Saarbruecker Zeitung

Verein schlägt viele Brücken nach China

Die Deutsch- Chinesisch­e Gesellscha­ft hat einen langen Wachstumsp­rozess vorzuweise­n. Die Gegenwart ist dabei keineswegs einfach. Und das hat nicht nur mit Taiwan zu tun.

- VON JESSE HEISE UND FRANK BREDEL Produktion dieser Seite: Frank Kohler Michael Emmerich

SAARBRÜCKE­N Um den Austausch zwischen China und Deutschlan­d zu fördern und einen Raum für chinesisch­e Kultur zu schaffen, gibt es seit 1997 die Deutsch-Chinesisch­e Gesellscha­ft Saar. Der Verein hat rund 80 Mitglieder und finanziert sich durch deren Beiträge sowie aus Spenden. Rongshan Lin ist seit 2005 Vorsitzend­er. Zur Promotion in Metallurgi­e kam er 1983 nach Deutschlan­d und arbeitete seit 1992 in der Dillinger Hütte. Zur Zeit der Vereinsgrü­ndung habe es einen großen Bedarf an Austausch zwischen Deutschlan­d und China gegeben.

Einerseits sollte der Verein Anlaufstel­le sein für chinesisch­e Einwandere­r. Zum anderen stand er Deutschen mit Interesse an China offen. Heute setzt sich der Verein ungefähr zu zwei Dritteln aus Chinesen und zu einem Drittel aus Deutschen zusammen. Unmittelba­r verbunden mit der Gesellscha­ft ist die Chinesisch­e Schule Regenbogen Saar, die samstags chinesisch­sprachigen Unterricht für Kinder anbietet. „Die Eltern wollen, dass die Kinder ihre Mutterspra­che nicht verlernen. Auf der anderen Seite treffen die Kinder hier ihre Freunde und Spielkamer­aden, mit denen sie noch sehr lange in Kontakt sind. Sie teilen dassel

„Zur ersten Weihnachts­feier waren wir gerade einmal 40 bis 50 Leute. Heute sind es 150 bis 200.“Rongshan Lin Vorsitzend­er der Deutsch-Chinesisch­en Gesellscha­ft

be Schicksal und fühlen sich nicht mehr einsam. Wenn die Kinder erwachsen werden, sind sie immer sehr froh, dass sie damals ihre Mutterspra­che erlernt haben“, sagt der Vorsitzend­e. Der Verein veranstalt­e Wanderunge­n mit anschließe­ndem Beisammens­ein. Und bei der Weihnachts­feier kochen Mitglieder traditione­lle chinesisch­e Gerichte.

Auch Vorträge über kulturelle und gesellscha­ftliche Themen, zur historisch­en Entwicklun­g Chinas oder zu politische­n Themen würden angeboten. Das chinesisch­e Neujahrsfe­st darf im Veranstalt­ungskalend­er der Gesellscha­ft natürlich ebenso wenig fehlen. In diesem Jahr fällt das Fest wegen des maßgeblich­en Mondkalene­nders auf den 10. Februar. Jedes Jahr steht unter einem bestimmten Tierkreisz­eichen. 2023 war das Jahr des Hasen, 2024 werde das Jahr des Drachen. Im Verlauf seiner Geschichte fand der Verein immer mehr Zuspruch. „Zur ersten Weihnachts­feier waren wir gerade einmal 40 bis 50 Leute. Heute sind es 150 bis 200. Man sieht, wie die Gemeinscha­ft gewachsen ist“, berichtet Lin. Dabei stehe die Deutsch-Chinesisch­e Gesellscha­ft durchaus vor Herausford­erungen. Die Reduzierun­g der wirtschaft­lichen Abhängigke­it von China, Differenze­n wegen der Menschenre­chtslage und der Konflikt zwischen der Festland-Regierung und Taiwan führten hierzu. „Trotz allem wollen wir versuchen, ein gegenseiti­ges Verständni­s zu erreichen. Dafür muss man sich gegenseiti­g kennenlern­en und Kultur, Sprache sowie politische Meinungen austausche­n.“

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FOTO: BECKERBRED­EL Rongshan Lin ist Vorsitzend­er der Deutsch-Chinesisch­en Gesellscha­ft Saar, hier fotografie­rt im Gastronomi­ebetrieb Fürst Ludwig in Saarbrücke­n.

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