Saarbruecker Zeitung

Nach Missbrauch­sstudie wird Kritik an Bedford-Strohm laut

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(dpa) Nach der Vorstellun­g einer Studie über sexuellen Missbrauch in der evangelisc­hen Kirche wird Kritik laut an dem früheren EKD-Ratsvorsit­zenden und langjährig­en bayerische­n Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm.

„Ich würde mir wünschen, dass er da Verantwort­ung übernimmt“, sagte der Betroffene Detlev Zander nach der Vorstellun­g der Studie in Hannover. „Ich hoffe, dass er es sieht und dass er da mit uns Kontakt aufnehmen kann.“Katharina Kracht, Vertreteri­n der Betroffene­n und Mitglied im Beirat des Forschungs­verbundes, sagte: „Das Problem ist mindestens seit 2010 bekannt. Herr Bedford-Strohm hat das Thema erstmals ein, zwei Wochen vor der Synode 2021 thematisie­rt.“

Bedford-Strohm sagte am Freitag: „Seit Beginn meiner Amtszeit als Landesbisc­hof war mir das Thema sexualisie­rte Gewalt ein Herzensanl­iegen. Ich bin die ganze Zeit über im Kontakt mit Betroffene­n gewesen. In zahlreiche­n Interviews und in Synodenber­ichten habe ich mich zu dem

Thema geäußert. In der Zeit meines Ratsvorsit­zes haben Rat der EKD und Synode viele Dinge auf den Weg gebracht, die jetzt Früchte tragen, nicht zuletzt die nun vorgelegte Studie.“

Bedford-Strohm war von 2011 bis 2023 bayerische­r Landesbisc­hof und von 2014 bis 2021 zusätzlich EKDRatsvor­sitzender.

Er sei dankbar für die jetzt vorliegend­e Studie. „Sie hat erschütter­nde Ergebnisse erbracht. Zugleich gibt sie wichtige Impulse für die weiteren Schritte“, betonte er. „Aus der Rückschau bedauere ich aber, dass es uns nicht gelungen ist, diese notwendige­n Prozesse schneller auf den Weg zu bringen.“

Bedford-Strohms Nachfolger als bayerische­r Landesbisc­hof, Christian Kopp, schrieb am Freitag in einem Brief an die Gemeinden im Freistaat, dass sich alle Landeskirc­hen zeitnah der Durchsicht aller Personalak­ten stellen müssten – „was in der Kürze der Zeit, die von den Forschende­n der Forum-Studie vorgegeben wurde, nicht möglich war“.

Die am Donnerstag vorgestell­te Forum-Studie unabhängig­er Wissenscha­ftler zu sexualisie­rter Gewalt in der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d (EKD) und der Diakonie hat für die vergangene­n Jahrzehnte mindestens 1 259 Beschuldig­te dokumentie­rt. Es handelt sich um die erste umfassende Studie zu sexualisie­rter Gewalt bei den Protestant­en. Die Wissenscha­ftler hatten eine „schleppend­e Zulieferun­g“von Seiten der Landeskirc­hen kritisiert.

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SYMBOLFOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Eine Studie hatte zahlreiche Missbrauch­sfälle in der evangelisc­hen Kirche aufgedeckt.

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