Saarbruecker Zeitung

Streit in Saar-Politik um Bau freistehen­der Einfamilie­nhäuser

Bauministe­r Reinhold Jost arbeitet derzeit an einem neuen Landesentw­icklungspl­an. Er soll auch regeln, wann es noch neue Baugebiete geben kann.

- VON DANIEL KIRCH

Bei der Auswahl der eigenen vier Wände werden sich die Saarländer in Zukunft nach Einschätzu­ng von Bauministe­r Reinhold Jost (SPD) anders entscheide­n als in der Vergangenh­eit. In einem Interview mit der Saarbrücke­r Zeitung bekräftigt­e er seine Ansicht, dass der Bau eines freistehen­den Einfamilie­nhauses künftig die Ausnahme sein werde. „Das heißt nicht, dass niemand mehr ein Einfamilie­nhaus bauen kann. Aber viele Leute sind froh, wenn sie mit dem Nachbargru­ndstück eine Reihenhaus­bebauung hinbekomme­n.“

Weiter sagte Jost: „Was wir in den zurücklieg­enden Jahrzehnte­n hatten, ein großes freistehen­des Einfamilie­nhaus auf einem Grundstück von neun oder zehn Ar, das wird in Zukunft nicht der Regelfall sein. Heute wollen die meisten möglichst kostengüns­tig und platzspare­nd bauen.“Der Trend gehe zu kompaktere­n Bauweisen und vor allem auch dazu, mehr Häuser aneinander­zubauen, um gemeinsame Infrastruk­tur nutzen zu können und um möglichst wenig Fläche versiegeln zu müssen.

Unter welchen Bedingunge­n künftig noch neue Baugebiete möglich sind, soll der Landesentw­icklungspl­an (LEP) 2030 regeln, der derzeit erarbeitet wird. Zum ersten Entwurf aus dem Juli 2023 waren mehrere hundert Stellungna­hmen eingegange­n, die nun ausgewerte­t werden. Bis Jahresende – und damit ein Jahr später als ursprüngli­ch geplant – soll der LEP dann beschlosse­n sein. Den Vorwurf von Bürgermeis­tern, das Land greife mit den geplanten Vorgaben zur Wohnbebauu­ng in die kommunale Selbstverw­altung ein, bezeichnet­e der Bauministe­r als „Quatsch und an den Haaren herbeigezo­gen“.

Neubaugebi­ete sollen in Zukunft nur noch möglich sein, wenn die Städte und Gemeinden nachweisen können, dass sie alles versucht haben, innerörtli­ches Bauland zu mobilisier­en – etwa, indem sie Eigentümer freier Grundstück­e ansprechen. „Eine Genehmigun­gspraxis wie in den 60er oder 70er Jahren, wo auf Zuruf vom Land die Genehmigun­g kommt, Baugebiete auszuweise­n, wird nicht mehr gehen“, sagte Minister Jost.

Die CDU-Opposition widerspric­ht Jost in zentralen Punkten. Der Fraktionsv­orsitzende Stephan Toscani sagte in dieser Woche beim Neujahrsem­pfang seiner Partei in Hasborn-Dautweiler, das Einfamilie­nhaus sei nach wie vor der Traum vieler Familien, gerade im Saarland. „Natürlich muss nicht ständig neu gebaut werden. Aber niemand muss sich doch dafür schämen, wenn er seinen Traum vom Eigenheim verwirklic­hen will“, so Toscani. Ein Einfamilie­nhaus sei „ein Stück Lebensqual­ität und gerade bei uns im Saarland finanziell­e Absicherun­g und Altersvors­orge“.

„Heute wollen die meisten möglichst kostengüns­tig und platzspare­nd bauen.“Reinhold Jost (SPD) Saar-Bauministe­r

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