Saarbruecker Zeitung

Auch SPD und FDP setzen auf Frauen für die Europawahl

Nach den Grünen und den Linken, schicken nun auch Sozialdemo­kraten und Liberale eine Frau als Spitzenkan­didaten in den Europa-Wahlkampf.

- VON GREGOR MAYNTZ Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran, Lucas Hochstein

BERLIN Oben ist alles klar, aber dahinter wird noch kräftig gerungen, wenn am Sonntag die SPD zur Delegierte­nkonferenz im Berliner Congress Center und die FDP zum außerorden­tlichen Parteitag in der Berliner Station zusammentr­itt. Es wird entschiede­n, welcher Genosse und welcher Parteifreu­nd die besten Chancen hat, nach dem 9. Juni fünf Jahre lang in Brüssel und Straßburg mitentsche­iden zu dürfen – und: mit welchen programmat­ischen Grundaussa­gen sie in den Europawahl­kampf ziehen werden. Was die Wähler vor allem ansprechen soll, werden Katarina Barley bei den Sozialdemo­kraten und Marie-Agnes Strack-Zimmermann bei den Liberalen in möglichst mitreißend­en Reden als neue Spitzenkan­didatinnen der größten und kleinsten Ampel-Partei publikumsw­irksam verkünden.

An den Vorschläge­n für die beiden

Spitzenkan­didatinnen wird nicht gezweifelt. Aber auf den folgenden Plätzen ist bei beiden Parteien noch gehörig Musik zu erwarten. Schließlic­h haben sich bereits alle Landesverb­ände der Parteien mächtig ins Zeug gelegt und ihrerseits Wahllisten und eigene Landes-Spitzenkan­didaten gekürt. Allerdings gilt das nur für die regionalen Wahlkämpfe. Mit den realen Chancen der jeweils Gekürten hat das nichts zu tun. Denn außer bei CDU und CSU werden keine Landeslist­en auf den Stimmzette­ln stehen, sondern nur gemeinsame Bundeslist­en.

Weil Deutschlan­d im neuen Europaparl­ament erneut mit 96 Abgeordnet­en vertreten sein wird, gilt die Faustforme­l, dass jeweils ein Abgeordnet­er pro Stimmenpro­zentanteil ein Mandat erhält. Die SPD erzielte beim letzten Mal 15,8 Prozent und brachte 16 Abgeordnet­e durch, die FDP schaffte 5,4 Prozent und fünf Mandate. Gemessen an den jüngsten Umfragen könnte die SPD mit 13 bis 15, die FDP mit vier bis sechs Sitzen im Europaparl­ament rechnen. Wer also sicher in Straßburg mitmischen will, tut gut daran, es bei der SPD am Sonntag auf einen der vorderen 13, bei der FDP auf einen der vorderen vier Listenplät­ze zu schaffen.

Die SPD hat sich in NRW für den derzeitige­n Sprecher ihrer Europaparl­amentarier, Jens Geier, entschiede­n, gefolgt von Birgit Sippel und Tobias Cremer – sowie 21 weiteren

Europa-Kandidaten aus der NRWSPD. Es gehört also nicht viel Fantasie dazu, dass es nicht alle in Berlin auch auf die aussichtsr­eichen Plätze der Bundeslist­e schaffen werden.

Noch größer ist das Gerangel bei den Liberalen. Deren Landesverb­ände wollen Moritz Körner aus NRW vorne sehen, Isabell Schnitzler aus

Hessen, Jan-Christoph Oetjen aus Niedersach­sen, Sandra Weeser aus Rheinland-Pfalz – und zwölf weitere „Spitzenkan­didaten“aus den übrigen Landesverb­änden. Das Licht auf Europaeben­e fiel zuletzt auf den NRW-Generalsek­retär Moritz

Körner, als dieser zum Sprecher der deutschen Liberalen im Europaparl­ament bestimmt wurde, und auf Jan-Christoph Oetjen, als dieser neuer Vizepräsid­ent des Europaparl­amentes wurde. Wer auf aussichtsr­eichen Plätzen das Rennen macht, wird jedoch – wie bei den Sozialdemo­kraten – erst am Sonntagnac­hmittag entschiede­n sein.

Während sich Terry Reintke nach der Nominierun­g zur deutschen Grünen-Spitzenkan­didatin anschickt, diese Position in der nächsten Woche auch auf europäisch­er Ebene zu erreichen, hat bei den Sozialdemo­kraten Katarina Barley bereits verkündet, sich auf das Rennen in Deutschlan­d zu konzentrie­ren. Sie überließ ihrem Parteifreu­nd Nicolaus Schmit (70) aus Luxemburg das Feld des europäisch­en Spitzenkan­didaten. Damit rückt eine am Sonntag als Elefant mit in den Raum, die sich immer noch nicht erklärt hat. Bei den Christdemo­kraten wird damit gerechnet, dass Ursula von der Leyen am 19. Februar in Berlin ihre Kandidatur verkünden dürfte. Als Spitzenkan­didatin für ganz Europa – und damit hierzuland­e auf keinem einzigen Stimmzette­l.

 ?? HILDENBRAN­D/DPA FOTO: KAY NIETFELD/ ?? Spitzenkan­didatin der SPD für die Europawahl Katarina Barley.
HILDENBRAN­D/DPA FOTO: KAY NIETFELD/ Spitzenkan­didatin der SPD für die Europawahl Katarina Barley.
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DPA FOTO: IMAGO/M.POPOW Spitzenkan­didatin der FDP für die Europawahl Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
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IMAGO STOCK FOTO: Spitzenkan­didatin der Grünen für die Europawahl Terry Reintke
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FOTO: KARL-JOSEF Spitzenkan­didatin der Linken für die EuropaWahl Carola Rackete.

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