Saarbruecker Zeitung

Hoffen auf das Wunder von Köln

Die deutsche Handball-Nationalma­nnschaft bestreitet an diesem Freitag ihr EM-Halbfinale gegen Weltmeiste­r Dänemark.

- VON JORDAN RAZA UND ERIC DOBIAS

KÖLN (dpa) Vor dem Duell mit den übermächti­gen Dänen baten Deutschlan­ds Handballer um göttlichen Beistand. „Vielleicht gibt es ja jemanden da oben, der am Freitag ganz besonders auf uns aufpasst“, sagte Linksaußen Rune Dahmke und blickte flehend an die Betondecke der Kölner Arena-Katakomben. Danach ergänzte er hoffnungsv­oll: „Wenn du irgendwo eine Chance auf ein Wunder hast, dann in Köln.“.

Die Rollen vor dem deutschen EM-Halbfinale gegen das skandinavi­sche Top-Team an diesem Freitag (20.30 Uhr/ZDF und Dyn) sind klar verteilt. Dänemark ist OlympiaZwe­iter, Weltmeiste­r, EM-Dritter und absoluter Top-Favorit auf den Titel. Die deutsche Mannschaft, die sich gerade erst auf den Weg zurück in die Weltspitze macht, wirkt dagegen vergleichs­weise unerfahren und weist vor allem in der Breite weniger individuel­le Qualität auf.

Und doch: Die deutschen Spieler glauben an ihre Chance. „Es ist das

Geilste auf der Welt, ein Halbfinale vor unseren Fans spielen zu dürfen“, sagte Spielmache­r Juri Knorr und forderte: „Wir brauchen einen besonderen Tag, viele handballer­ische Zutaten sowie Mut und Mentalität.“Ähnlich bewertete Dahmke die Ausgangsla­ge. „Du hast ein Halbfinale zu Hause vor ausverkauf­tem Haus. Und trotzdem hast du nicht den Druck auf deiner Seite. Das ist etwas Besonderes“, befand der Routinier.

Die deutsche Mannschaft ist heiß. U21-Weltmeiste­r Justus Fischer forderte von allen „Geilheit auf das Spiel“. Kapitän Johannes Golla versprach ein anderes Gesicht als beim ernüchtern­den 24:30 im abschließe­nden Hauptrunde­nspiel gegen Kroatien. Worin sich die gesamte DHB-Auswahl sicher ist: Das Wunder kann nur mit der Magie der Zuschauer gelingen. Knorr startete daher einen flehenden Appell an die rund 20 000 Zuschauer. „Die Fans sind ein riesiger Faktor. Es war bisher gigantisch, aber wir brauchen noch mehr. Wir brauchen das Doppelte“forderte Deutschlan­ds Spielmache­r: „Jeder muss für uns brüllen.“So wie vor 17 Jahren, als die Fans das DHBTeam zum WM-Titel trugen.

Auf Bundestrai­ner Alfred Gislason wartet vor dem Anpfiff eine Mammutaufg­abe. Wie bereitet man seine Spieler auf eine Mannschaft vor, die eigentlich keine Schwächen hat?

„Ich wünschte, sie hätten Schwächen. Ich bin froh, dass ich nicht Trainer bin und die Jungs auf die Dänen einstellen muss“, sagte Torhüter Andreas Wolff. Der Respekt vor dieser Über-Mannschaft aus dem Norden ist riesig. Angst macht sich in den deutschen Reihen aber nicht breit. „Es ist kein Geheimnis, dass die Dänen den schönsten, besten und effektivst­en Handball spielen. Aber es wird eine geile Herausford­erung sein. Die sollen zeigen, wie gut sie sind“, sagte Rückraumsp­ieler Philipp Weber angriffslu­stig. „Eins aus zehn Spielen gewinnen wir. Wann dieses eine Spiel ist, weiß keiner“, sagte Jungstar Nils Lichtlein. Gislason ist sicher: „Wir brauchen die beste Leistung der letzten Jahrzehnte, um eine Chance zu haben. Wir hoffen auf einen Sahne-Tag.“

Vor allem im Angriffssp­iel muss sich einiges tun. Die Chancenver­wertung ist bei dieser Heim-EM das große Manko im deutschen Spiel. Und eines ist klar: Eine Mannschaft wie Dänemark verzeiht keine Fehlwürfe. „Wir müssen im Angriff einfach konsequent­er unsere Abschlüsse finden und dann auch mit Auge werfen und nicht einfach blind draufballe­rn“, forderte Kreisläufe­r Fischer. Aber egal ob im Tor, in der Abwehr oder im Angriff – das DHBTeam braucht auf allen Positionen die Maximallei­stung.

„Wir brauchen die beste Leistung der letzten Jahrzehnte.“Bundestrai­ner Alfred Gislason zum Halbfinale gegen Weltmeiste­r Dänemark

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FOTO: WELLER/DPA Deutschlan­ds Handball-Bundestrai­ner Alfred Gislason (rechts) und seine Mannschaft wissen, welches Brett da an diesem Freitag mit Weltmeiste­r Dänemark auf sie wartet.

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