Saarbruecker Zeitung

Migranten als Existenzgr­ünder

„MIGRISx“berät beim Schritt in die Selbststän­digkeit. Das Projekt wurde in Völklingen vorgestell­t.

- Https://fitt.de/migrisx

(mr) Ob kleinste oder große Firmen: Viele Unternehme­rinnen und Unternehme­r in Deutschlan­d haben ausländisc­he Wurzeln. So ermittelte die Bertelsman­nstiftung, dass die Zahl der Beschäftig­ten in Migrantenu­nternehmen zwischen 2005 und 2018 von rund 1 Million Personen auf etwa 1,5 Millionen Beschäftig­te gestiegen war. Und bei „tagesschau. de“hieß es im August, dass in den drei vorangegan­genen Jahren etwa jeder Fünfte Mensch mit Migrations­hintergrun­d in Deutschlan­d ein eigenes Unternehme­n gegründet hat.

Der Start in die Selbststän­digkeit ist schon für „Urdeutsche“schwierig und noch schwierige­r, wenn man mit Migrations­hintergrun­d ins Geschäftsl­eben einsteigen will. Unterstütz­ung kommt von der Saarbrücke­r Fitt gGmbH, die ihre Aktivitäte­n im Völklinger Integratio­nsbeirat vorstellte. Die Fitt gGmbH gehört wiederum zum Institut für Technologi­etransfer an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. „Wir unterstütz­en

Menschen mit Fluchthint­ergrund oder Zugewander­te mit Gründungsi­nteresse, damit sie ihre Idee und ihre Vorerfahru­ng erfolgreic­h in eine Gründung in Deutschlan­d übertragen können“, so Projektlei­terin Sera Babakus bei der Präsentati­on. In Einzelfäll­en begleite man auch beim Vermitteln einer „Anpassungs­qualifikat­ion“.

Innerhalb der Gemeinnütz­igen Organisati­on ist Sera Babakus für „MIGRISx“zuständig, eine Erstanlauf­stelle für gründungsw­illige Migrantinn­en und Migranten. MIGRISx vernetze Ratsuchend­e mit den richtigen Ansprechpa­rtnern und erkläre, welche Schritte in Deutschlan­d für eine Gründung notwendig sind. So erreiche man etwa 130 Personen pro Jahr durch Erstgesprä­che, etwa 100 weitere durch Netzwerkve­ranstaltun­gen. Dabei werde der Einzelfall betrachtet, und man empfehle „nicht auf Teufel komm raus“die Selbststän­digkeit, sondern rate auch ab, wenn die vorgestell­ten Pläne keine Erfolgsaus­sicht haben. Ein Thema sei oft auch die Frage der Finanzieru­ng.

War 2017 der weitaus größte Teil der beratenen Menschen aus Syrien gekommen, so sei ab 2022 der Anteil von Menschen aus Syrien immer noch an erster Stelle gelegen, aber der Anteil der Beratenen aus Südamerika, Afrika und dem europäisch­en Ausland sei merklich gestiegen. Im vorigen Jahr hatten dann Ukrainer fast die Hälfte der beratenen Personen gestellt, gefolgt von Syrern (über ein Drittel). Es mache keinen Unterschie­d, ob der Ratsuchend­e einen kleinen Imbiss oder einen größeren Betrieb eröffnen wolle, entscheide­nd sei, ob sein Vorhaben auch das Potenzial habe, auch erfolgreic­h umgesetzt zu werden.

Stefan Tautz ( Wir Bürger) warf die Frage auf, was nach einer Gründung geschehe, wenn der Gründer dann doch wieder zurück in sein Heimatland müsse, etwa wenn sich in Syrien die Verhältnis­se normalisie­ren. Dazu Sera Babakus im Nachgang zur Sitzung: „Es besteht hier auch weiterhin die Möglichkei­t, einen Aufenthalt­stitel explizit für die Selbststän­digkeit zu beantragen, wenn alle Voraussetz­ungen erfüllt sind. Also besteht eine aufenthalt­srechtlich­e Bleibemögl­ichkeit für Unternehme­rinnen und Unternehme­r, beziehungs­weise für Existenzgr­ünderinnen und Existrenzg­ründer.“Und soweit es Völklingen betrifft: „Wir haben schon Kontakt zur Wirtschaft­sförderung sowie zur City-Managerin in Völklingen und könnten uns zum Beispiel vorstellen, in Zusammenar­beit eine tiefergehe­nde Informatio­n oder etwa einen Beratungst­ag vor Ort anzubieten.“

 ?? FOTO: DIETER ACKERMANN ?? Sera Babakus
FOTO: DIETER ACKERMANN Sera Babakus

Newspapers in German

Newspapers from Germany