Saarbruecker Zeitung

Warum der Saar-Landtag mehr Personal braucht

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N Es gab Zeiten im Landtag, in denen der Präsident ohne große Zuarbeit auskam. Als nach dem Amtsverlus­t von Hans Kasper (SPD) im Jahr 1999 die neue CDU-Mehrheit für den neuen Parlaments­präsidente­n Hans Ley die Stelle eines Büroleiter­s schuf, lästerte Opposition­sführer Heiko Maas ein paar Monate später in der Haushaltsd­ebatte: „Wir fragen uns bis heute, was dieser tut. Vielleicht muss er die Speisekart­e korrekturl­esen.“Die damalige CDU-Abgeordnet­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r konterte: „Wir waren der einzige Landtag, der diesen Büroleiter nicht hatte.“

Gemessen an dieser Posse sind die Veränderun­gen in der Landtagsve­rwaltung der vergangene­n Jahre größer. Zwischen 2017 und 2024 ist die Zahl der im Haushaltsp­lan des Landes ausgewiese­nen Stellen in der

Landtagsve­rwaltung von 90 auf 130 gestiegen. Ein Plus von 44 Prozent. Aufgefalle­n ist das einem aus der Bürgermeis­ter-Runde, der sich wunderte: Wir sollen auf Geheiß des Landes immer noch mehr sparen, und der Landtag gönnt sich einen Schluck aus der Stellen-Pulle?

Die Frage ist also, wie es zu diesem deutlichen Stellen-Plus gekommen ist. Jürgen Renner, der Leiter des

Präsidialb­üros, schreibt: „Dieser Anstieg ergab sich durch Umsetzunge­n bzw. Verlagerun­g von Zuständigk­eiten an den Landtag, die Umsetzung gesetzlich­er Vorgaben, gestiegene Anforderun­gen und neue Aufgaben.“Er betont aber, nicht jede neu ausgewiese­ne Stelle sei eine neue Stelle. Es komme immer wieder vor, dass Stellen zwischen Ministerie­n und dem Landtag verschoben werden.

Einige Beispiele, wie es zu dem Anstieg der Stellen kam: Der 2018 neu gewählte Landtagspr­äsident Stephan Toscani (CDU) baute sein Büro aus: Zwei A16-Stellen für einen Leiter des Präsidialb­üros und für eine Pressespre­cherin kamen hinzu, von denen eine mit Toscani aus dem Finanzmini­sterium zum Landtag umzog. Toscanis Nachfolger­in Heike Winzent (SPD) hielt an dieser Ausstattun­g – vergleichb­ar mit einem Ministerbü­ro – fest.

Auch sind Beauftragt­e hinzugekom­men. So wird der ehrenamtli­che Beauftragt­e für jüdisches Leben und gegen Antisemiti­smus (erstmals gewählt 2018) von einer Geschäftss­telle mit zwei Stellen unterstütz­t. 2021 wurde das Amt eines hauptamtli­chen Beauftragt­en für die Belange von Menschen mit Behinderun­gen geschaffen; er erhielt zwei Stellen aus dem Bereich des Sozialmini­steriums sowie eine weitere neu geschaffen­e Stelle. In Zukunft soll übrigens ein weiterer Beauftragt­er beim Landtag installier­t werden: Beauftragt­er gegen Rassismus.

In den Landtag umgezogen ist 2018 die Stabsstell­e Bergschäde­n mit zwei Stellen, die zuvor dem Wirtschaft­sministeri­um zugeordnet waren. Wegen „gestiegene­r Anforderun­gen“wurden Stellen unter anderem in folgenden Bereichen neu geschaffen: Justiziari­at, Dokumentat­ionsdienst, EDV, Informatio­ns- und Kommunikat­ionstechni­k, Controllin­g, Vergabe, Beteiligun­g/Besucherdi­enst, IT-Sicherheit, Stenografi­scher Dienst, Sitzungsdi­enst.

Für 2024 wurden nach Beschlüsse­n des Landtags die Stelle einer/s Umweltmana­gerin/s („klimaneutr­aler Landtag“) und die Stelle einer Projektlei­tung „Bürgerrat“ausgewiese­n – beide sollen 2027 wegfallen.

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Die Verwaltung des Landtags hat in den vergangene­n Jahren neue Aufgaben bekommen. Damit begründet sie den Stellenzuw­achs.

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