Timo Ranzenberger hofft auf Besuch des Bischofs in Freisen
FREISEN/TRIER (him) „Der Bischof war erkennbar vorbereitet und präsent. Er ist aufmerksam auf meine Fragen und Anliegen eingegangen.“Das ist das Fazit von Timo Ranzenberger, einem der Betroffenen im Fall des Freisener Ex-Pfarrers, nach seinem lange erwarteten Gespräch mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann dieser Tage.
Besonders freut ihn, dass der Bischof versprochen habe, die Pfarrei in Freisen noch einmal zu besuchen, sobald das Urteil vom Kirchengericht in Köln (wir berichteten) rechtskräftig ist. Denn das Wohlergehen von Pfarrer Hanno Schmitt, der in den vergangenen Jahren Beschimpfungen und Kritik ausgesetzt war, liegt Ranzenberger sehr am Herzen.
Auf Ranzenbergers Frage, warum das Bistum seine Anzeigen nicht ernst genommen habe, habe der Bischof noch einmal erzählt, wie es abgelaufen ist 2006. Die Meldung der Staatsanwaltschaft habe nur dazu geführt, dass der Personalreferent beim beschuldigten Pfarrer angerufen habe und dieser „neblige Auskünfte“gegeben habe. Quintessenz der Aussage des Ex-Pfarrers im Hinblick auf die Missbrauchsvorwürfe: Es sei nichts gewesen. „Dieser Vorgang wurde 2006 in der Personalkonferenz des Bistums offiziell behandelt – und zwar genau in dem Raum, in dem wir nun gesessen haben, das hat Ackermann so wörtlich erzählt“, erklärt Ranzenberger. Und weiter: „Er war dabei als Weihbischof, kannte also den Vorgang ab diesem Zeitpunkt.“Dass man nicht die Akte eingefordert habe und zu blauäugig dem Pfarrer geglaubt habe, sei von heute aus gesehen ein schwerer Fehler gewesen, berichtet Ranzenberger weiter aus dem Gespräch. Der Pfarrer habe damals eben einen guten Ruf genossen. Daraus habe man gelernt. Heute gehe man allen Anzeigen entschieden nach, informiere Kripo und Staatsanwaltschaft, versicherte laut Ranzenberger der Bischof in dem Gespräch.
Aus Gründen der Vertraulichkeit äußert sich Bischof Stephan Ackermann nicht zu Gesprächen mit Betroffenen, ist von Seiten des Bistums Trier zu hören. Einziges Statement des Bischofs: „Dafür, dass Herr R. sich zu einem Gespräch mit mir getroffen hat, nachdem das Kirchengericht Köln den früheren Freisener Pfarrer des sexuellen Missbrauchs schuldig gesprochen hat, bin ich dankbar. Es war mir wichtig, auch noch einmal unmittelbar zu hören, was ihn als Betroffenen bewegt, und wie er das Handeln des Bistums Trier über die langen Jahre wahrgenommen hat. Allen Betroffenen im Fall O.M. habe ich ein persönliches Gespräch angeboten.“
Das Bistum Trier hatte den langjährigen Freisener Pastor zum
14. April 2015 von seinen Aufgaben entbunden. Zuvor gab es mehrere Strafanzeigen, die aber wegen Verjährung nicht weiter verfolgt wurden. Am 1. Mai 2015 ging der Pastor in den Ruhestand. Die Voruntersuchungen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger wurden im Mai 2016 eingeleitet.
Im Januar 2018 entschied der Vatikan in Rom, dass ein kirchliches Strafverfahren eingeleitet wird – aus Neutralitätsgründen nicht im Bistum Trier, sondern in Köln. Das Urteil – „schuldig“– wurde im November 2023 gesprochen, nachdem schon im Februar des gleichen Jahres das Landgericht Saarbrücken den Pastor zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt hatte.