Lorbeerkirsche gedeiht am Berufsbildungszentrum
Schüler und Synagogengemeinde pflanzen in Völklingen einen Baum zum jüdischen Neujahrsfest der Bäume.
VÖLKLINGEN Das Außengelände des Berufsbildungszentrums (BBZ) Völklingen, bekannt als Marie-Curie-Schule, wirkt zurzeit recht trist. Der in die Jahre gekommene Gebäudekomplex wird schon länger umgebaut und modernisiert. Seit Donnerstagmorgen gibt es nun allerdings einen neuen kleinen Farbtupfer auf der Baustelle.
Die grünen Blätter einer jungen Lorbeerkirsche kündigen den nahenden Frühling an. Gemeinsam mit ihren Gästen von der Synagogengemeinde Saar haben Schüler der Fachoberschule den Laubbaum gepflanzt. Benjamin Chait, der Kantor der Synagogengemeinde, die Vorsitzende Ricarda Kunger und der Geschäftsführer Evgenij Mrinski folgten der BBZEinladung, um mit rund 20 jungen Leuten über Tu Bischwat, das jüdische Neujahrsfest der Bäume, zu sprechen.
Der Feiertag, der in diesem Jahr auf den 25. Januar fällt, markiert in Israel das Ende der Regenzeit und den Beginn der idealen Pflanzperiode. An dem Tag werde den
Juden immer wieder bewusst, wie wichtig die Natur sei, betonte Benjamin Chait. Ihnen ist es verboten, Früchte von Bäumen zu essen, die noch keine drei Jahre alt sind. Der
Kantor lud die Schüler zu einem Gegenbesuch ein. Jeder könne gerne einen Gottesdienst der Synagogengemeinde besuchen. Am besten am Freitagabend, empfahl er. Da dauere das Gebet nur eine Dreiviertelstunde. Samstags hingegen werde in der Synagoge drei Stunden Gottesdienst gefeiert. „Wir sind verantwortlich für alle
Juden, die im Saarland leben“, sagte Chait. Im Saarland gebe es nur die Synagoge in Saarbrücken, vor dem Zweiten Weltkrieg seien es noch 23 gewesen.
Nach der Gesprächsrunde schritten die Schüler und ihre Gäste dann zur Tat. Draußen griffen sie zur Schaufel und pflanzten den Kirschlorbeer. Das Exemplar war jetzt im Winter schwierig zu beschaffen. Der Hausmeister sei quer durchs Saarland gereist, um einen Baum mit Blättern zu finden, erzählte Schulleiter Norbert Moy. An der Wand hinter dem Baum wurde eine Tafel enthüllt, sie erinnert an den Tag der Pflanzung und das jüdische Neujahrsfest des Baumes.
In dem geschützten kleinen Innenhof droht der Lorbeerkirsche keine Gefahr von den Baggern der Großbaustelle. Zur Sicherheit wurde der Baum bei der Pflanzung aber im Topf gelassen. Sollte es noch mal frostig werden, lässt er sich leicht wieder ausgraben und ins Haus bringen. Dann kann er noch einige Zeit im Warmen wachsen. „Ich werde jeden Tag vorbeigehen und schauen, wie es ihm geht“, versprach Schulleiter Moy.