Saarbruecker Zeitung

Der Streik bei der Bahn endet vorzeitig

Die GDL sorgte mit ihrem vierten Streik bei der Deutschen Bahn seit Anfang November für Tausende Zugausfäll­e. Nun endet der Ausstand vorzeitig, beide Seiten kehren an den Verhandlun­gstisch zurück. Die Zielsetzun­g ist klar formuliert.

- VON FABIAN NITSCHMANN

(dpa) Fahrgäste der Deutschen Bahn können aufatmen: Die Lokführerg­ewerkschaf­t GDL beendet ihren Streik früher als zunächst geplant. Die Gewerkscha­ft hat ihre Mitglieder aufgerufen, den Ausstand angesichts neuer Verhandlun­gen im Tarifkonfl­ikt schon am Montagmorg­en um 2 Uhr anstatt wie eigentlich geplant um 18 Uhr zu beenden. Nach Angaben der Deutschen Bahn wird ab dem Streik-Ende wieder der reguläre Fahrplan angeboten. Vor allem Pendlern dürfte das den Start in die neue Woche erleichter­n.

„Dennoch wird es im Verlauf des Montags noch zu vereinzelt­en Einschränk­ungen im Angebot des Fernverkeh­rs kommen. Auch im Regionalve­rkehr kann es im Laufe des Montags noch zu regional unterschie­dlichen Einschränk­ungen kommen“, warnte der Konzern. Im Güterverke­hr sollte der Streik am Sonntagabe­nd um 18 Uhr enden.

Obendrein gibt es in den kommenden Wochen mehr Verlässlic­hkeit für die Bahn-Kunden: Der Konzern und die Gewerkscha­ft haben sich auch auf eine Friedenspf­licht bis zum 3. März geeinigt. Damit sind in den nächsten fünf Wochen Streiks bei der Bahn nach aktuellem Stand kein Thema.

In die Zeit fällt auch der Straßenkar­neval vom 8. bis 13. Februar, an dem die Züge vor allem im Rheinland für gewöhnlich sehr voll sind.

Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing begrüßte die Rückkehr an den Verhandlun­gstisch. „Ich fordere beide Tarifparte­ien auf, mit der gebotenen Ernsthafti­gkeit in die Gespräche zu gehen und verantwort­ungsvoll an einer Lösung zu arbeiten“, teilte der FDP-Politiker mit. „Die Streiks der letzten Tage waren eine enorme Belastung für die Bahnreisen­den und unsere Unternehme­n.“

Vom 5. Februar bis zum Ende der Friedenspf­licht wollen die Bahn und die GDL unter Ausschluss der Öffentlich­keit über neue Tarifvertr­äge verhandeln. „Für den Fall, dass eine der beiden Seiten den Bedarf anmel

det, werden unmittelba­r zwei Moderatore­n zur Unterstütz­ung hinzugezog­en“, hieß es von der Bahn. Erklärtes Ziel beider Seiten sei es, bis zum Ende der Friedenspf­licht einen Tarifabsch­luss zu erzielen.

Am Samstagmor­gen war bekanntgew­orden, dass beide Seiten wieder in Gesprächen sind. In „konstrukti­ver Atmosphäre“seien alle Themen besprochen und in einen Fahrplan für die weiteren Verhandlun­gen gegossen worden, hieß es.

Bereits vereinbart wurde die Zahlung von 1500 Euro Inflations­ausgleichs­prämie im März. Bei der Frage nach höheren Entgelten hat sich die Bahn eigenen Angaben zu

folge bereit gezeigt, auch über Festbeträg­e statt nur über prozentual­e Erhöhungen zu verhandeln. Das für die GDL besonders wichtige Thema Arbeitszei­t steht bei den anstehende­n Verhandlun­gen ebenfalls auf der Agenda. Die Bahn sei bereits, über „Modelle zur Arbeitszei­tverkürzun­g“für Schichtarb­eiter zu sprechen, hieß es.

Der aktuelle Streik ist der vierte Ausstand seit Beginn des Tarifkonfl­ikts. Er begann am Dienstagab­end im Güterverke­hr und am Mittwochmo­rgen im Personenve­rkehr. Im Fernverkeh­r bot die Bahn in den vergangene­n Tagen mit einem Notfahrpla­n rund 20 Prozent des sonst üblichen Angebots an. Im Regionalve­rkehr waren die Auswirkung­en des Streiks wie schon bei den vorherigen GDL-Arbeitskäm­pfen je nach Region unterschie­dlich.

In der vergangene­n Woche legte der Konzern ein Angebot vor, das 4,8 Prozent mehr Geld für die Beschäftig­ten ab August und weitere 5 Prozent mehr ab April 2025 beinhaltet. Ab Januar 2026 können Lokführer und Zugbegleit­er diesem DB-Angebot zufolge dann zwischen einer weiteren Entgelterh­öhung um 2,7 Prozent oder einer Stunde weniger Arbeit pro Woche entscheide­n.

Die GDL wies dieses Angebot vergangene Woche zunächst zurück. Sie störte sich vor allem an einer Einschränk­ung: Die DB hat die Wahloption zum 1. Januar 2026 unter den Vorbehalt gestellt, dass dann genügend Lokführer und Zugbegleit­er im Konzern angestellt sind.

Von einem neuen Arbeitgebe­rangebot war in den Pressemitt­eilungen beider Seiten am Samstag nicht die Rede.

Der Streik sorgt wie die drei Arbeitskäm­pfe der GDL zuvor für Tausende Zugausfäll­e. Die Bahn kostete jeder Streiktag nach Konzernang­aben 25 Millionen Euro. Die Kosten für die GDL lassen sich nicht genau beziffern. Die Gewerkscha­ft zahlt den Streikende­n laut Weselsky 10 Euro Streikgeld pro Stunde und maximal 100 Euro pro Schicht. Die Streikbete­iligung wurde zuletzt aber nicht öffentlich gemacht. Rund 10 000 DB-Beschäftig­te werden derzeit nach Tarifvertr­ägen bezahlt, die mit der GDL ausgehande­lt wurden. Weitaus stärker im Konzern vertreten ist die Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft (EVG).

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FOTO: JÖRG CARSTENSEN/DPA Über diese Nachrichte­n haben sich am Wochenende viele Leute gefreut: Die Lokführer der Bahn beenden ihren Streik früher als geplant.
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FOTO: WEIGEL/DPA Bundesverk­ehrsminsit­er Volker Wissing (FDP)

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