Ein bisschen Endspiel-Charakter
Zweitligist SV Elversberg tritt bei Hansa Rostock an und kann den Abstand nach unten entscheidend vergrößern.
Ist es „nur“ein richtungweisendes Spiel oder doch eine Partie mit Endspiel-Charakter? An diesem Samstag (13 Uhr/Sky) ist die SV Elversberg in der 2. FußballBundesliga zu Gast beim FC Hansa Rostock. Nach drei Niederlagen und einem Unentschieden ist die SVE auf den zehnten Platz abgerutscht. Der Abstand auf den ersten sicheren Abstiegsplatz beträgt acht Punkte. Und genau auf diesem 17. Platz liegt Rostock zurzeit. Bei einem Elversberger Sieg würde der Abstand auf elf Punkte anwachsen, bei einer Niederlage wären es noch fünf. Zudem ist in einer Woche der ebenfalls abstiegsbedrohte 1. FC Kaiserslautern zu Gast in Elversberg.
„Ich sehe das noch nicht so“, antwortet SVE-Trainer Horst Steffen auf die Endspiel-Frage: „Da wird zu viel draus gemacht. Ich sehe es auch nicht als Endspiel für Rostock. Wir haben den 19. von 34 Spieltagen, da kann noch sehr viel passieren.“Also einen gewissen Druck, das Spiel gewinnen zu müssen, verspürt die Mannschaft nicht? „Wir haben im Trainerteam darüber gesprochen, dass manchmal ein bisschen Druck gut tut, um was Entscheidendes zu machen. Aber da sind wir gerade nicht. Wir sind entspannt fokussiert. Es ist ein Grad an Anspannung da, der da sein muss, sonst nimmt man Dinge zu leicht“, sagt Steffen.
Der 54-Jährige hat seine extrem offensive Taktik zuletzt eingedämmt. Beim 2:2 am vergangenen Samstag gegen Hannover 96 spielte die SVE mit einer Fünfer-Abwehrkette und zwei defensiven Mittelfeldspielern davor. Trotzdem kassiert die SVE fast zwei Gegentore im Schnitt pro Spiel. Ob es gegen Rostock wieder das alte Offensiv-System mit Viererkette gibt oder das defensivere mit Fünferkette, verrät Steffen nicht.
Die Rostocker haben vor den Offensiv-Qualitäten der Saarländer großen Respekt. „Es ist ein kleiner Verein, der mit den besten Fußball in dieser Liga spielt. Das ist einfach Fakt. Es gibt Zahlen, die das bele
gen. Bei den Elversbergern laufen einige Automatismen ab“, sagt der neue Trainer Mersad Selimbegovic.
Er feierte in der vergangenen Woche bei der 0:3-Niederlage in Nürnberg einen denkbar unglücklichen Einstand. Sein Team kassierte alle drei Tore nach Standards. Zu seinem ersten Heimspiel im Ostsee-Stadion werden am Samstag 22 000 Zuschauer erwartet. „Wir müssen Elversberg unser Spiel aufdrücken. Wenn wir die ihr Spiel machen lassen, wird es für uns brutal schwer“, sagt Selimbegovic.
Das total verrückte Hinspiel der beiden Clubs im vergangenen August sah der Hansa-Trainer vor dem Fernseher. Die SV Elversberg führte lange mit 1:0. In der 14-minütigen (!) Nachspielzeit ließ Joseph Boyamba eine 100-prozentige Torchance liegen, Jannik Rochelt verschoss sogar einen Elfmeter. In der 10. und 13. Minute der Nachspielzeit erziel
te Juan José Perea das 1:1 und 2:1 für Rostock und versetzte die SVE in eine Schockstarre.
„Wir waren kurz davor, unser erstes Spiel in der 2. Bundesliga zu gewinnen, und dann nimmt das alles so einen Lauf. So etwas willst du als Sportler nicht erleben“, sagt Steffen bei den Gedanken an die Partie im Ludwigsparkstadion. „Ich hoffe, dass wir das Spiel ohne Nachspielzeit und so einen Krimi hinkriegen“, meint dagegen Selimbegovic.
Während bei der SVE Kapitän Kevin Conrad mit einem Innenbandanriss im Knie ausfällt und die Personalsorgen in der Innenverteidigung verschärft, ist bei den Rostockern Mittelfeldspieler Sebastian Vasiliadis wegen AchillessehnenProblemen nicht mit dabei.
Die SVE ist am Freitag mit einem gecharterten Flugzeug von Saarbrücken nach Rostock geflogen. Im Jahr 2013 spielte die SVE in der 3. Liga
schon einmal in Rostock. Damals verlor sie mit 0:1. Torschütze war der heutige SVE-Scout David Blacha. Nach dem Spiel hatte die SVE noch einen komfortablen Sieben
Punkte-Vorsprung auf die Stuttgarter Kickers mit ihrem damaligen Trainer Horst Steffen. Am Ende aber stieg die SVE ab, Steffen hielt mit den Kickers die 3. Liga.