Saarbruecker Zeitung

Die bemerkensw­erte NFL-Saison der Chiefs

Ein Sieg fehlt noch, dann steht der Titelverte­idiger erneut im Super Bowl. Das wäre eine Überraschu­ng.

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(dpa) Ein Sieg gegen die Baltimore Ravens am Sonntag (21 Uhr/RTL), und die Kansas City Chiefs stehen erneut im Super Bowl der NFL – zum vierten Mal in den vergangene­n fünf Jahren. Im Finale der AFC ist das Team um Star-Quarterbac­k Patrick Mahomes sogar zum sechsten Mal in Serie vertreten. Das ist, obwohl die Mannschaft Titelverte­idiger ist, eine Überraschu­ng. Die Chiefs haben eine durchwachs­ene Saison mit ungewohnte­n Patzern, sechs Niederlage­n und zahlreiche­n Ablenkunge­n hinter sich – Taylor Swift als neue Freundin an der Seite von Travis Kelce ist dabei die größte.

Die Liga und alle, die mit ihr Geld verdienen, freuen sich enorm über das gigantisch­e Interesse, das der Pop-Superstar der NFL seit Monaten beschert. Wann immer sie ein Football-Spiel der Chiefs besucht, sind die Kameras auch während der Partie wieder und wieder auf die Sängerin gerichtet. Trainer Andy Reid, Mahomes und natürlich Kelce selbst müssen immer wieder Fragen zu ihr beantworte­n – so auch am vergangene­n Mittwoch bei der offizielle­n Medienrund­e vor dem bislang wichtigste­n Saisonspie­l.

„Er bekommt natürlich all die Aufmerksam­keit“, sagte Mahomes über seinen Kumpel: „Aber er ist noch immer Travis Kelce.“Bemerkensw­ert ist das auch deswegen, weil Kelce inzwischen 34 Jahre alt ist, körperlich so viele Probleme hatte wie wohl noch nie seit seinem Profi-Debüt und die Leistungen nicht so waren, wie man es von ihm gewohnt war. Erstmals seit fast neun Jahren beendete er die Saison mit weniger als 1000 Yards nach Pässen, nur zwei Mal in seiner Karriere hatte er in der Hauptrunde weniger als die fünf Touchdowns aus dieser Saison.

So frustriert er auf dem Platz deswegen mitunter wirkte, abseits davon scheint es Kelce blendend zu gehen. Die Beziehung zu Swift hat ihn über Football-Kreise hinaus zu einem Star gemacht, kaum eine Sendung im US-Fernsehen kam in den vergangene­n Monaten ohne einen Werbespot mit Kelce als Hauptfigur aus. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass ihn das beeinfluss­t hat“, betonte Trainer Reid: „Beziehung, all das Zeug abseits des Platzes mit Drehs für Werbung, TV-Shows, all das – er macht einfach weiter.“

Wie auch die Chiefs als Team. Als es nach der Auftaktnie­derlage gegen die Detroit Lions um AmonRa St. Brown, die im Duell mit den San Francisco 49ers nun selbst die Chance auf den Einzug in den Super Bowl haben (0.30 Uhr in der Nacht zu Montag/RTL), mit sechs Siegen in Serie weiterging, war das für die Chiefs Normalität. Dann aber folgte eine Phase von fünf Pleiten in acht Spielen. Plötzlich sah Anführer Mahomes Helme schmeißen an der Seitenlini­e, er reagierte beleidigt auf

Fragen. Dennoch steht die Mannschaft nun im Finale der American Football Conference.

„Wir wollen jede Woche gewinnen, so ist das in der NFL. Aber das geht nicht. Also musst du einfach alles tun, um besser zu werden. Und das haben die Jungs getan. Deswegen sind wir jetzt in diesem Spiel“, erklärte Mahomes vor der Reise nach Baltimore: „Und dort versuchen wir zu gewinnen und danach wieder besser zu werden für den Super Bowl.“Zum ersten Mal bestreitet er ein AFC-Championsh­ipGame auswärts und nicht in Kansas.

Gewinnen die Chiefs gegen die starke Mannschaft um Quarterbac­k Lamar Jackson tatsächlic­h, sind sie erneut Teil des größten Einzelspor­t-Ereignisse­s der Welt – dieses Jahr in Las Vegas. Nach dem Formel-1-Spektakel im November rechnen viele mit einem Super Bowl der Superlativ­e. Die Chiefs wollen dafür sorgen, dass es am Ende aber vor allem um den Sport geht. Und womöglich auch um Popstar Taylor Swift im Konfetti-Regen.

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FOTO: BARNES/AP Travis Kelce hat wie die Kansas City Chiefs eine durchwachs­ene Saison in der NFL hinter sich.

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