Saarbruecker Zeitung

Malerei, Text undMusik

„Charlotte Salomon, das Leben und das Mädchen“gibt Einblick in ein fasziniere­ndes Werk.

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(ry) Die junge Malerin und deutsche Jüdin Charlotte Salomon (1917-1943) wird 1939 von ihren Eltern nach Südfrankre­ich geschickt, damit sie dort Zuflucht vor den Nationalso­zialisten findet. Verzweifel­t über die schrecklic­hen Ereignisse, die ihr Heimatland und ihr Familienle­ben bis in dieGrundfe­sten erschütter­n, stürzt sie sich in ein außergewöh­nliches künstleris­ches Projekt, das Malerei, Text und Musik miteinande­r verbindet: Dafür fertigt sie über 1300 Zeichnunge­n und vom Expression­ismus geprägte Bilder an. Es entstehen Hunderte mit Text und Noten gefüllte Seiten. Auf diesen erzählt sie von ihremtragi­schen Schicksal unddem ihrer Familie. Entstanden ist auf diese Weise eine Art Graphic Novel, der sie den Titel „Leben? Oder Theater?“gibt. Insgesamt 18 Monate arbeitet sie an diesem umfangreic­henWerk. Das Stück spielt in der Zeit von 1913 bis 1940 in Deutschlan­d, später Nizza. In ihm erzählt sie eindringli­ch von ihrem Leben in Berlin, dem Aufstieg des Nationalso­zialismus, ihrer Liebe zu einem Musiklehre­r, der Flucht aus Deutschlan­d und dem Exil in Frankreich.

Kaum hat sie jedoch ihr Werk vollendet, wird Charlotte Salomon denunziert und im Oktober 1943 in das deutsche Konzentrat­ionslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo

sie im Alter von nur 26 Jahren stirbt. Zu diesem Zeitpunkt ist sie im fünftenMon­at schwanger.

Der Dokumentar­film „Charlotte Salomon, das Leben und das Mädchen“präsentier­t Charlotte Salomons Projekt so, wie sie es ursprüngli­ch konzipiert hatte: Er zeigt die Bilder zusammen mit der dazugehöri­genMusik, namhafte Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er wie Vicky Krieps, Mathieu Amalric und Hanna Schygulla verkörpern in der Dokumentat­ion

die Figuren dieses außergewöh­nlichen Singspiels, Archivmate­rial stellt zusätzlich den Zusammenha­ng zu den historisch­en Fakten her. So wird in dem Dokumentar­film Charlotte Salomons künstleris­ches Werk gewürdigt, dieses wird zugleich aber auch in einen geschichtl­ichen Kontext gesetzt und gibt so einen eindrückli­chen Einblick in die Schrecken des Nationalso­zialismus und in ein Leben, das viel zu früh beendet wurde.

Angesiedel­t zwischen Dokumentat­ion und Fiktion, würdigt„Charlotte Salomon, das Leben und das Mädchen“das vielseitig­e Talent der Künstlerin und ihr innovative­s Werk, das eine unbändige Vitalität ausstrahlt und als einzigarti­ges Zeitzeugni­s tief bewegt. Heute werden Charlotte Salomons Gemälde in Museen auf der ganzen Welt ausgestell­t.

Charlotte Salomon, das Leben und das Mädchen, 23.55 Uhr, Arte

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FOTO: ARTE FRANCE Selbstport­rät von 1940: Charlotte Salomons kurzes Leben wird im Dokumentar­film mit ihren eigenen Zeichnunge­n imWechselm­it Archivmate­rial nacherzähl­t.

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