Wann kommt der Wasserstoff aus Fenne?
EU-Genehmigung zur Förderung des Projektes verzögert sich. – Neuer Eigentümer des Betreibers steht hinter dem Millionen-Vorhaben.
2,6 Milliarden Euro. In Zehn-Euro-Scheinen, hintereinander zusammengefügt, wäre das ein 33 000 Kilometer langes Papierband – das könnte man drei Mal um den Mond wickeln. Es ist also nicht gerade Kleingeld, was da vom Bund als Fördersumme zur Transformation der saarländischen Stahlindustrie fließt und am Freitag von Wirtschaftsminister Robert Habeck symbolisch übergeben wurde. Aber neben dem Geld braucht die Stahlindustrie noch etwas anderes: eine ganze Menge Wasserstoff, um den „grünen Stahl“überhaupt produzieren zu können. Und da sollte es doch etwas aus Völklingen-Fenne geben?
Auch für den durch das Unternehmen Steag geplanten „Hydro-Hub“zur Produktion von Wasserstoff wäre eine staatliche Förderung notwendig, um das Projekt zu stemmen. Doch diese Förderung muss von der EU genehmigt werden, und die Entscheidung, die eigentlich schon vor etwa zwei Jahren fallen sollte, steht noch immer aus, werde nun aber im ersten Quartal des neuen Jahres erwartet, so Iquony-Pressesprecher Daniel Mühlenfeld auf Anfrage.
Der Essener Energiekonzern Steag, der einem Konsortium aus sechs Stadtwerken im Ruhrgebiet gehörte, hatte sich Anfang 2023 unter dem Dach der Steag-GmbH aufgesplittet: Die Kraftwerk-Sparte bekam den Namen „Steag Power“, der „grüne“Geschäftsbereich mit erneuerbaren Energien den Namen „Iqony“. Damit wollte das Stadtwerke-Konsortium den Konzern für den schon länger angestrebten Verkauf attraktiver machen und fand schließlich auch einen Käufer: Asterion, eine spanische Beteiligungsgesellschaft, kaufte im Juli Steag für 2,6 Milliarden Euro. Der Kauf, versichert Mühlenfeld, habe keinen negativen Einfluss auf den Standort Völklingen. Eher im Gegenteil, denn Asterion habe eine sehr gute Investitionskraft und wolle ausdrücklich in die Geschäftsfelder, die auch von Iquony vertreten werden, investieren, um die Wertigkeit des Unternehmens zu erhöhen.
Auch Asterion selbst hatte bereits angekündigt, den Geschäftsbereich der „grünen Technologien“erheblich auszubauen und etwa in Energieträger wie Wasserstoff, Batteriespeicher, Solar- und Windenergie
sowie in Fernwärme zu investieren. „Unser Unternehmen steht voll hinter der Energie- und Wärmewende. Steag ist optimal aufgestellt, um in Deutschland und Europa einen maßgeblichen Beitrag zur Umstellung auf saubere, wettbewerbsfähige und zuverlässige Energieträger wie Solar und Wind zu leisten“, zitiert das „Privat Banking Magazin“Jesús Olmos, den Geschäftsführer von Asterion Industrial Partners.
Aber wie ist das denn nun mit der noch ausstehenden Zustimmung durch die Europäische Kommission? Mühlenfeld erklärt die Hintergründe: Die grundlegende Linie ist, verkürzt ausgedrückt, dass die Länder der Europäischen Union eigentlich kein Unternehmen subventionieren dürfen. Die Europäische Kommission macht aber Ausnahmen, wenn es dabei um ein „IPCEI“geht, um ein „Wichtiges Projekt von gesamteuropäischem Interesse“(„Important Project of Common European Interest“). Wird also der Hydrohub Fenne als „IPCEI“eingestuft, dann darf er auch durch die Bundesregierung gefördert werden, was dann aber wiederum noch ausgehandelt werden muss. Das Unternehmen sei
jedoch positiv gestimmt und setze „alles darauf, dass das funktioniert“. Allerdings können erst dann die endgültigen Verträge etwa mit den Technik-Lieferanten geschlossen
werden, wenn auch in Sachen Ausnahmegenehmigung und Förderung alles unter Dach und Fach ist.
Der Hydrohub in Fenne wird, wenn er denn fertiggestellt ist, zu
Iqony gehören, das (Reserve)-Kraftwerk direkt daneben, auf dessen Gelände der Hydrohub stehen wird, zu Steag, beides dann unter dem Dach von Asterion. Mit der Genehmigung
durch die EU können aber auch bestimmte Bedingungen einhergehen, wer als Abnehmer des Wasserstoffs infrage kommt. Das kann mit der Wirtschaftlichkeit des WasserstoffVerkaufs zusammenhängen (welcher Kunde zahlt am meisten?), aber auch mit Umwelt-Gesichtspunkten: Wie verbessert der Wasserstoff-Verkauf die CO2-Bilanz des Käufers? Die tatsächlichen Bedingungen werden jedoch erst bekannt, wenn die Ausnahmegenehmigung der Europäischen Kommission vorliegt. Aber kommt denn Saarstahl als Kunde in Frage? Mühlenfeld bittet um Verständnis, dass man dazu, mit Blick auf Mitbewerber und die noch ausstehende Entscheidung der Europäischen Kommission, noch nichts sagen könne.
Das Unternehmen stehe jedenfalls zu der in Fenne geplanten Investition. Bereits vor einem knappen Jahr war bekannt geworden, dass Iqony in den Hydrohub Fenne statt „nur“50 Millionen Euro, wie zunächst vorgesehen, 125 Millionen Euro investieren will. – Das wäre dann immerhin ein Zehn-Euro-Scheine-Band in Luftlinie von Saarbrücken bis Kopenhagen.