Gefährliche Selfie-Hotspots in aller Welt
Es ist die Jagd nach dem perfekten Bild. Dafür überschreiten Menschen Grenzen. Sie übersteigen Absperrungen oder posieren zu nah an Abgründen.
HANOI/WIEN/NEU DELHI/RIO DE JANEIRO (dpa) Sei es in einem alten Fort in Indien, der Innenstadt von Hanoi oder mitten in den österreichischen Alpen: Vor atemberaubendem Hintergrund können Menschen beim Schnappschuss ihre eigene Sicherheit vergessen. Der Drang nach spektakulären Motiven führt nicht nur zu gefährlichen Situationen, sondern auch immer wieder zu tragischen Todesfällen. Eine Auswahl von Orten aus aller Welt, an denen das Fotografieren mit Risiko einhergeht:
Ein beliebter Selfie-Ort in Indien ist ein steiler Weg zum im Bundesstaat Maharashtra. Der Aufstieg reizt viele gerade in der Regenzeit, wenn die Steinstufen, die hier direkt in den fast 80 Grad senkrechten Felsen gehauen sind, rutschig sind und der Wind stark bläst. Wegen des Risikos und Adrenalinschubs, kommentieren einige Menschen auf der Plattform „Trip Advisor“. „Der Abstieg ist schwieriger als der Aufstieg, weil wir dann sehen können, wohin wir fallen, wenn wir ausrutschen“, schreibt einer der Nutzer. Akshay Sunil Patil, der ganz in der Nähe lebt, sagt, dass er Abenteuersport und „aufregende Orte“wie Harihar Fort liebe. Angst habe er dabei nicht.
Der Klettersteig am mit der spektakulären Himmelsleiter lockt jedes Jahr Tausende von manchmal schlecht ausgerüsteten Menschen an. „Die Leute wissen nicht, worauf sie sich einlassen. Es ist ein Wahnsinn“, sagt der Ausbildungsleiter der Alpinpolizei Oberösterreich, Kurt Arnold. Der Steig im Salzkammergut gilt auch für erfahrene Alpinisten als schwer, auf der rund 40 Meter langen Himmelsleiter schwebt jeder rund 100 Meter über einer Schlucht. „An manchen Sommertagen stehen 50 Leute an der Einstiegsstelle“, sagt Arnold. Einige hätten ihm zufolge nicht einmal die zwingend nötige Klettersteigausrüstung mit. „Es gibt immer Nachahmer“, kritisiert Arnold das Verhalten vieler Besucher. Zuletzt starb ein
Brite auf dem Steig, andere Touristen mussten erschöpft geborgen werden.
Die Millionenmetropole Rio de Janeiro ist nicht nur für ihre weltberühmten Strände bekannt, sondern auch für die unzähligen spektakulären Aussichtspunkte. Einer davon ist der Felsen von
– einer Klippe auf 350Metern Höhe mit einem Ausblick auf die malerischen Küstenstrände, Bergketten und den atlantischen Regenwald. Touristen und Einheimische lassen sich hier an der Spitze des Felsens in scheinbar waghalsigen Posen ablichten: ob kopfüber mit den Fußspitzen hängend oder bei dem Versuch, einarmige Klimmzüge zu machen. Tatsächlich befindet sich der Felsen aber nur wenige Zentimeter über dem Boden und die Fotos erwecken nur aus bestimmten Winkeln den Eindruck, die Person würde am Rande eines Abgrunds stehen. Dennoch gab es im September 2023 einen Vorfall, der tragisch hätte enden können: Zwei Männer gerieten aufgrund eines Fotos aneinander und stürzten eine kurze Strecke den Hügel hinunter. Nur weil einer von ihnen darum bat, den Streit zu beenden, konnte Schlimmeres verhindert werden. Offiziell ist die berühmte
in Vietnams Hauptstadt Hanoi seit Jahren für Besucher gesperrt. Dennoch überwinden Touristen immer wieder die Barrieren mit großen Warnschildern, um an der fotogenen Zugtrasse – die zwischen engen Häuserblocks hindurchführt – Selfies zu schießen. In der Vergangenheit gab es mehrmals Zwischenfälle: Einmal musste ein Zug eine Notbremsung machen, um nicht mit Besucherscharen zu kollidieren. 2022 war ein Urlauber aus Südkorea von einem langsam fahrenden Zug gestreift worden. Er hatte Glück und wurde nur leicht verletzt. Angezogen von spektakulären Fotos im Internet waren seit 2018 immer mehr Schaulustige angereist. Die Train Street wurde zum Instagram-Hotspot. Cafés und Souvenirstände öffneten, Anwohner bauten Essensstände auf, Restaurants stellten in der „zugfreien“Zeit sogar Tische direkt auf die Schienen. Schließlich sperrten die Behörden die Sehenswürdigkeit wegen der großen Gefahren.
„Die Leute wissen nicht, worauf sie sich einlassen. Es ist ein Wahnsinn“Kurt Arnold Ausbildungsleiter der Alpinpolizei