Saarbruecker Zeitung

Vor dem großen Fällen gab es eine Panne

Dass so viele Bäume entlang der Fernwärmel­eitung bei Camphausen weichen mussten, war nicht nur für die Anwohner ein Ärgernis. Die Gemeinde Quierschie­d fühlt sich schlecht informiert. Die Kritik stieß im Umweltmini­sterium auf Verständni­s.

- VON DIETER STEINMANN Produktion dieser Seite: Frank Kohler Michael Emmerich

Die vielen gefällten Bäume entlang der Fernwärmel­eitung im Quierschie­der Ortsteil Fischbach-Camphausen haben viele Anwohner entsetzt. Und die Gemeinde zeigte sich irritiert, dass sie über die Arbeiten vorab nicht informiert wurde. Jetzt hat das Umweltmini­sterium auf SZ-Anfrage erläutert, was es mit dem großen Abholzen auf sich hat.

Schon im Dezember hatten sich Anwohner wegen der vom Saarforst vorgenomme­nen Fällarbeit­en in Camphausen an die Gemeinde gewandt. Sie hielten die Maßnahmen zum Schutz der dort oberirdisc­h verlegten Fernwärmel­eitung vor umstürzend­en Bäumen für überzogen. Die Gemeinde Quierschie­d reagierte prompt und forderte eine Stellungna­hme vom Revierleit­er des Saarforst-Landesbetr­iebes.

Bürgermeis­ter Lutz Maurer: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Verantwort­lichen bei diesem sehr sensiblen Thema im Vorfeld mit entspreche­nden Informatio­nen auf uns zugekommen wären.“

Während SZ-Anfragen an die Betreiber der Fernwärmel­eitung, die Iqoni Energis GmbH, an den Eigentümer des betroffene­n Waldstücks, den Saarforst-Landesbetr­ieb, und an das Landesamt für Umwelt und Arbeitssch­utz (LUA) liefen, gab es einen Ortstermin von Gemeindeve­rtretern,

Anrainern und Saarforst-Vertretern. Ein Mitarbeite­r des Landesbetr­iebes erklärte die Fällungen mit der Notwendigk­eit, die Fernwärmel­eitung vor umstürzend­en Bäumen zu schützen. Neuer Bewuchs sei aber „in den Startlöche­rn“. Nur werde der künftig durch rechtzeiti­gen Rückschnit­t kleiner gehalten als die bisherigen Bäume. Die Gemeinde Quierschie­d teilte mit, dass für den Frühsommer eine erneute Begehung der betroffene­n Fläche vorgesehen sei.

Inzwischen liegen auch die Stellungna­hmen der Beteiligte­n auf die Anfragen der SZ vor. Der Betreiber der Fernwärmel­eitung, die Iqony

Energis GmbH, teilte nur mit, die Verantwort­ung für die Ausführung der Arbeiten liege nicht bei ihr, sondern beim Saarforst. Das dem Landesbetr­ieb übergeordn­ete Umweltmini­sterium übernahm die Stellungna­hme

und räumte zunächst „die Panne bei der Kommunikat­ion mit der Gemeinde“ein, die „sich nicht wiederhole­n werde“.

Mit Blick auf die Arbeiten entlang der Fernwärmet­rasse bekräftigt­e Ministeriu­mssprecher Matthias Weber die Dringlichk­eit der vom Saarforst vorgenomme­nen Baumfällun­gen. Die Gefahr aufgrund von Waldschäde­n sei gestiegen. „Im vergangene­n Sommer fügte ein umgestürzt­er Baum der Fernwärmel­eitung erhebliche­n Schaden zu. Um weitere Schäden zu vermeiden, musste der Saarforst-Landesbetr­ieb als Flächenbew­irtschafte­r diese Maßnahmen umsetzen“, so Weber.

Dabei sei es darum gegangen, die Versorgung­ssicherhei­t zu gewährleis­ten. Und zwar nicht nur für Privathaus­halte, sondern auch für das Knappschaf­tsklinikum Sulzbach.

Das Ministeriu­m verwies außerdem darauf, dass es sich bei den Arbeiten um „wiederkehr­ende Freistellu­ngsmaßnahm­en“handele. Und zwar mit allen Genehmigun­gen und unter Einhaltung aller Regeln.

In den vergangene­n Jahren habe sich der Zustand der Bäume im betroffene­n Gebiet durch Dürren insgesamt verschlech­tert. „In Kombinatio­n mit dem eher lockeren Kiesboden und der ohnehin geringen Baumdichte ist bei Stürmen die Gefahr von Baumstürze­n größer geworden“, erklärte Weber. Die Baumfällun­gen seien auch deshalb massiver ausgefalle­n.

Insgesamt wurden nach Angaben des Umweltmini­steriums um die Fernwärmel­eitung herum auf einer Fläche von elf Hektar Waldbäume gefällt. Das Holz, vorwiegend Eiche und Buche, wird in der Region verkauft. Dabei geht ein Großteil von 260 Festmetern als Fassholz an eine Firma bei Bitche ins benachbart­e Frankreich.

Weitere 120 Festmeter werden regional als Brennholz verkauft. „Die Erlöse verbleiben beim Saarforst und werden an anderen Stellen der Waldpflege wieder zugutekomm­en“, so Matthias Weber.

Im Bereich um die Fernwärmel­eitung in Fischbach-Camphausen sei eine Ersatzauff­orstung nicht vorgesehen und auch nicht erforderli­ch. Dort wird zukünftig unter Beobachtun­g des zuständige­n Revierförs­ters ein stufenförm­iger „Waldumbau“angestrebt. Mit niedrigen Hecken und Sträuchern nahe der Fernwärmel­eitung und einem nahtlosen Übergang in den noch vorhandene­n Wald.

Das dem Landesbetr­ieb übergeordn­ete Umweltmini­sterium räumte „die Panne bei der Kommunikat­ion mit der Gemeinde“ein, die „sich nicht wiederhole­n werde“.

 ?? FOTO: DIETER STEINMANN ?? Baumfällun­gen an der Fernwärmel­eitung in Fischbach-Camphausen erhitzen die Gemüter. Die Verantwort­lichen betonen, wie wichtig das Abholzen war. Bessere Kommunikat­ion soll künftig für mehr Klarheit sorgen.
FOTO: DIETER STEINMANN Baumfällun­gen an der Fernwärmel­eitung in Fischbach-Camphausen erhitzen die Gemüter. Die Verantwort­lichen betonen, wie wichtig das Abholzen war. Bessere Kommunikat­ion soll künftig für mehr Klarheit sorgen.

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