Wird der Führerschein bald unerschwinglich?
Es ist auch eine Erhebung des ADAC Ende des vergangenen Jahres gewesen, die die Politik jetzt auf den Plan ruft. Den Führerschein zu machen, wird immer teurer. Wird der „Lappen“sogar bald unerschwinglich für junge Leute?
Bei der Umfrage des Automobilclubs im November gaben 46 Prozent derjenigen an, die ihren Führerschein relativ frisch gemacht hatten, 2 500 bis 3 500 Euro ausgegeben zu haben. Für Fahrschulstunden, Antrags- und Prüfungsgebühren sowie Sehtest, Erste-Hilfe-Kurs und Passbilder. 22 Prozent berichteten sogar von Gesamtkosten zwischen 3 500 und 4 500 Euro. Bei 56 Prozent musste die Familie komplett die Rechnung übernehmen – deutlich mehr als noch drei Jahre zuvor.
Laut ADAC ist der Kostenanstieg gerade bei Fahrstunden schon seit einigen Jahren zu beobachten. Spürbar nach oben sei es vor allem in den vergangenen zwei Jahren gegangen – durch gestiegene Fahrzeug-, Sprit- und vor allem Personalkosten infolge der Inflation. „Insgesamt ist es nicht verwunderlich, dass der Führerschein teurer geworden ist. Allein schon, weil vieles mehr kostet“, so ADAC-Sprecherin Katharina Lucà zu unserer Redaktion. Auch sei feststellbar, dass die Fahrschüler immer länger bräuchten. Hauptgrund dafür sei der komplexer werdende Straßenverkehr. „Mehr Autos, die unterwegs sind, dazu E-Scooter oder Lastenfahrräder“, erläuterte die Sprecherin. Nach Ansicht von Experten ist das veränderte Straßengeschehen auch eine Ursache dafür, dass die Quote derer, die zunächst einmal durch die theoretische oder praktische Prüfung fallen, immer weiter ansteigt – was wiederum die individuellen Kosten erhöht. Zuletzt gab es in manchen Bundesländern knapp 50 Prozent Durchgefallene.
Für Florian Müller (CDU), Verkehrsexperte der Unionsfraktion, ist angesichts der Entwicklung klar: „Die individuelle Mobilität, vor allem von jungen Menschen im ländlichen Raum, ist akut bedroht.“Die Kosten des Führerscheins lägen auf einem Allzeithoch, „der Führerschein wird zum Luxusgut“. Müller sieht erheblichen Reformbedarf rund um die Fahrausbildung: „Das heutige Fahrschulwesen ist im Kern weit mehr als 30 Jahre alt, als an digitales Lernen, Fahrsimulatoren und an Smartphones noch nicht zu denken war.“Es brauche ein „digitales Upgrade“, ein größeres Fahrschulangebot und mehr Prüfungskapazitäten, betonte CDUPolitiker Müller. Im Frühjahr will die Unionsfraktion daher ein umfassendes Konzept vorlegen, um den „Lappen“wieder bezahlbarer zu machen.
Dem Vernehmen nach, gibt es allerdings auch schon Überlegungen im Bundesverkehrsministerium, wie man gegensteuern kann. Darüber hinaus soll das Thema Führerschein alsbald eine Rolle bei der Verkehrsministerkonferenz spielen. So kündigte etwa Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) kürzlich eine entsprechende Initiative an. In Berlin warten etwa 20 000 Fahrschüler auf ihre Prüfung, weil Prüfer fehlen.
Wer den Job machen will, muss bisher eine Ingenieursausbildung vorweisen können – Ziel ist es nun, diese Regelung aufzuweichen und die hohen Anforderungen an den Prüferberuf zu reduzieren. Laut ADAC-Sprecherin Lucà ist der Personalmangel ebenso ein Grund, warum die Kosten so angestiegen sind. Auch der Fahrlehrermangel sei stellenweise gravierend. „Es gibt terminliche Probleme für Fahrstunden und Prüfungen.“Das verlängere die Führerscheinausbildung. „Und es erhöht die Zahl der Fahrstunden, weil sich die Praxiserfahrung hinzieht.“
Bei den Fahrlehrerverbänden sieht man das Problem zwar, verweist aber darauf, dass die Belastungen für die Fahrschulen erheblich gestiegen sind. Der Vize-Vorsitzende der Bundesvereinigung, Kurt Bartels, sagte unserer Redaktion, bei der Digitalisierung sei man schon sehr weit, gerade im theoretischen und administrativen Bereich. Der Kostendruck auf die Fahrschulen entstehe auch durch einen erheblichen bürokratischen Aufwand und immer mehr Auflagen.
Zu guter Letzt: „Der Spritpreis zum Beispiel schlägt voll ins Kontor. Wenn die Politik die Kosten senken will, brauchen wir da eine spezielle Entlastung.“Wie die Bauern steuerlich begünstigt würden, so müsse es eine ähnliche Hilfe für die Fahrschulen geben, betonte Bartels.