Rixecker: Wir haben auch Verantwortung für Frieden
Die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau jährt sich am Samstag zum 75. Mal. Auch im Saarland gibt es viele Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nazi-Regimes. Der Großteil davon waren jüdische Menschen. Für deren Schutz trage Deutschland nach wie vor eine besondere Verantwortung, betont der AntisemitismusBeauftragte des Saarlandes, Professor Roland Rixecker. „Wir tragen diese Verantwortung hier, in Deutschland, aber wir tragen sie auch für einen israelischen Staat, der sich frei und gerecht entwickeln kann“, betont Rixecker.
Dennoch könne an der israelischen Regierung auch Kritik geübt werden. „Man muss sogar darauf hinweisen, dass die rechtsextremistischen Teile der gegenwärtigen israelischen Regierung Ziele verfolgen, die von Deutschland nicht gebilligt werden können“, sagt er. „Wir haben ja gerade in den vergangenen Tagen auch von führenden Politikern der Bundesrepublik Deutschland gehört, was sie hinsichtlich der ZweiStaaten-Lösung für richtig empfinden und ich kann das nur teilen“, merkt er an. Zuletzt hatte sich etwa Bundesaußenministerin Annalena
Baerbock (Grüne) für eine ZweiStaaten-Lösung ausgesprochen. Rixecker betont: „Wir haben nicht nur eine Verantwortung für den Schutz und die Sicherheit jüdischer Bürger und für Israel als die Zufluchtsstätte für eben diese, sondern auch eine Verantwortung für den Frieden.“Israel-Kritik in jener Form, wie sie etwa durch die „Boycott, Divestment and Sanctions“-Bewegung (dt.: Boykott, Desinvestionen und Sanktionen, kurz: BDS) angeregt wird, hält Rixecker hingegen für antisemitisch. Wegen ihrer vermuteten BDS-Nähe sowie angeblich undifferenzierter Aussagen zum Gaza-Krieg wurde zuletzt die für dieses Jahr geplante Ausstellung der Künstlerin Candice Breitz in der Modernen Galerie in Saarbrücken abgesagt. Zumindest ihre BDS-Nähe ließ sich im Nachgang nicht beweisen. Auch im Fall Breitz war der Begriff der „Cancel Culture“allgegenwärtig. „Es gibt derzeit Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler, die von einer Zensur in Deutschland, einer Cancel Culture also, sprechen “, sagt Rixecker. Diese behaupteten, dass sie ein Redeverbot hätten, sich nicht äußern dürften. „Und diesen Unsinn erzählen sie dann in zahllosen Interviews und Beiträgen“, sagt Rixecker. Das halte er für widersprüchlich.
Für Rixecker ist klar: Die BDS ist eine in weiten Teilen antisemitische Bewegung, die dazu auffordere, israelische Künstler, Sportler und Literaten auszuladen. „Und dann beklagen sich Leute, die Teil der Bewegung sind oder ihr nahe stehen, darüber, dass man ihre Auffassung nicht unbedingt hören will.“Für Rixecker ein Zeichen von Selbstgerechtigkeit und mangelnder Empathie: „Das muss uns Sorgen machen.“