Saarbruecker Zeitung

Was man über Alfred Gulden wissen sollte

- Produktion dieser Seite: Markus Renz, Manuel Görtz

(ce) Alfred Gulden lebt im Saarland abgeschied­en, seit über 40 Jahren in einem 1828 erbauten, fast original erhaltenen ehemaligen Treidlerha­us am Saar-Altarm, mit direktem Blick auf Schloss und Park der Familie Villeroy Galhau. Sie stellt ihm die Wohnung zur Verfügung. Gulden stammt aus Saarlouis, wurde streng katholisch erzogen, sollte Priester werden. Doch es kam anders, Gulden ging nach München, wo er Theaterwis­senschaft studierte und nach erster Ehe mit einer Amerikaner­in 1972 seine Frau Karin kennen lernte. Bis heute ist München sein Zweitwohns­itz. Auch dort lebt er in Schloss-Nähe, im Nymphenbur­ger Viertel. Als Literat trat Gulden 1975 mit Gedichten im Rodener Dialekt (“Lou mol lo lo laida“) in Erscheinun­g. Zuvor hatte er mit Freunden den „Aktionsrau­m 1“für Aktionsund Konzeptkun­st ins Leben gerufen, arbeitete an Theater-Projekten von Hermann Nitsch mit. Das Performati­ve blieb ein wichtiger Pfeiler von

Guldens Werk, bis heute tritt er zusammen mit dem Freejazzer Christof Thewes auf, veröffentl­icht CDs („Siebenschm­erzen“). Das jüngste gemeinsame Werk kam gerade heraus, eine Kammeroper: „Schwarzbac­hbett“. Außerdem pflegt Gulden die Zusammenar­beit mit bildenden Künstlern (B.v.Haaren, S. Rachl).

Man kann Gulden als Multi-Kreativen bezeichnen: Er verfasste Theaterstü­cke („Dieses. Kleine. Land“, 2005), Gedichte und Lieder („Glück auf ins Gebirg“, 2007), Romane („Die Leidinger Hochzeit“, 1984, „Ohnehaus“, 1991), Erzählunge­n („Auf dem großen Markt“, 1977), Aufsätze („Nur auf der Grenze bin ich zu Haus“). Auch als Filmemache­r und Regisseur hat Gulden eine immense Produktivi­tät entwickelt, insbesonde­re interessie­rten ihn regionalge­schichtlic­h bedeutende Figuren (Franz von Papen, Johannes Hoffmann), die Stadt Saarlouis oder der Saargau. Guldens Werk ist zwischen Dialekt und Hochdeutsc­h, zwischen „Welt und Winkel“angesiedel­t, Reise-Erfahrunge­n und Stipendiat­saufenthal­te dienen nicht nur als Inspiratio­n, sie sind für Gulden das existenzie­lle Rückgrat.

Gulden wurde vielfach ausgezeich­net, unter anderem mit dem Kranichste­iner Literaturp­reis und 1994 mit dem Kunstpreis des Saarlandes. Obwohl sehr präsent im Saarland und in der Kulturszen­e hoch angesehen, hatte es Gulden im Vergleich mit den beiden anderen „Heimatdich­tern“Johannes Kühn und Ludwig Harig in der saarländis­chen Öffentlich­keit schwer. Auch überregion­al blieb nach dem ersten größeren Erfolg mit dem Roman „Greyhound“(1982) die ganz große Anerkennun­g aus.

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FOTO: ENGEL Alfred Gulden, fotografie­rt in den 1970er Jahren

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