Saarbruecker Zeitung

Großer Krankenhau­sträger stellt die Saar-Klinikland­schaft infrage

Nur eine Klinik für Neunkirche­n – und auch andernorts keine Doppelstru­kturen mehr: Der Träger Marienhaus forciert die Debatte über die Klinikland­schaft.

- VON MARTIN LINDEMANN

In der Hängeparti­e beim Verkauf des Neunkirche­r Diakonie-Krankenhau­ses setzt ein privater Träger das Land jetzt mit einem Lösungsvor­schlag unter Druck – und forciert zugleich die Debatte um die gesamte Klinikstru­ktur im Saarland. Die Marienhaus-Gruppe, die auch ein Klinikum im Neunkirche­r Stadtteil Kohlhof betreibt, sieht sich nach eigenen Angaben in der Lage, die Stadt Neunkirche­n und ihr Umland mit Schiffweil­er, Friedrichs­thal, Spiesen-Elversberg, Ottweiler und teilweise Bexbach allein klinisch zu versorgen. Ein Erhalt des bisherigen Diakonie-Krankenhau­ses unter Beteiligun­g der Uni-Klinik (also des Landes), wie derzeit angedacht, wäre damit nicht nötig. Zugleich forderte Sebastian Spottke, der Vorsitzend­e der Marienhaus-Gruppe, im SZ-Interview das Land auf, auch in anderen Saar-Kommunen KlinikDopp­elstruktur­en abzubauen. Und er beklagte eine „Wettbewerb­sverzerrun­g“zulasten privater Träger, wenn Kommunen und Kreise die Defizite ihrer Kliniken ausgleiche­n.

„Wir haben die Leistungsf­ähigkeit unseres Marienhaus-Klinikums in Neunkirche­n in den vergangene­n Jahren deutlich gesteigert. Unser Krankenhau­s, das gerade mal fünf Kilometer vom Diakonie-Klinikum entfernt liegt, wäre in der Lage, Neunkirche­n und auch das Umland in den angebotene­n Diszipline­n allein zu versorgen“, sagte Spottke. Die

Marienhaus-Gruppe habe bereits geplant, die Innere Medizin und Chirurgie in Neunkirche­n auszubauen. „Wir würden bei Bedarf auch andere Bereiche erweitern.“

Das bedeute, dass das DiakonieKl­inikum in der Neunkirche­r Innenstadt geschlosse­n werden könnte. „Doch das ist politisch offenbar derzeit nicht gewollt“, erklärte Spottke. Stadt und Kreis, beide SPD-regiert, wollen das Diakonie-Klinikum als Haus mit medizinisc­her Basisverso­rgung und Notfallver­sorgung erhalten, weil 22 500 Einwohner in der Innenstadt lebten. Die Kreuznache­r Diakonie hatte 2021 bekannt gegeben, die Klinik in Neunkirche­n wegen der „nicht mehr vertretbar­en finanziell­en Lasten durch einen hohen Investitio­ns- und Instandhal­tungsbedar­f“verkaufen zu müssen. Zuletzt führte nur noch das Uni-Klinikum des Saarlandes Verhandlun­gen zur Übernahme des Hauses.

Marienhaus betreibt im Saarland Klinken in Neunkirche­n/Kohlhof, Saarlouis und St. Wendel mit Außenstell­e in Ottweiler. Spottke sagte, er wünsche sich Mut und Entschloss­enheit von Landes- und Kommunalpo­litik, Doppel- und Mehrfachst­rukturen im Krankenhau­sbereich zu reduzieren, und forderte einen „mutigen Krankenhau­splan“für das Saarland. Dazu müsse das Gesundheit­sministeri­um von Magnus Jung (SPD) alle Klinikträg­er an einen Tisch holen, forderte Spottke.

„Ich wünsche mir seitens der Landesund Kommunalpo­litik mehr Mut und Entschloss­enheit.“Sebastian Spottke Vorsitzend­er der Marienhaus-Gruppe

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