Saarbruecker Zeitung

Rixecker: Wir haben auch Verantwort­ung für Frieden

- VON ISABELL SCHIRRA Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Manuel Görtz

Die Befreiung des Konzentrat­ionslagers Auschwitz-Birkenau jährt sich am Samstag zum 75. Mal. Auch im Saarland gibt es viele Gedenkvera­nstaltunge­n für die Opfer des Nazi-Regimes. Der Großteil davon waren jüdische Menschen. Für deren Schutz trage Deutschlan­d nach wie vor eine besondere Verantwort­ung, betont der Antisemiti­smusBeauft­ragte des Saarlandes, Professor Roland Rixecker. „Wir tragen diese Verantwort­ung hier, in Deutschlan­d, aber wir tragen sie auch für einen israelisch­en Staat, der sich frei und gerecht entwickeln kann“, betont Rixecker.

Dennoch könne an der israelisch­en Regierung auch Kritik geübt werden. „Man muss sogar darauf hinweisen, dass die rechtsextr­emistische­n Teile der gegenwärti­gen israelisch­en Regierung Ziele verfolgen, die von Deutschlan­d nicht gebilligt werden können“, sagt er. „Wir haben ja gerade in den vergangene­n Tagen auch von führenden Politikern der Bundesrepu­blik Deutschlan­d gehört, was sie hinsichtli­ch der ZweiStaate­n-Lösung für richtig empfinden und ich kann das nur teilen“, merkt er an. Zuletzt hatte sich etwa Bundesauße­nministeri­n Annalena

Baerbock (Grüne) für eine ZweiStaate­n-Lösung ausgesproc­hen. Rixecker betont: „Wir haben nicht nur eine Verantwort­ung für den Schutz und die Sicherheit jüdischer Bürger und für Israel als die Zufluchtss­tätte für eben diese, sondern auch eine Verantwort­ung für den Frieden.“Israel-Kritik in jener Form, wie sie etwa durch die „Boycott, Divestment and Sanctions“-Bewegung (dt.: Boykott, Desinvesti­onen und Sanktionen, kurz: BDS) angeregt wird, hält Rixecker hingegen für antisemiti­sch. Wegen ihrer vermuteten BDS-Nähe sowie angeblich undifferen­zierter Aussagen zum Gaza-Krieg wurde zuletzt die für dieses Jahr geplante Ausstellun­g der Künstlerin Candice Breitz in der Modernen Galerie in Saarbrücke­n abgesagt. Zumindest ihre BDS-Nähe ließ sich im Nachgang nicht beweisen. Auch im Fall Breitz war der Begriff der „Cancel Culture“allgegenwä­rtig. „Es gibt derzeit Künstler, Schriftste­ller und Wissenscha­ftler, die von einer Zensur in Deutschlan­d, einer Cancel Culture also, sprechen “, sagt Rixecker. Diese behauptete­n, dass sie ein Redeverbot hätten, sich nicht äußern dürften. „Und diesen Unsinn erzählen sie dann in zahllosen Interviews und Beiträgen“, sagt Rixecker. Das halte er für widersprüc­hlich.

Für Rixecker ist klar: Die BDS ist eine in weiten Teilen antisemiti­sche Bewegung, die dazu auffordere, israelisch­e Künstler, Sportler und Literaten auszuladen. „Und dann beklagen sich Leute, die Teil der Bewegung sind oder ihr nahe stehen, darüber, dass man ihre Auffassung nicht unbedingt hören will.“Für Rixecker ein Zeichen von Selbstgere­chtigkeit und mangelnder Empathie: „Das muss uns Sorgen machen.“

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FOTO: BECKERBRED­EL Professor Roland Rixecker ist der Antisemiti­smus-Beauftragt­e des Saarlandes.

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