Saar, die Verteilung der Gelder.
Die saarländischen Bauern erhalten aus EU-Töpfen Zuschüsse zum Einkommen. Neben der Basisprämie wird eine Umverteilungsprämie gewährt. Sie soll Inhabern kleinerer Betriebe mit einer bewirtschafteten Fläche von maximal 60 Hektar helfen, über die Runden zu kommen. Wer als Jungbauer einen Hof übernimmt, erhält in den ersten fünf Jahren außerdem eine Junglandwirte-Prämie. Die Zuschüsse werden je Hektar bezahlt. Bei der Umverteilungsprämie sind sie degressiv angelegt: Je mehr Fläche ein Bauer bewirtschaftet, desto weniger erhält er pro Hektar. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Saarland haben die saarländischen Haupterwerbsbetriebe, die konventionelle Landwirtschaft betreiben, in den vergangenen fünf Wirtschaftsjahren im Schnitt 48 832 Euro jährlich an Zulagen und Zuschüssen erhalten. Davon waren etwa 41 016 Euro EU-Direktzahlungen.
Allerdings gibt es auch indirekte EU-Hilfen, die durch Bundes- und Landesmittel ergänzt werden. Ein solcher Topf ist unter anderem der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (Eler) oder die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“(GAK). Diese Gelder dienen auch dazu, das Leben auf dem Land attraktiv zu erhalten.
Klassiker extensiver Landwirtschaft sind Betriebe mit MutterkuhHaltung. Das Kalb bleibt nach der Geburt bei der Mutter und saugt an ihrem Euter. Gemolken werden Mutterkühe nicht. Die meiste Zeit des Jahres verbringen die Tiere auf ihren Weiden, „die meist unter Naturschutz-Aspekten wertvolles Dauergrünland sind“, sagt Welsch. Diese Weiden entsprächen den Vorgaben der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU. Sie verpflichtet die Staaten dazu, natürliche Lebensräume sowie wild lebende Tiere und Pflanzen zu schützen. „Rund ein Drittel der 1200
Betriebe im Land, die ganz oder teilweise von der Landwirtschaft leben, haben sich auf die extensive Bewirtschaftung von Dauergrünland spezialisiert.“Sie erhalten aus dem Eler in der laufenden Wirtschaftsperiode (2023 bis 2027) rund 10,6 Millionen Euro.
Weitere 24 Millionen Euro erhalten Bauern, die ihre Höfe nach den Richtlinien des Ökolandbaus bewirtschaften. Wer auf Naturschutz setzt, muss ebenfalls darauf achten, dass möglichst viele Tiere und Pflanzen auf den Acker- und Wiesenflächen eine Heimat finden. Die Subventionen können sich für die ExtensivBetriebe auf mehr als 50 Prozent des Umsatzes belaufen. „Vielleicht sollten wir bei diesen Zahlungen eher über eine Entlohnung gesellschaftlich gewünschter Leistungen sprechen“, sagt Welsch.
Die saarländischen Haupterwerbsbetriebe haben ihre Gewinne, von denen im Schnitt 1,6 sogenannte nicht entlohnte Arbeitskräfte leben müssen, im Wirtschaftsjahr 2022/2023 um durchschnittlich 67 Prozent auf mehr als 123 200 Euro gesteigert, so die Landwirtschaftskammer. Allerdings rechnen die Fachleute damit, dass der Gewinn im laufenden Wirtschaftsjahr auf 74 600 Euro für die durchschnittlich 1,6 Arbeitskräfte sinkt und sich damit den Gewinnen der vergangenen fünf Wirtschaftsjahre wieder annähert, die durchschnittlich bei 70 700 Euro lagen. Allerdings müssen davon auch die Nettoinvestitionen (nach den Abschreibungen), der Kapitaldienst für Kredite sowie Steuern und Versicherungen bezahlt werden. Der landwirtschaftlichen Familie verbleibt nach Berechnungen der Kammer ein
Nettobetrag von 27 720 Euro pro Jahr für die private Lebensführung.
Am Mittwoch wollte sich auch der saarländische Landtag in seiner Plenarsitzung mit der Situation der Bauern befassen. Die SPD-Fraktion erkennt in ihrem für die Debatte vorbereiteten Antrag an, „dass die staatlichen Subventionen für die Bauern keineswegs ,Geschenke` sind, sondern die deutlich höheren Standards an landwirtschaftliche Erzeugnisse in der EU und der Bundesrepublik ausgleichen“. Die Bundesregierung müsse jedoch das Agrarförder-System vereinfachen, statt es weiter aufzublähen. Die CDU-Fraktion fordert die Landesregierung auf, „sich auf Bundesebene nachdrücklich dafür einzusetzen, dass die Streichung der Agrardiesel-Subvention für landund forstwirtschaftliche Betriebe zurückgenommen wird“.