Saarbruecker Zeitung

Proteste erhöhen Druck im Kampf gegen Rechtsextr­emismus

Die Demonstrat­ionen gegen Rechtsextr­emismus gehen weiter. Dabei wird auch die Ampel-Regierung und deren Anteil am Erstarken der AfD kritisiert.

- VON JANA WOLF

diesem Wochenende werden wieder Tausende Menschen bei Protesten gegen Rechtsextr­emismus und die AfD auf deutschen Straßen erwartet. Laut dem Bündnis „Zusammen gegen rechts“, hinter dem die Kampagneno­rganisatio­n „Campact“steht, sind von Freitag bis Sonntag in mehr als 200 Dörfern und Städten Demonstrat­ionen geplant. Inzwischen hat die Protestwel­le auch Österreich erreicht: Am Freitag fanden etwa in Wien, Salzburg und Innsbruck Kundgebung­en statt, die sich vor allem gegen die rechtspopu­listische FPÖ richten. In Deutschlan­d finden die Massenprot­este großen Zuspruch bei den demokratis­chen Parteien und auch innerhalb der Bundesregi­erung. Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius (SPD) hat seine Teilnahme an einer Demonstrat­ion am Samstag in Osnabrück angekündig­t. Zuvor hatten sich bereits Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) und andere Regierungs­mitglieder den Protesten angeschlos­sen.

Dabei wird bei den Demonstrat­ionen häufig auch die Politik der Ampel-Regierung und deren Anteil am Erstarken der in Teilen gesichert rechtsextr­emen AfD kritisiert. Der Druck auf die Bundesregi­erung nimmt zu, ihren Kampf gegen Rechtsextr­emismus weiter zu verstärken. So lässt sich auch erklären, dass Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) einen Fokus darauf richten will, persönlich­e und finanziell­e Verbindung­en in rechtsextr­emen Netzwerken aufzudecke­n.

Zuspruch kommt aus den Ampel-Fraktionen. „Die Zerschlagu­ng rechtsextr­emer Finanzieru­ngsnetzwer­ke ist ein vergleichs­weise effektiver Schritt, um den Aufbau rechtsextr­emer Strukturen zu erschweren“, sagte die Grünen-Innenpolit­ikerin Misbah Khan unserer Redaktion. „Wir schauen uns bereits sehr genau an, welche Hürden die Arbeit unserer Sicherheit­sbehörden behindern und werden diese korrigiere­n“, so Khan, die Berichters­tatterin für Rechtsextr­emismus der Grünen im Innenaussc­huss des Bundestags ist.

Mit Blick auf eine mögliche weitere Beobachtun­g der AfD durch den Verfassung­sschutz forderte der innenpolit­ische Sprecher der SPDFraktio­n, Sebastian Hartmann, dass dabei auch „mögliche Verbindung­en zu Russland und Finanzströ­me aus Russland“beleuchtet werden sollten. Im März wird das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster darüber urteilen, ob der Verfassung­sschutz die gesamte AfD als Verdachtsf­all einstufen darf.

Heikler als das Unterbinde­n von Finanzströ­men in rechtsextr­emen Netzwerken ist die Frage nach einem möglichen Ausschluss der AfD aus der Parteienfi­nanzierung oder gar nach einem Parteiverb­ot. Erst in dieser Woche hatte das Bundesverf­assungsger­icht geurteilt, dass die rechtsextr­eme frühere NPD, die inzwischen „Die Heimat“heißt, von der staatliche­n Finanzieru­ng ausgeschlo­ssen wird.

Nach Ansicht des innenpolit­ischen Sprechers der Unionsfrak­tion, Alexander Throm, zeigt das Urteil, „dass unsere Demokratie wehrhaft ist und dies auch bleiben wird“. Throm weiter: „Ob ein solches Verfahren oder andere Instrument­e auch gegen andere Parteien wie die AfD angestrebt werden sollten, ist jedoch zuerst einmal die Entscheidu­ng der Bundesregi­erung.“Der SPD-Innenpolit­iker Hartmann ist bei der Frage nach einem AfD-Parteiverb­ot ebenfalls zurückhalt­end. Die Voraussetz­ungen dafür seien hoch.

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