Sportfreunde Stiller liefern für jeden etwas
Das Zwei-Stunden-Konzert in Kaiserslautern beinhaltet auch eine klare Ansage an Demokratiefeinde.
„Vor ein paar Jahren hätten wir es fast verkackt. Wir drei konnten keine Kompromisse mehr machen“– es stand Spitz auf Knopf bei den Sportfreunden Stiller, macht deren Sänger Peter Brugger beim Konzert in der Kammgarn in Kaiserslautern vergangenen Freitag klar. Zum Glück habe man sich auf die Leute im Umfeld verlassen können – und als man es irgendwann im Tonstudio wieder probiert habe, sei dieses spezielle Band-Gefühl gleich wieder da gewesen. Bis zum neuen Album „Jeder nur ein X“war es da nicht mehr weit.
Und so ist nun auch nicht die Rede von einer Band, die nach knapp 16 Jahren im Streit auseinander ging. Sondern von einer, die gerade zum dritten Mal im Rahmen einer Riesen-Tour in der Kammgarn Station machte. Alle acht Jahre sei man dort, rechnete Brugger vor, dessen Tür zum heimischen Proberaum ein Bandfoto von einem früheren Auftritt dort ziert. Inzwischen vereine man drei Generationen im Publikum, stellt er nach einem forschenden Blick über die 1000 Zuschauer fest. Die haben die Musiker beim ersten Lied singend auf dem Weg zur Bühne einmal durchschritten. Ausverkauft war die Spielstätte kurz nach der Konzertankündigung. Per
Handzeichen geben sicher 80 Prozent an, noch nie bei einem SportisKonzert gewesen zu sein. Die haben also auch seinen Sprung 2008 von der Empore dort ins Publikum verpasst.
Der Abend bietet genau das, was man sich erhoffen konnte: Drei gut aufgelegte Musiker, nahe der Verrücktheit, sympathischüberdreht, selbstironisch. Und in Feierstimmung. Sie ermöglichen eine kleine Alltagsflucht. Alleine die Spieldauer von gut über zwei Stunden verdient ein Lob. Die Stimmung: außerordentlich gut. Am besten bei den Klassikern wie
„Das Kompliment“, „Applaus Applaus“oder „Wellenreiten 54“. Ein Anspielfehler und ein technischer Hänger werden zur Freude des Publikums singend oder erzählend wegimprovisiert.
Für jeden ist etwas dabei, der Auftritt familienfreundlich und eingängig. Die Mischung aus einprägsamen, mitsingbaren Tanzstücken („Alles roger“, „Wunderbare Jahre“, „Ich, Roque“) und leiseren Balladen („Wunder fragen nicht“, „Lass mich nie mehr los“, „Fast wie von selbst“) passt in Kaiserlautern perfekt. Auch das Verhältnis von Oldies aus beinahe einem Vierteljahrhundert und
Songs vom jüngsten Album. Das übrigens trotz der Band-Auszeit durchgängig stark daherkommt und mit „Ibrahimovic“oder „I'm alright“kaum noch wegzudenkende Sportis-Lieder liefert.
Dass mancher der Band nachsagt, weder singen noch sinnvoll texten zu können, haben Brugger und seine Kollegen Rüdiger Linhof (Rüde) und Florian Weber (Flo) längst mit dem ihnen eigenen Humor in ihren Liedern aufgegriffen: „Jetzt zum allerletzten Mal: Wir waren nie die erste Wahl, nur durch Tricks und Gaunerei sind wir vorne mit dabei“, heißt es da etwa. Zur Weißglut kann man die Münchner aber auch treiben: Demokratiefeinde schaffen das besonders gut. Gegen sie müsse man sich wehren. Schnell denkt man da an die AfD. „Nazis fuck off“nimmt Rüde – frenetisch bejubelt - eine Zeile aus dem Lied „Du bist eine Bank“vorweg.
„Feiert euch noch die Seele aus dem Leib, oder geht ins Betti. Bis in acht Jahren oder früher!“schließt Brugger die Show nach der zweiten Zugabe. Und damit einen Abend, an dem die treue Fangemeinde nicht enttäuscht – aber sicher vergrößert wurde.