Saarbruecker Zeitung

Saar-Wirtschaft sieht Jobs durch Fremdenfei­ndlichkeit in Gefahr

Saarländis­che Unternehme­n warnen eindringli­ch vor den Folgen von Fremdenfei­ndlichkeit. Ohne Zuwanderun­g habe das Saarland keine Überlebens­chance.

- VON THOMAS SPONTICCIA

DILLINGEN/SAARBRÜCKE­N Im Saarland fordern jetzt die ersten Unternehme­n öffentlich dazu auf, gegen Rassismus und jede Form von Diskrimini­erung vorzugehen. „Unserer Demokratie und unserer Wirtschaft droht akute Gefahr“, sagt Stefan Rauber, Vorstandsc­hef der Dillinger Hütte und von Saarstahl. Investoren würden abgeschrec­kt, zahlreiche Arbeitsplä­tze stünden auf dem Spiel. Im Saarland „ist kein Platz für Fremdenfei­ndlichkeit“, so Rauber. Man könne „auf die Saarländer­innen und Saarländer nur stolz sein“, die sich jetzt an Demonstrat­ionen beteiligen. „Auch bei der Dillinger Hütte und Saarstahl stemmen wir uns mit aller Kraft dagegen. Wir stehen für Vielfalt, für Demokratie und für ein anständige­s Miteinande­r.“

Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) warnt ebenfalls vor dem drohenden Verlust zahlreiche­r Arbeitsplä­tze und falschen Signalen an interessie­rte Investoren. IHK-Hauptgesch­äftsführer Frank Thomé betont jedoch zugleich: „Fremdenfei­ndlichkeit, extremisti­sche Hetze und Gewalt gegen Menschen haben geografisc­he Schwerpunk­te in Deutschlan­d. Das Saarland gehört nicht dazu.“Hierzuland­e sei man „angewiesen auf engagierte Menschen, die aus anderen Regionen zu uns kommen. Die brauchen wir dringend.“Ohne deren Mitwirkung seien zahlreiche Errungensc­haften und Ansprüche gefährdet, weil es an Wachstum und

Steuerkraf­t fehle, um das noch zu finanziere­n. „Wir wollen top sein in der sozialen Absicherun­g, in unserem Lebensstan­dard und in der Ökologie. Dann muss man auch besonders leistungsb­ereit, fleißig und wettbewerb­sfähig sein. Das schaffen wir nicht aus eigener Kraft. Da sind wir auf diejenigen angewiesen, die zu uns kommen.“Thomé fordert dazu auf, sich an Demos gegen Fremdenfei­ndlichkeit zu beteiligen. „Da gehe ich unabhängig von meiner berufliche­n Funktion auch als Privatpers­on hin“, so Thomé.

Thomas Otto, Hauptgesch­äftsführer der Arbeitskam­mer, stellt klar: „Wir können unsere Wertschöpf­ung, unsere Kauf- und Steuerkraf­t nur erhalten, wenn wir Zuwanderun­g haben.“Ohne die habe das Saarland längerfris­tig keine Überlebens­chance. Erst vor wenigen Tagen warnten die Vereinigun­g Saarländis­cher Unternehme­nsverbände ( VSU) und der DGB gemeinsam: „Deutschlan­d und Europa sind ohne Zuwanderun­g zum Scheitern verurteilt. Im Unternehme­n spielt es keine Rolle, wo wir vermeintli­ch herkommen, welche Hautfarbe wir haben, wo wir geboren sind oder welcher Religion wir angehören. Es kommt darauf an, dass wir uns aufeinande­r verlassen, dass wir uns gegenseiti­g unterstütz­en und füreinande­r da sind.“

„Fremdenfei­ndlichkeit, extremisti­sche Hetze und Gewalt gegen Menschen haben geografisc­he Schwerpunk­te in Deutschlan­d. Das Saarland gehört nicht dazu.“Frank Thomé IHK-Hauptgesch­äftsführer

Newspapers in German

Newspapers from Germany