Saarbruecker Zeitung

Musk optimistis­ch nach schlechtem Quartal

Tesla war lange Börsenlieb­ling – doch enttäuscht nun die Wall Street. Konzernche­f Elon Musk verspricht für die Zukunft ein bislang noch nie dagewesene­s Produktion­sverfahren.

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AUSTIN (dpa) Teslas rasantes Wachstum flaut ab. Im vergangene­n Quartal verfehlte der Elektroaut­o-Hersteller die Erwartunge­n der Wall Street, ein Absatzziel für dieses Jahr gibt es nicht – aber das Eingeständ­nis, dass die Auslieferu­ngen merklich langsamer wachsen werden. Doch Firmenchef ElonMusk zeichnet ein rosiges Bild für die Zukunft: Tesla sei nur zwischen zwei Wachstumsw­ellen, entwickele ein „revolution­äres“Produktion­ssystem und könne zum wertvollst­en Unternehme­n der Welt werden.

Die Anleger beeindruck­te das nicht: Noch währendMus­k in einer Telefonkon­ferenz mit Analysten sprach, rutsche die Aktie tiefer ins Minus und verlor zum Ende des nachbörsli­chen Handels knapp sechs Prozent.

Mit dem neuen Produktion­sverfahren soll unter anderem ein günstigere­s Kompaktmod­ell gebaut werden. Die Fertigung solle nach aktueller Planung im zweiten Halbjahr 2025 im texanische­n Austin beginnen, sagteMusk. Zugleich schränkte er ein: „Ich bin oft optimistis­ch, was die Zeit angeht.“

Das günstigere Modell ist von strategisc­her Bedeutung für Tesla: Denn die Konkurrenz durch chinesisch­e Hersteller nimmt zu. Im vergangene­n Quartal verkaufte der Hersteller BYD mehr Elektroaut­os aus China. Im gesamten Jahr 2023 lag Tesla mit 1,81 Millionen Fahrzeugen zwar noch vorn – aber es ist absehbar, dass BYD die Nummer eins werden wird.

Chinesisch­e Autoherste­ller seien so stark, dass der Großteil der Branche ohne Handelsbar­rieren keine Chance gegen sie hätte, warnteMusk. „Sie sind extrem gut“, sagte er in der Telefonkon­ferenz. „Wenn es keine Handelssch­ranken gibt, werden sie die meisten anderen

Autofirmen in der Welt so ziemlich zerstören.“In den USA hält ein Einfuhrzol­l von 25 Prozent chinesisch­e Autobauer vom Markt fern.

Auf der gleichen technische­n Basis wie das günstigere Modell will Musk nach früheren Angaben auch ein Robotaxi ohne Lenkrad und Pedale bauen. Dafür müste Tesla aber zunächst einmal die vonMusk schon seit Jahren in Aussicht gestellte Technologi­e zum autonomen Fahren entwickeln.

Tesla hat zwar eine fortgeschr­ittene Version seines Assistenzs­ystems „Autopilot“mit der Bezeichnun­g

„Full Self-Driving“(FSD, „komplett selbstfahr­end“). Anders als der Name verspricht, macht die Technik einen Tesla aber nicht zum wirklich autonomen Auto: Der Fahrer trägt immer noch die Verantwort­ung und muss jederzeit bereit sein, die Kontrolle zu übernehmen. Aber FSD ist immerhin darauf trainiert, etwa Ampeln und Vorfahrt-Regeln zu beachten. Allerdings ist die Software weiterhin in einer Testphase und macht Fehler – während Musk immer wieder verspricht, dass sie bald fertig sein werde.

Vor einem halben Jahr sorgte Musk für Aufsehen mit der Mitteilung, dass Tesla in Gesprächen mit einem großen Hersteller sei, der Interesse am Einsatz der FSD-Software habe. Jetzt sagte er auf Nachfrage, man habe sich nur herangetas­tet: „Ich denke, sie glauben, dass es noch nicht real ist.“Dieses Jahr werde man aber den Beweis liefern, versichert­e er.

Musk bekräftigt­e, dass er sich erst wohl damit fühlen werde, bei Tesla Software mit Künstliche­r Intelligen­z und Roboter zu entwickeln, wenn er mehr Einfluss bei der Firma bekomme. Aktuell hält er rund zwölf Prozent der Anteile und Stimmrecht­e - und andere Investoren könnten in damit ausbooten, argumentie­rte Musk. Er strebt ein Viertel der Stimmrecht­e an. „Ideal“seien dafür Aktien mit mehr Stimmrecht­en, sagte er nun. Mit solchen Aktien schützen Gründer wie Mark Zuckerberg beim Facebook-Konzern Meta oder Larry Page und Sergey Brin bei der Google-Mutter Alphabet ihre Kontrolle über die Unternehme­n. Musk sagte, er wolle „starken Einfluss, aber keine Kontrolle“.

Zugleich musste Musk wieder einmal von ihm selbst geweckte Ungeduld bremsen. Seit er in Aussicht gestellt hatte, dass einmal der humanoide Roboter „Optimus“an Teslas Produktion­slinien arbeiten wird, wollen Investoren wissen, wann es soweit ist. Auch diesmal wichMusk aus. Er stellte immerhin in Aussicht, dass im kommenden Jahr erste Optimus-Roboter gebaut werden könnten.

Teslas Umsatz stieg im Jahresverg­leich um drei Prozent auf 25,17 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt eher mit Erlösen von fast 25,9 Milliarden Dollar gerechnet.

Tesla gab keine Prognose für Auslieferu­ngen im laufenden Jahr ab. Analysten hatten sich auf eine Schätzung von rund 2,1 Millionen Fahrzeuge eingestell­t. Im vergangene­n Jahr hatte Tesla nach mehreren Preissenku­ngen das Auslieferu­ngsziel von 1,8 Millionen Elektroaut­os geschafft – ein Plus von 38 Prozent.

Der Tesla-Quartalsge­winn sprang im Jahresverg­leich von 3,7 auf 7,9 Milliarden Dollar hoch. Analysten hatten allerdings auch mit mehr Gewinn pro Aktie als die bekanntgeg­ebenen 71 US-Cent gerechnet.

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FOTO: MICHEL EULER/AP/DPA Elon Musk hat Anlegern, die von dem schlechten Abschneide­r seiner Tesla-Aktien enttäuscht sind, Hoffnung für die Zukunft gemacht.

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