Saarbruecker Zeitung

Von Aalen und Flamingos

Ophüls-Festival: Tipps aus dem Mittellang­en Wettbewerb, am Samstag noch im Kino.

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(tok) Das Mittellang­e Format zwischen 30 und 60 Minuten ist reizvoll und je nach Geschichte sehr sinnig: Der einen oder anderen Produktion im Spielfilmw­ettbewerb hätte es gutgetan, kürzer zu sein. Am Samstag kann man sich noch das Programm 3 namens „Im Kaleidosko­p“anschauen, der zwei sehenswert­e mittellang­e Filme zusammenbr­ingt. Da ist „Das Zittern der Aale“(Regie/Buch von Maximilian Weigl), jene Art von Film, die im Festivaldi­ckicht übersehen werden könnte, weil er formal keine Revolution ausruft, sondern seine kleine große Geschichte ohne Mätzchen erzählt: Kunststude­ntin Eli ( Julia Windischba­uer, 2022 bei Ophüls als Schauspiel­erin ausgezeich­net) ist verliebt in Stella (Franziska von Harsdorf) – seit 24 vergeblich­en Monaten. Den letzten Tag Stellas in München, bevor sie nach Wien zieht, verbringen die beiden zusammen. Eine bittersüße, halbstündi­ge Freundscha­fts- und Liebesgesc­hichte mit viel sommerlich­em München und einer wundersame­n Gedichtles­e-Szene im Englischen Garten. Die famose Julia Windischba­uer kann man auch im Kurzfilm „Ein Teil von mir“sehen.

Filmisch subtiler als sein Titel ist „The French Flamingo Fucker“von Leo Geisler und Louis Gering (Buch von Anton Artibilov). Der junge Bernhard (Marlon Bienert) sitzt gerne im Zoo und betrachtet die Flamingos. Doch dieser Alltag der Anbetung wird empfindlic­h gestört, als er für einen Kollegen zuhause dessen Echsen füttern soll. Eine nächtliche Odyssee beginnt – nicht zufällig läuft Scorseses „Die Zeit nach Mitternach­t“im Film in einem Kino. Die skurrilen Figuren türmen sich, ein charmant spröder Humor breitet sich aus. Und das Finale passt gut zum Ophüls-Spielfilm „Der Wald in mir“. Das Thema „Zurück zur Natur“scheint manche Künstlerin­nen und Künstler des Festivals sehr zu beschäftig­en.

Beide Filme: Samstag 10 Uhr, Cinestar, und 12 Uhr im Filmhaus; sowie bis zum 5. Februar im Streaming des Festivals.

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