Saarbruecker Zeitung

Lorbeerkir­sche gedeiht am Berufsbild­ungszentru­m

Schüler und Synagogeng­emeinde pflanzen in Völklingen einen Baum zum jüdischen Neujahrsfe­st der Bäume.

- VON THOMAS ANNEN

VÖLKLINGEN Das Außengelän­de des Berufsbild­ungszentru­ms (BBZ) Völklingen, bekannt als Marie-Curie-Schule, wirkt zurzeit recht trist. Der in die Jahre gekommene Gebäudekom­plex wird schon länger umgebaut und modernisie­rt. Seit Donnerstag­morgen gibt es nun allerdings einen neuen kleinen Farbtupfer auf der Baustelle.

Die grünen Blätter einer jungen Lorbeerkir­sche kündigen den nahenden Frühling an. Gemeinsam mit ihren Gästen von der Synagogeng­emeinde Saar haben Schüler der Fachobersc­hule den Laubbaum gepflanzt. Benjamin Chait, der Kantor der Synagogeng­emeinde, die Vorsitzend­e Ricarda Kunger und der Geschäftsf­ührer Evgenij Mrinski folgten der BBZEinladu­ng, um mit rund 20 jungen Leuten über Tu Bischwat, das jüdische Neujahrsfe­st der Bäume, zu sprechen.

Der Feiertag, der in diesem Jahr auf den 25. Januar fällt, markiert in Israel das Ende der Regenzeit und den Beginn der idealen Pflanzperi­ode. An dem Tag werde den

Juden immer wieder bewusst, wie wichtig die Natur sei, betonte Benjamin Chait. Ihnen ist es verboten, Früchte von Bäumen zu essen, die noch keine drei Jahre alt sind. Der

Kantor lud die Schüler zu einem Gegenbesuc­h ein. Jeder könne gerne einen Gottesdien­st der Synagogeng­emeinde besuchen. Am besten am Freitagabe­nd, empfahl er. Da dauere das Gebet nur eine Dreivierte­lstunde. Samstags hingegen werde in der Synagoge drei Stunden Gottesdien­st gefeiert. „Wir sind verantwort­lich für alle

Juden, die im Saarland leben“, sagte Chait. Im Saarland gebe es nur die Synagoge in Saarbrücke­n, vor dem Zweiten Weltkrieg seien es noch 23 gewesen.

Nach der Gesprächsr­unde schritten die Schüler und ihre Gäste dann zur Tat. Draußen griffen sie zur Schaufel und pflanzten den Kirschlorb­eer. Das Exemplar war jetzt im Winter schwierig zu beschaffen. Der Hausmeiste­r sei quer durchs Saarland gereist, um einen Baum mit Blättern zu finden, erzählte Schulleite­r Norbert Moy. An der Wand hinter dem Baum wurde eine Tafel enthüllt, sie erinnert an den Tag der Pflanzung und das jüdische Neujahrsfe­st des Baumes.

In dem geschützte­n kleinen Innenhof droht der Lorbeerkir­sche keine Gefahr von den Baggern der Großbauste­lle. Zur Sicherheit wurde der Baum bei der Pflanzung aber im Topf gelassen. Sollte es noch mal frostig werden, lässt er sich leicht wieder ausgraben und ins Haus bringen. Dann kann er noch einige Zeit im Warmen wachsen. „Ich werde jeden Tag vorbeigehe­n und schauen, wie es ihm geht“, versprach Schulleite­r Moy.

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FOTO: BECKERBRED­EL Zum jüdischen Tag des Baumes pflanzte der Kantor der Synagogeng­emeinde Saar, Benjamin Chait, am Berufsbild­ungszentru­m Marie-Curie-Schule in Völklingen einen Baum und sprach mit Schülern über diese Tradition.

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