Geheimtipp oder Nerventest?
Ophüls-Festival: Zwei Produktionen aus dem Spielfilmwettbewerb.
(tok) So geht es manchmal: Ein Film, der einen selbst etwas ratlos und auch geistig ermattet zurückgelassen hat, wird einem von einem Kollegen empfohlen und ans Herz gelegt. Mit „Immerhin: Die Kunst, die Kunst“führt uns Antonia Walther (Regie, Buch, Produktion) in das Gewusel einer Theaterproduktion; die Proben laufen, das Stück soll sich um die dunklen Seiten der Pharma-Industrie drehen, mit im Projekt ist eine Psychologin. Die hat aber ihre eigenen Vorstellungen von Stück und Regie, was die ohnehin grenzhysterischen Zustände noch etwas wilder macht. Zwischendurch zieht die Regisseurin Walther noch eine zweite Ebene ein, wenn das Team ihres
Films als Filmteam auftaucht. „Ich habe die ganze Nacht versucht, es zu verstehen“ist ein sinniger Satz des Films, in dem sich exaltierte Künstlertypen tummeln und türmen. Wie weit man sich im Kino darauf einlassen mag und kann, wird sich an der Stabilität des eigenen Nervenkostüms entscheiden. (Sonntag ab 12 Uhr im Cinestar 3 und bis zum 5. Februar im Streaming.)
Noch an diesem Samstag im Kino, aber nicht im Streaming ist „Krzyk – Losing Control“zu sehen, inszeniert von Ewa Wikiel, geschrieben von ihr und Halina Rasinski. Lena (Gina Henek) fährt abends von ihrer Arbeit im Labor nach Hause, alles scheint gut, ihr Freund nimmt am Telefon schon mal ihre Wünsche fürs Abendessen entgegen. Doch als sie an einem brennenden Auto vorbeifährt und den letzten Schrei der Fahrerin hört, ist ihr Leben abrupt ein anderes. Aus dem Schock heraus will sie die Identität der Toten ergründen, lernt den Witwer kennen und verliert langsam den Bezug zur Realität und der eigenen Identität. Beruf und Beziehung drohen zu kollabieren. Vielleicht mag da nicht alles inhaltlich nachvollziehbar sein – aber gespielt und filmisch gestaltet ist „Krzyk“exzellent, nicht zuletzt mit eindrücklichen, atmosphärischen Bildern von Kameramann Konstantin Minnich.
Samstag,