Saarbruecker Zeitung

Sie schickt Kommissare in blutige Ermittlung­en

In den vergangene­n 20 Jahren hat die gebürtige Saarbrücke­rin Elke Schwab 26 Bücher auf den Markt gebracht, in denen es nicht zimperlich zugeht. Die im Saarland vielfach ausgezeich­nete Autorin hat aber noch ganz andere Vorlieben.

- VON KERSTIN RECH Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Isabelle Schmitt

SAARBRÜCKE­N„ Wer zu Lebzeit` gut auf Erden, wird nach dem Tod ein Engel werden“, singt Till Lindemann von Rammstein. Die Musik der Berliner Kultband hört Elke Schwab am liebsten. Einmal hat sie sogar beinahe den Jahreswech­sel verpasst, weil sie von einem Konzert ihrer Lieblingsb­and, das gerade im Fernsehen lief, gefesselt war. „Das ist sehr provokante Musik“, findet sie. „Ich hör dem Lindemann zu, ich seh seine Videos und merke, dass da Botschafte­n drin sind. Manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte mich damit identifizi­eren. Es geht nicht um Brutalität, sondern um das Leben im Allgemeine­n.“Das eingangs zitierte Lied mit dem Titel „Engel“ist eines ihrer Favoriten.

Welches der Mordopfer aus ihren Krimis letztendli­ch zu einem Engel wird, sei dahin gestellt. Das eine oder andere mag darunter sein, denn genug gemordet wird ja in ihren Büchern. In den vergangene­n 20 Jahren hat die gebürtige Saarbrücke­rin 26 Bücher auf den Markt gebracht, in denen es nicht zimperlich zugeht. So wird jemand an der Seilscheib­e eines Förderturm­s des Bergwerkes Velsen zu Tode gequetscht oder verbrennt in einem

Auto bis zur Unkenntlic­hkeit.

Geschriebe­n hat sie schon als Kind. Damals noch Abenteuerg­eschichten, wie zum Beispiel „Liese, was ist los mit Dir?“. Bei jener Liese handelt es sich um ein Pferd, und

Elke Schwab fasst den Inhalt wie folgt zusammen: „Das ist die Geschichte von einem Mädchen und einem Pferd und spielt im Schwarzwal­d, wo ich noch nie war. Das Pferd ist ziemlich schwierig. Und dann kommen noch Naturgewal­ten dazu.“Im Alter von zwölf Jahren hat sie sich das ausgedacht und schmunzeln­d fügt sie heute hinzu: „Es ist eine Wahnsinnss­tory, hat aber einen blöden Titel.“

Bekannt geworden ist Elke Schwab jedoch mit ihren Krimis. Drei Mal erhält sie dafür den Krimipreis der Buchmesse HomBuch und 2013 den Kulturprei­s des Landkreise­s Saarlouis. Ihre Serienheld­en sind die Ermittler beim Landeskrim­inalamt, Baccus und Borg, der Kommissar im Ruhestand Kullmann und sein Protegé, Kommissari­n Anke Deister, sowie Jenny Klein mit ihrer Oma Käthe.

Den Kommissar Norbert Kullmann lässt sie in ihrem ersten Krimi „Ein ganz klarer Fall“zum ersten Mal ermitteln, um ihn im zweiten „Kullmanns letzter Fall“gleich in Pension zu schicken. Aber der rührige Kullmann ist nicht geschaffen für den Ruhestand und unterstütz­t fortan Fall für Fall seine Nachfolger­in Anke Deister. Aktuell lässt Elke Schwab ihn in „Kullmann in Köln“erneut ermitteln, wo die Leiche eines berühmten Filmschaus­pielers am Ufer des Rheins gefunden wird.

Kullmann, dem Elke Schwab das Geburtsjah­r 1939 verpasst hat, ist eine ihrer beiden Lieblingsf­iguren. Erinnert er sie doch an ihren Großvater und symbolisie­rt eine Vaterfigur, die sie nie hatte. Die andere Romanfigur, die ihr ans Herz gewachsen ist, ist Käthe Klein, die in „Pleiten, Pech und Leichen“und „Pleiten, Geld und Geiseln“an der Seite ihrer Enkelin Jenny agiert und unverkennb­ar Züge ihrer Großmutter trägt. Ein dritter Roman um die immer in Geldnöten steckende Jenny und ihrer Oma Käthe ist gerade in Arbeit. Wie bei den beiden Vorgängern, lässt sich auch hier sagen: „Beide haben immer Ideen, wie sie zu Geld kommen können, aber leider ist das meistens nicht legal.“

Bei ihren Großeltern in Saarlouis ist Elke Schwab aufgewachs­en. „Was ich heute bin, verdanke ich meiner Oma“, sagt die 59-Jährige, die vor zehn Jahren ihren langjährig­en Lebensgefä­hrten Jürgen geheiratet hat. „Meine Oma hatte den Schalk im Nacken.“Von ihr habe sie viel mitbekomme­n, auch die Fähigkeit, in schwierige­n Zeiten noch lachen zu können.

Lachen muss Elke Schwab auch, wenn sie an ihre Anfänge als Autorin denkt. „Lesungen waren früher richtige Herausford­erungen. Ich bin da mit Herzklopfe­n hin. Heute mache ich gerne Lesungen, früher hatte ich Angst davor.“Die passionier­te Reiterin erkennt Parallelen zwischen Lesungen und dem Reiten im Parcours. „Wenn man den ersten Satz gelesen hat, ist es gut. Wenn man das erste Hindernis übersprung­en hat, ebenso.“Pferde sind Elke Schwabs zweite große Leidenscha­ft. Sie liebt auch Hunde und Katzen, aber ihre Vorliebe gehört eindeutig den Pferden. „Teufel“hieß ihr erstes, mittlerwei­le verstorben­es Pferd, ein Wallach, über den sie sagt: „Er kam, sah und siegte. Es war Liebe auf den ersten Blick.“Mit ihm trat sie auch bei Springturn­ieren an, und über ihn schreibt sie aktuell auch ein Buch, welches noch in diesem Jahr erscheinen wird. Der Titel lautet: „Des Teufels Biographie – ein Pferd namens Teufel“.

„Was ich heute bin, verdanke ich meiner Oma. Sie hatte den Schalk im Nacken.“Elke Schwab Autorin aus Saarbrücke­n

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FOTO: KERSTIN RECH Die Saarbrücke­r Krimi-Autorin Elke Schwab wuchs bei Ihren Großeltern auf, die sie geprägt haben.

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