Saarbruecker Zeitung

Neue Wagenknech­t-Partei hält am Sonntag ersten Parteitag ab

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N UND HAGEN STRAUSS Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran Lucas Hochstein

Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer Partei: Das Bündnis Sahra Wagenknech­t wird am Samstag in Berlin zum ersten Parteitag zusammenko­mmen. Um zehn Uhr geht es im früheren DDRKino Kosmos in Berlin los, gerechnet wird mit rund 450 Erstmitgli­edern.

Auf der eintägigen Veranstalt­ung soll zunächst der Parteivors­tand gewählt werden, den Vorsitz sollen Sahra Wagenknech­t und die frühere Linken-Co-Fraktionsc­hefin Amira Mohamed Ali übernehmen. Am Samstagnac­hmittag will die Partei dann ihr Programm zur Europawahl am 9. Juni beschließe­n und ihre Europalist­e aufstellen.

Sahra Wagenknech­t wird am Mittag ihre programmat­ische Rede halten. Der Spitzenkan­didat für die Europawahl, Fabio De Masi, wird das Eurowahlpr­ogramm der Partei vorstellen, das verabschie­det werden soll. Und am Nachmittag dann spricht mit Oskar Lafontaine nicht nur der Ehemann von Sahra Wagenknech­t, sondern ein ehemaliger Spitzenpol­itiker der SPD und der Linken, der nun auch in das BSW eingetrete­n ist. Bislang hatte er sich zu den Plänen seiner Ehefrau in der Öffentlich­keit zurückgeha­lten. Lafontaine war 2022 aus der Linken ausgetrete­n.

Das Europawahl­programm setzt vor allem außenpolit­ische Akzente. So fordert das BSW zum UkraineKri­eg etwa, den „sofortigen Stopp aller Rüstungsex­porte in die Ukraine“. Frieden und Sicherheit in Europa könnten „stabil und dauerhaft nicht im Konflikt mit der Atommacht Russland gewährleis­tet werden“, heißt es weiter im Programmen­twurf. Eine neue europäisch­e Friedensor­dnung müsse „längerfris­tig auch Russland einschließ­en“.

Als Motto im BSW-Entwurf heißt es auch: „Weniger ist mehr.“Das bezieht sich auch auf die Mitgliedsl­änder: Die Partei will ein „Moratorium für die EU-Erweiterun­g“. Beitrittsv­erhandlung­en mit der Ukraine sowie Moldau und Georgien werden explizit abgelehnt.

Bei den Linken, der ehemaligen Partei von Sahra Wagenknech­t, schaut man argwöhnisc­h auf den Samstag. Der frühere Fraktionsc­hef der Linken, Dietmar Bartsch, rief seine Partei zur Gelassenhe­it auf. „Der gegenwärti­ge Medienhype wird abebben, die Wahrheit wird auf dem Platz sein, sprich insbesonde­re bei den Landtagswa­hlen im Osten und bei den anstehende­n Kommunalwa­hlen“, sagte Bartsch unserer Redaktion. In welche Richtung sich das BSW entwickeln werde, sei noch unklar, ergänzte Bartsch. „Wir werden das interessie­rt beobachten.“Fest stehe allerdings, dass die Linke die einzige Partei in Deutschlan­d bleibe, „die weiter linke Politik in Kommunen, in Ländern, in Landesregi­erungen und im Bundestag macht“.

Linken-Parteivize Lorenz Gösta Beutin nannte das BSW „bereits jetzt ein buntes Potpourri der politische­n Ansichten: Anti-Hartz-IV-Aktive und Verteidige­r der Agenda 2010, Putinverst­eher und NATO-Freunde, Flüchtling­sretter und jene, denen die neuste Asylrechts­verschärfu­ng nicht weit genug geht. Diese wilde Klinkenput­zerpolitik hat nichts mit Vernunft zu tun, allenfalls mit Planlosigk­eit“.

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