Von der Couch direkt ins EM-Geschehen
Rechtsaußen Lukas Zerbe rückt nach der Erkrankung von Timo Kastening kurzfristig in das deutsche EM-Aufgebot.
KÖLN (dpa) Nachmittags noch zuhause auf der Couch, abends vor fast 20 000 Handball-Fans: Rechtsaußen Lukas Zerbe hat einen turbulenten Start in die Woche erlebt. „Der Anruf kam um viertel vor fünf. Da saß ich auf dem Sofa und habe gerade meine Tasche gepackt, um ins Training zu fahren in die Lemgo-Halle“, sagte der Bundesliga-Profi: „Dann habe ich die größere Tasche gepackt, ins Auto geschmissen und bin zur Nationalmannschaft gedüst.“Um 20.30 Uhr war in Köln Anpfiff.
Weil Timo Kastening aufgrund eines grippalen Infekts mit Fieber kurzfristig ausgefallen war, nominierte Bundestrainer Alfred Gislason den 28-Jährigen vom TBV Lemgo für das Spiel gegen Ungarn nach. Zerbe kam beim 35:28 am Montagabend zwar nicht zum Einsatz, konnte die Stimmung in der Lanxess-Arena in Köln aber trotzdem aufsaugen. „Hier unten vor so vielen Menschen zu stehen, ist schon ein Mega-Gefühl“, schwärmte der 28-Jährige, der seinen Abend eigentlich ganz anders geplant hatte: „Mit meiner Freundin auf dem Sofa, aber die hat jetzt alleine oder mit meiner Familie zusammen geschaut.“
Ob Kastening im Spiel um den Halbfinal-Einzug an diesem Mittwoch gegen Kroatien (20.30 Uhr/ ARD) wieder mit dabei ist, wird kurzfristig entschieden. „Timo hat den Frühstücksraum heute Morgen freudestrahlend betreten. Seinen Aussagen zu Folge hat er ein deutlich besseres Gefühl als gestern Nachmittag“, berichtete Sportvorstand Axel Kromer am Dienstag. Man wolle aber weiter abwarten. Auch Bundestrainer Alfred Gislason zeigte sich optimistisch: „Wir hoffen, dass er so weit ist, dass er gegen Kroatien dabei sein kann“, sagte der Isländer.
Und wenn nicht, steht Lukas Zerbe, der Neffe des früheren Nationalspielers und Europameisters von 2004, Volker Zerbe, bereit – und er dürfte deutlich besser vorbereitet sein als mit einer gehetzten Anreise über mehr als 200 Kilometer von Lemgo nach Köln.