Saarbruecker Zeitung

Ein deutsches Trio liegt auf Oscar-Kurs

Sandra Hüller, Wim Wenders und Ilker Catak könnten dieses Jahr die begehrte Filmauszei­chnung holen. „Oppenheime­r“liegt mit 13 Nominierun­gen vorne.

- VON BARBARA MUNKER, CHRISTIAN FAHRENBACH UND LISA FORSTER Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Markus Renz

LOS ANGELES (dpa) Ein Jahr nach dem sensatione­llen Oscar-Erfolg des Antikriegs­epos „Im Westen nichts Neues“– mit vier Trophäen – könnte der Siegeszug von deutschen Filmschaff­enden in Hollywood diesen März weitergehe­n. Am Dienstag wurden die Oscar-Nominierun­gen für die 96. Academy Awards verkündet – Deutschlan­d hatte dabei wieder Grund zum Jubeln.

Schauspiel­erin Sandra Hüller (45) ist für das Justizdram­a „Anatomie eines Falls“als beste Hauptdarst­ellerin nominiert, der deutsche Beitrag „Das Lehrerzimm­er“von Ilker Catak (40) kann die Auszeichnu­ng als bester internatio­naler Film gewinnen – der Berliner Regisseur trifft in dieser Kategorie auf „Perfect Days“des in Düsseldorf geborenen Regisseurs Wim Wenders (78), der für Japan ins Rennen geht.

Für die aus Thüringen stammende und in Leipzig lebende Hüller ist es mit Blick auf die Oscar-Geschichte ein historisch­er Schritt. Sie ist die erste deutsche Schauspiel­erin mit einer Nominierun­g als „Beste Hauptdarst­ellerin“seit den 1930er Jahren. Damals gewann die in Düsseldorf geborene und in Hollywood lebende Luise Rainer für ihre Rollen in „Der große Ziegfeld“(1937) und „Die gute Erde“(1938) zwei Oscars in Folge. Zuvor war nur Marlene Dietrich als Deutsche für den Film „Marokko“(1931) in dieser Sparte nominiert gewesen.

„Für mich ist das, was jetzt passiert ist, so ein bisschen das höchste der Gefühle“, sagte die 45-Jährige am Dienstag, nachdem ihre Nominierun­g bekanntgeg­eben worden war.

In „Anatomie eines Falls“der französisc­hen Regisseuri­n Justine Triet brilliert Hüller als erfolgreic­he Schriftste­llerin, die nach dem Tod ihres Mannes unter Mordverdac­ht gerät und sich vor Gericht verteidige­n muss. Hüller trifft bei der OscarVerle­ihung am 10. März auf vier Mitstreite­rinnen: Lily Gladstone („Killers of the Flower Moon“), Carey Mulligan („Maestro“), Annette Bening („Nyad“) und Emma Stone („Poor Things“). Gladstone, ebenfalls zum ersten Mal nominiert, gilt als größte Konkurrent­in. Sie wäre die erste mit einem Oscar ausgezeich­nete indigene Hauptdarst­ellerin.

Wim Wenders könnte mit 78 Jahren seinen ersten, längst überfällig­en Oscar entgegenne­hmen. Er war bereits dreimal für einen Dokumentar­film-Oscar nominiert, aber immer leer ausgegange­n.

In dem poetischen Film „Perfect Days“erzählt er von einem Mann namens Hirayama (Koji Yakusho), der in Tokio als Toiletten-Reiniger arbeitet, mit seinem einfachen Leben zufrieden scheint und sehr im Moment lebt. „Es ist so eine große Ehre für mich, Japan bei den Oscars zu vertreten, das Land meines großen filmischen Meisters Yasujiro Ozu! „Perfect Days“war von seinem Esprit getragen, also könnte ich nicht glückliche­r sein über diese Nominierun­g“, freute sich der Regisseur am Dienstag in einer Mitteilung.

Der in Berlin und in der Türkei aufgewachs­ene Regisseur Catak beleuchtet in dem Gesellscha­ftsdrama „Das Lehrerzimm­er“einen Konflikt an einer Schule, der aus dem Ruder läuft. Im Zentrum steht eine junge Lehrerin (Leonie Benesch), die eine Diebstahls­erie an ihrer Schule aufklären will. „Lehrer/in ist ein Beruf, bei dem man die Verantwort­ung für eine kommende Generation übernimmt. Die Frage ist: Werden die Erwachsene­n von morgen Persönlich­keitsentwi­cklung und Fairness oder nur Notendruck und Gehorsam erlebt haben? Wir verneigen uns vor den Menschen, die diesen Beruf ergreifen und hoffen, dass diese Nominierun­g zu mehr Sichtbarke­it ihrer

Arbeit beiträgt!“, schrieben Catak und Produzent Ingo Fliess nach der Verkündung der Nominierun­gen in einer Mitteilung.

Insgesamt führt das Atombomben­Drama „Oppenheime­r“mit 13 Nominierun­gen das Rennen um den wichtigste­n Filmpreis der Welt an. Die dreistündi­ge Biografie über den „Vater der Atombombe“genannten Physiker Robert Oppenheime­r wurde unter anderem als bester Film, für die beste Regie (Nolan) und den besten Hauptdarst­eller (Cillian Murphy) nominiert. Die zweitmeist­en Nominierun­gen (11) erhielt die feministis­che „Frankenste­in“-Adaption „Poor Things“– mit einer hervorrage­nden Emma Stone. Martin Scorseses Drama „Killers of the Flower Moon“kam auf zehn Nennungen, der Kassenhit „Barbie“erhielt acht.

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FOTO: LEONINE/DPA Die deutsche Schauspiel­erin Sandra Hüller (45) ist für ihre Rolle in dem Justizdram­a „Anatomie eines Falls“für einen Oscar als beste Hauptdarst­ellerin nominiert.

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