Vor dem großen Fällen gab es eine Panne
Dass so viele Bäume entlang der Fernwärmeleitung bei Camphausen weichen mussten, war nicht nur für die Anwohner ein Ärgernis. Die Gemeinde Quierschied fühlt sich schlecht informiert. Die Kritik stieß im Umweltministerium auf Verständnis.
Die vielen gefällten Bäume entlang der Fernwärmeleitung im Quierschieder Ortsteil Fischbach-Camphausen haben viele Anwohner entsetzt. Und die Gemeinde zeigte sich irritiert, dass sie über die Arbeiten vorab nicht informiert wurde. Jetzt hat das Umweltministerium auf SZ-Anfrage erläutert, was es mit dem großen Abholzen auf sich hat.
Schon im Dezember hatten sich Anwohner wegen der vom Saarforst vorgenommenen Fällarbeiten in Camphausen an die Gemeinde gewandt. Sie hielten die Maßnahmen zum Schutz der dort oberirdisch verlegten Fernwärmeleitung vor umstürzenden Bäumen für überzogen. Die Gemeinde Quierschied reagierte prompt und forderte eine Stellungnahme vom Revierleiter des Saarforst-Landesbetriebes.
Bürgermeister Lutz Maurer: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Verantwortlichen bei diesem sehr sensiblen Thema im Vorfeld mit entsprechenden Informationen auf uns zugekommen wären.“
Während SZ-Anfragen an die Betreiber der Fernwärmeleitung, die Iqoni Energis GmbH, an den Eigentümer des betroffenen Waldstücks, den Saarforst-Landesbetrieb, und an das Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA) liefen, gab es einen Ortstermin von Gemeindevertretern,
Anrainern und Saarforst-Vertretern. Ein Mitarbeiter des Landesbetriebes erklärte die Fällungen mit der Notwendigkeit, die Fernwärmeleitung vor umstürzenden Bäumen zu schützen. Neuer Bewuchs sei aber „in den Startlöchern“. Nur werde der künftig durch rechtzeitigen Rückschnitt kleiner gehalten als die bisherigen Bäume. Die Gemeinde Quierschied teilte mit, dass für den Frühsommer eine erneute Begehung der betroffenen Fläche vorgesehen sei.
Inzwischen liegen auch die Stellungnahmen der Beteiligten auf die Anfragen der SZ vor. Der Betreiber der Fernwärmeleitung, die Iqony
Energis GmbH, teilte nur mit, die Verantwortung für die Ausführung der Arbeiten liege nicht bei ihr, sondern beim Saarforst. Das dem Landesbetrieb übergeordnete Umweltministerium übernahm die Stellungnahme
und räumte zunächst „die Panne bei der Kommunikation mit der Gemeinde“ein, die „sich nicht wiederholen werde“.
Mit Blick auf die Arbeiten entlang der Fernwärmetrasse bekräftigte Ministeriumssprecher Matthias Weber die Dringlichkeit der vom Saarforst vorgenommenen Baumfällungen. Die Gefahr aufgrund von Waldschäden sei gestiegen. „Im vergangenen Sommer fügte ein umgestürzter Baum der Fernwärmeleitung erheblichen Schaden zu. Um weitere Schäden zu vermeiden, musste der Saarforst-Landesbetrieb als Flächenbewirtschafter diese Maßnahmen umsetzen“, so Weber.
Dabei sei es darum gegangen, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Und zwar nicht nur für Privathaushalte, sondern auch für das Knappschaftsklinikum Sulzbach.
Das Ministerium verwies außerdem darauf, dass es sich bei den Arbeiten um „wiederkehrende Freistellungsmaßnahmen“handele. Und zwar mit allen Genehmigungen und unter Einhaltung aller Regeln.
In den vergangenen Jahren habe sich der Zustand der Bäume im betroffenen Gebiet durch Dürren insgesamt verschlechtert. „In Kombination mit dem eher lockeren Kiesboden und der ohnehin geringen Baumdichte ist bei Stürmen die Gefahr von Baumstürzen größer geworden“, erklärte Weber. Die Baumfällungen seien auch deshalb massiver ausgefallen.
Insgesamt wurden nach Angaben des Umweltministeriums um die Fernwärmeleitung herum auf einer Fläche von elf Hektar Waldbäume gefällt. Das Holz, vorwiegend Eiche und Buche, wird in der Region verkauft. Dabei geht ein Großteil von 260 Festmetern als Fassholz an eine Firma bei Bitche ins benachbarte Frankreich.
Weitere 120 Festmeter werden regional als Brennholz verkauft. „Die Erlöse verbleiben beim Saarforst und werden an anderen Stellen der Waldpflege wieder zugutekommen“, so Matthias Weber.
Im Bereich um die Fernwärmeleitung in Fischbach-Camphausen sei eine Ersatzaufforstung nicht vorgesehen und auch nicht erforderlich. Dort wird zukünftig unter Beobachtung des zuständigen Revierförsters ein stufenförmiger „Waldumbau“angestrebt. Mit niedrigen Hecken und Sträuchern nahe der Fernwärmeleitung und einem nahtlosen Übergang in den noch vorhandenen Wald.
Das dem Landesbetrieb übergeordnete Umweltministerium räumte „die Panne bei der Kommunikation mit der Gemeinde“ein, die „sich nicht wiederholen werde“.