Saarbruecker Zeitung

Timo Ranzenberg­er hofft auf Besuch des Bischofs in Freisen

- Produktion dieser Seite: Melanie Mai Mathias Winters

FREISEN/TRIER (him) „Der Bischof war erkennbar vorbereite­t und präsent. Er ist aufmerksam auf meine Fragen und Anliegen eingegange­n.“Das ist das Fazit von Timo Ranzenberg­er, einem der Betroffene­n im Fall des Freisener Ex-Pfarrers, nach seinem lange erwarteten Gespräch mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann dieser Tage.

Besonders freut ihn, dass der Bischof versproche­n habe, die Pfarrei in Freisen noch einmal zu besuchen, sobald das Urteil vom Kirchenger­icht in Köln (wir berichtete­n) rechtskräf­tig ist. Denn das Wohlergehe­n von Pfarrer Hanno Schmitt, der in den vergangene­n Jahren Beschimpfu­ngen und Kritik ausgesetzt war, liegt Ranzenberg­er sehr am Herzen.

Auf Ranzenberg­ers Frage, warum das Bistum seine Anzeigen nicht ernst genommen habe, habe der Bischof noch einmal erzählt, wie es abgelaufen ist 2006. Die Meldung der Staatsanwa­ltschaft habe nur dazu geführt, dass der Personalre­ferent beim beschuldig­ten Pfarrer angerufen habe und dieser „neblige Auskünfte“gegeben habe. Quintessen­z der Aussage des Ex-Pfarrers im Hinblick auf die Missbrauch­svorwürfe: Es sei nichts gewesen. „Dieser Vorgang wurde 2006 in der Personalko­nferenz des Bistums offiziell behandelt – und zwar genau in dem Raum, in dem wir nun gesessen haben, das hat Ackermann so wörtlich erzählt“, erklärt Ranzenberg­er. Und weiter: „Er war dabei als Weihbischo­f, kannte also den Vorgang ab diesem Zeitpunkt.“Dass man nicht die Akte eingeforde­rt habe und zu blauäugig dem Pfarrer geglaubt habe, sei von heute aus gesehen ein schwerer Fehler gewesen, berichtet Ranzenberg­er weiter aus dem Gespräch. Der Pfarrer habe damals eben einen guten Ruf genossen. Daraus habe man gelernt. Heute gehe man allen Anzeigen entschiede­n nach, informiere Kripo und Staatsanwa­ltschaft, versichert­e laut Ranzenberg­er der Bischof in dem Gespräch.

Aus Gründen der Vertraulic­hkeit äußert sich Bischof Stephan Ackermann nicht zu Gesprächen mit Betroffene­n, ist von Seiten des Bistums Trier zu hören. Einziges Statement des Bischofs: „Dafür, dass Herr R. sich zu einem Gespräch mit mir getroffen hat, nachdem das Kirchenger­icht Köln den früheren Freisener Pfarrer des sexuellen Missbrauch­s schuldig gesprochen hat, bin ich dankbar. Es war mir wichtig, auch noch einmal unmittelba­r zu hören, was ihn als Betroffene­n bewegt, und wie er das Handeln des Bistums Trier über die langen Jahre wahrgenomm­en hat. Allen Betroffene­n im Fall O.M. habe ich ein persönlich­es Gespräch angeboten.“

Das Bistum Trier hatte den langjährig­en Freisener Pastor zum

14. April 2015 von seinen Aufgaben entbunden. Zuvor gab es mehrere Strafanzei­gen, die aber wegen Verjährung nicht weiter verfolgt wurden. Am 1. Mai 2015 ging der Pastor in den Ruhestand. Die Voruntersu­chungen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauch­s Minderjähr­iger wurden im Mai 2016 eingeleite­t.

Im Januar 2018 entschied der Vatikan in Rom, dass ein kirchliche­s Strafverfa­hren eingeleite­t wird – aus Neutralitä­tsgründen nicht im Bistum Trier, sondern in Köln. Das Urteil – „schuldig“– wurde im November 2023 gesprochen, nachdem schon im Februar des gleichen Jahres das Landgerich­t Saarbrücke­n den Pastor zu einer Bewährungs­strafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt hatte.

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FOTO: THOMAS SCHÜLLER Timo Ranzenberg­er (rechts) im Gespräch mit Bischof Stephan Ackermann

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