Großer Krankenhausträger stellt die Saar-Kliniklandschaft infrage
Nur eine Klinik für Neunkirchen – und auch andernorts keine Doppelstrukturen mehr: Der Träger Marienhaus forciert die Debatte über die Kliniklandschaft.
In der Hängepartie beim Verkauf des Neunkircher Diakonie-Krankenhauses setzt ein privater Träger das Land jetzt mit einem Lösungsvorschlag unter Druck – und forciert zugleich die Debatte um die gesamte Klinikstruktur im Saarland. Die Marienhaus-Gruppe, die auch ein Klinikum im Neunkircher Stadtteil Kohlhof betreibt, sieht sich nach eigenen Angaben in der Lage, die Stadt Neunkirchen und ihr Umland mit Schiffweiler, Friedrichsthal, Spiesen-Elversberg, Ottweiler und teilweise Bexbach allein klinisch zu versorgen. Ein Erhalt des bisherigen Diakonie-Krankenhauses unter Beteiligung der Uni-Klinik (also des Landes), wie derzeit angedacht, wäre damit nicht nötig. Zugleich forderte Sebastian Spottke, der Vorsitzende der Marienhaus-Gruppe, im SZ-Interview das Land auf, auch in anderen Saar-Kommunen KlinikDoppelstrukturen abzubauen. Und er beklagte eine „Wettbewerbsverzerrung“zulasten privater Träger, wenn Kommunen und Kreise die Defizite ihrer Kliniken ausgleichen.
„Wir haben die Leistungsfähigkeit unseres Marienhaus-Klinikums in Neunkirchen in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert. Unser Krankenhaus, das gerade mal fünf Kilometer vom Diakonie-Klinikum entfernt liegt, wäre in der Lage, Neunkirchen und auch das Umland in den angebotenen Disziplinen allein zu versorgen“, sagte Spottke. Die
Marienhaus-Gruppe habe bereits geplant, die Innere Medizin und Chirurgie in Neunkirchen auszubauen. „Wir würden bei Bedarf auch andere Bereiche erweitern.“
Das bedeute, dass das DiakonieKlinikum in der Neunkircher Innenstadt geschlossen werden könnte. „Doch das ist politisch offenbar derzeit nicht gewollt“, erklärte Spottke. Stadt und Kreis, beide SPD-regiert, wollen das Diakonie-Klinikum als Haus mit medizinischer Basisversorgung und Notfallversorgung erhalten, weil 22 500 Einwohner in der Innenstadt lebten. Die Kreuznacher Diakonie hatte 2021 bekannt gegeben, die Klinik in Neunkirchen wegen der „nicht mehr vertretbaren finanziellen Lasten durch einen hohen Investitions- und Instandhaltungsbedarf“verkaufen zu müssen. Zuletzt führte nur noch das Uni-Klinikum des Saarlandes Verhandlungen zur Übernahme des Hauses.
Marienhaus betreibt im Saarland Klinken in Neunkirchen/Kohlhof, Saarlouis und St. Wendel mit Außenstelle in Ottweiler. Spottke sagte, er wünsche sich Mut und Entschlossenheit von Landes- und Kommunalpolitik, Doppel- und Mehrfachstrukturen im Krankenhausbereich zu reduzieren, und forderte einen „mutigen Krankenhausplan“für das Saarland. Dazu müsse das Gesundheitsministerium von Magnus Jung (SPD) alle Klinikträger an einen Tisch holen, forderte Spottke.
„Ich wünsche mir seitens der Landesund Kommunalpolitik mehr Mut und Entschlossenheit.“Sebastian Spottke Vorsitzender der Marienhaus-Gruppe