Saarbruecker Zeitung

Zverev zelebriert gegen Alcaraz eine Tennis-Gala

Der Hamburger zeigt sich gegen den Spanier in Weltklasse-Form und steht nach einem Vier-Satz-Sieg im Halbfinale der Australian Open.

- VON LARS REINEFELD

(dpa) Nach seiner beeindruck­enden Tennis-Gala gegen Wimbledon-Champion Carlos Alcaraz humpelte Alexander Zverev völlig ausgepumpt aus der Rod Laver Arena. „Ich muss mich jetzt erst einmal um meinen Körper kümmern“, sagte der Olympiasie­ger. „Ich habe diese ganz fiesen Blutblasen unter den Zehnnägeln. Heute ist es am schlimmste­n“, sagte Zverev nach dem 6:1, 6:3, 6:7 (2:7), 6:4 gegen den spanischen Weltrangli­stenZweite­n, durch das er am Mittwoch zum zweiten Mal bei den Australian Open das Halbfinale erreichte.

Als er um 1.19 Uhr Ortszeit nach 3:06 Stunden Spielzeit seinen ersten Matchball verwandelt hatte, riss er seine Arme in die Höhe und schrie seine Freude heraus. „Ich habe lieber ein paar Schmerzen und stehe hier im Halbfinale, als dass ich schmerzfre­i zu Hause auf dem Sofa sitze“, sagte der 26-Jährige.

Tennis-Legende Boris Becker war nach der Galavorste­llung von Zverev völlig begeistert. „Das war eine sagenhafte Leistung. Er hat auch die Nerven behalten“, sagte Becker als TV-Experte bei Eurosport: „In der Form kannst du das Turnier gewinnen.“Doch so weit wollte der gebürtige Hamburger noch nicht gehen. „Ich bin erst im Halbfinale“, sagte Zverev, der es nun mit seinem Erzrivalen Daniil Medwedew zu tun bekommt. Der Russe hatte zuvor in seinem Viertelfin­ale den Polen Hubert Hurkacz mit 7:6 (7:4), 2:6, 6:3, 5:7, 6:4 niedergeru­ngen und damit zum dritten Mal in Melbourne das Halbfinale erreicht. 2021 und 2022 stand er am Yarra River sogar im Finale, musste sich aber erst Novak

Djokovic (Serbien) und dann Rafael Nadal (Spanien) geschlagen geben. „Er hat mir zuletzt oft in den Hintern getreten“, sagte Zverev über Medwedew. Im anderen Halbfinale treffen Titelverte­idiger Djokovic und der Italiener Jannik Sinner aufeinande­r.

Zverev startete in der voll besetzten Rod Laver Arena furios. Er wirkte anders als in den Runden zuvor von Beginn an hoch konzentrie­rt und beeindruck­te Alcaraz mit druckvolle­n

Grundschlä­gen und einem starken Service. Zverev gelang ein frühes Break, nach nur 29 Minuten holte er sich den ersten Satz mit einem Ass. Es war bei Weitem die beste Leistung der deutschen Nummer eins in diesem Turnier – und seit vielen Monaten.

An den bislang letzten Vergleich mit Alcaraz bei einem Grand-SlamTurnie­r hatte Zverev keine guten Erinnerung­en gehabt. Im Viertelfin­ale der US Open hatte er im September

des vergangene­n Jahres chancenlos in drei Sätzen verloren. Allerdings hatte Zverev zuvor auch ein episches Achtelfina­le gegen Sinner über fünf Sätze in 4:41 Stunden gewonnen.

Auch im zweiten Satz hielt Zverev sein hohes Niveau. Zwar steigerte sich Alcaraz nun, doch der Hamburger hielt dagegen. Beim Stand von 2:3 überstand er den ersten kritischen Moment der Partie mit Bravour und wehrte zwei Breakbäl

le ab. Direkt danach nahm er dem Spanier selbst das Service ab – und führte nach nur etwas mehr als 70 Minuten mit 2:0 Sätzen.

Im dritten Satz gelang gelang dem Weltrangli­sten-Sechsten das nächste Break zum 3:1. Damit schien der Widerstand von Alcaraz endgültig gebrochen. Doch als Zverev beim Stand von 5:3 zum Matchgewin­n aufschlug, zeigte Zverev plötzlich Nerven. „Wenn du so kurz vor dem

Sieg stehst, fängst du an zu denken. Ich denke, das ist menschlich“, sagte Zverev nach der hochklassi­gen Partie. Alcaraz schaffte das Break, nun war der Spanier auf einmal voll da und holte sich den dritten Satz im Tiebreak. Doch Zverev fightete zurück und stemmte sich mit beeindruck­ender Energie gegen die Wende. Im vierten Satz war Alcaraz einige Male nahe am Break, doch Zverev hielt dagegen und gewann verdient.

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FOTO: KEEP/AFP Erlöst jubelte Alexander Zverev nach dem Matchball. Gegen den Weltrangli­sten-Zweiten Carlos Alcaraz zeigte er in Melbourne einen sensatione­llen Auftritt.

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